Egal ob man zu zweit auf einem Motorrad sitzt oder wie Constantin und ich auf getrennten Motorrädern unterwegs ist. Miteinander zu kommunizieren ist nicht einfach. Auf einem Motorrad kann man ggf. noch die Geschwindigkeit drosseln und mit offenem Visier seinem Beifahrer lauthals erklären was man möchte. Auf mehreren Motorrädern beschränkte sich die Kommunikation allerdings oft auf (Licht-)Hupen und wildes Gestikulieren, was den oder die jeweiligen Reisepartner vor die Herausforderung stellt, die Morsezeichen, die im Rückspiegel aufblitzen, zu deuten. Da ich und die meisten Personen, die ich kenne, allerdings ein sehr eingeschränktes Wissen bzgl. des Morsealphabets besitzen, beschränkt sich die Kommunikation während der Fahrt eher auf die Gestik: „Achtung, da drüben…“ oder man muss kurz stehenbleiben, um verbal zu klären, was los ist. Da stehenbleiben aber nun nicht immer möglich ist, gibt es für die Lösung dieses Problems Headsets.
Die Firma Sena war so freundlich uns 2 Exemplare ihres Modells 20S zur Verfügung zu stellen und mein erster Eindruck nach vier Wochen ist ausgezeichnet. Es macht einen riesigen Unterschied, ob man abgeschottet auf dem Motorrad sitzt oder sich mit dem oder den jeweiligen Mitreisenden unterhalten kann. Wir schöpfen hier zu zweit das Potential des 20S keineswegs aus, da das Headset mit bis zu neun anderen Geräten gekoppelt werden kann. Wenn das richtige Protokoll (HFP) unterstützt wird, können sogar Headsets, die nicht von Sena hergestellt wurden verbunden werden. Auch die Reichweite ist beachtlich. Laut Beschreibung ist eine maximale Entfernung von 2 km zu erreichen. Diese zwei Kilometer sind aber nur unter optimalen Bedingungen zu erreichen. In unseren Tests haben wir sehr schnell festgestellt, dass eine Kommunikation nicht mehr möglich ist, sobald sich mehrere Gegenstände zwischen den beiden Geräten befinden. So lässt beispielsweise ein Steinhaus durchaus noch eine Kommunikation zu, sofern man sich nicht zu weit voneinander entfernt. Im Straßenverkehr kann man als Faustregel sagen, dass die Kommunikation bei Sichtkontakt innerhalb der 2km absolut machbar ist. Ein Abbiegen um den nächsten Häuserblock oder mehrere LKW reduzieren diese Reichweite allerdings drastisch. Während unserer bisherigen Tour, hatten wir allerdings kaum Probleme mit der Reichweite. Die einzigen Male wo es zu Verbindungsabbrüchen kam, waren wir auf Schotterpisten unterwegs und hielten aufgrund der enormen Staubentwicklung und der Steinschläge bewusst einen etwas größeren Abstand. Bei Verlust des Sichtkontakts war dann hinter Kurven oder Bergkuppen Ende mit der Kommunikation. Sehr positiv hierbei anzumerken ist aber, dass die Verbindung nicht komplett abreißt. Sobald man wieder in Sichtkontakt ist, steht die Kommunikation wieder. Erst bei enormen Entfernungen bricht auch diese Verbindung ab und man muss erst wieder relativ dicht aufschließen, um eine neue Interkom-Sitzung zu etablieren. Ich bin mit der Leistung der Gegensprechfunktion unterm Strich aber sehr zufrieden. Ich würde sogar sagen, dass dies eines der besten Teile ist, die wir auf der Reise dabei haben. Von einfachen Gesprächen über Warnungen vor Tieren oder enorm großen Schlaglöchern auf der Straße ist durch das 20S alles möglich.
Ein weiteres Feature, was gerade in langweiligen Reiseabschnitten oder alleine zum Tragen kommt, ist die Möglichkeit sowohl Radio als auch Musik aus externen Quellen zu hören. Bei eingeschalteter Kommunikation wird die Musik sofort leise geschaltet, sollte ein Gesprächsteilnehmer sprechen, sodass die Interkom Funktion immer priorisiert behandelt wird. Außerdem ist es möglich die Musik, die man selbst beispielsweise vom Handy hört, auf andere Headsets zu streamen. In unserem Test hat dies leider weniger gut funktioniert. Ein rhythmisches Rauschen war zwar zu vernehmen, allerdings ist dann die Alternative des Motorgeräusches meine präferierte Wahl. Da die Qualität aber deutlich zunahm, sobald die Distanz kleiner wurde, ist diese Funktion wahrscheinlich für zwei Reisende auf einem Motorrad konzipiert.
Bei einem technischen Gerät, welches hauptsächlich mit mehr oder weniger dicken Handschuhen bedient wird, ist außerdem die Anordnung der Bedienelemente extrem wichtig. Das Headset hat insgesamt drei Knöpfe und jeder ist sehr gut zu erreichen. Hierbei wird allerdings der Großteil lediglich über das zentral angebrachte Steuerrad geregelt. Selbst bei Regen mit dicken Wasserdichten Handschuhen hatte ich keinerlei Probleme das Rad zu ertasten und Musik oder Interkom an- und auszuschalten bzw. die Lautstärke zu regeln. Sollte man aus irgendeinem Grund hiermit trotzdem nicht klar kommen, besteht zudem die Möglichkeit das Headset über Sprachbefehle zu steuern.
Als Fazit kann ich dem Sena 20S Headset eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Sowohl die Kernfunktion der Gegensprechanlage (Reichweite und Sprachqualität) als auch der Entertainmentgedanke (MP3 über Bluetooth oder Radio) wurden ausgezeichnet umgesetzt. Was ebenfalls einen großen Pluspunkt bringt ist die Bedienung.