Das mit Abstand anstrengendste Land für Mensch und Maschine durch welches wir bisher gefahren sind heißt Bolivien. Dabei änderte sich zu Beginn kaum etwas zu den Verhältnissen aus Peru. Ca. 120 Kilometer hinter der Grenze liegt bereits La Paz, die Hauptstadt des Landes. Sie befindet sich in einer sehr bergigen Landschaft, weshalb zwischen dem oberen Teil El Alto und dem unteren Teil der Stadt ein Höhenunterschied von knapp 1.000 Metern besteht. Wir kamen zunächst im ärmeren oberen Teil der Stadt auf 4.100 Metern an, ohne zu wissen, dass sich das touristische Stadtzentrum, in dem auch unsere Väter einen Tag später ihr Hotel beziehen würden, im unteren  Teil der Stadt befindet. Wir hatten den Plan uns zunächst ins Zentrum durchzufragen und dort eine Bleibe zu suchen. Wir fragten mehrere Leute, die uns immer wieder in unterschiedliche Richtungen schickten, was letztendlich dazu führte, dass wir uns auf einmal mitten im Leben von La Paz bzw. El Alto und weit weg von Hotels oder Hostels wiederfanden. Ein riesiger Markt, tausende Menschen, die in kleinen ca. ein Quadratmeter großen Läden Dinge wie Handtaschen,  Getränke, Süßigkeiten, Handyhüllen, Kleidung oder ähnliches verkauften und mindestens genauso viele Menschen, die dort diese Dinge kauften oder aus sonstigen Gründen über den Markt liefen. Dass der Markt in keiner Weise vom Verkehr abgetrennt war und wir mittendurch fuhren, machte zwar das Vorankommen zu einer wirklich schwierigen Aufgabe, gab aber die Möglichkeit wirklich mittendrin zu sein. Nachdem wir mehrere Personen ansprachen und diese konkreter nach Übernachtungsmöglichkeiten fragten, aber erneut immer in unterschiedliche Richtungen geschickt wurden, in denen wir lediglich weitere Geschäfte oder noch mehr Markt vorfanden, hatten wir die Idee nach der genauen Hoteladresse unserer Väter zu fragen. Erst dann fanden wir heraus, dass wir im komplett falschen Teil der Stadt waren und eigentlich in den unteren Teil mussten. Mittlerweile hatten wir allerdings ein neues Problem: Das Benzin ging uns aus, bis zum unteren Teil der Stadt waren es noch über 20 Kilometer und wir hatten noch keine Bolivianos. Eigentlich könnte man denken, dass dies in einer so großen Stadt kein Problem sein sollte, aber in Bolivien werden viele Menschen zum Wochenende hin bezahlt, was dazu führt, dass aufgrund leerer Geldautomaten die Verfügbarkeit von Bargeld sehr gering ist. Außerdem haben alle Tankstellen an denen wir fragten die Annahme von Kreditkarten verweigert. Sowieso ist das Tanken für Ausländer in Bolivien ziemlich teuer, da Fahrzeuge mit ausländischem Nummernschild den dreifachen Preis pro Liter zahlen müssen. Dies kann aufgrund eines Computersystems in den das Kennzeichen eingetragen werden muss auch leider nicht umgangen werden. Ausländische Fahrzeuge sind also in der Regel keine wirklich gern gesehenen Gäste, was wir an manchen Tankstellen an denen wir nur unter größter Anstrengung überhaupt Benzin kaufen konnten, zu spüren bekamen. Glücklicherweise fanden wir nachdem wir uns aus der Oberstadt gekämpft hatten ziemlich schnell ins Zentrum und dort ein Hostel, in dem wir unterkommen konnten und das kein Problem mit einer späteren Bezahlung hatte. Am nächsten Tag erkundeten wir ein wenig die Stadt und warteten ab dem späten Nachmittag hauptsächlich in Wlan Nähe darauf die Info unserer Väter zu erhalten, dass sie ebenfalls angekommen sind. Während dieser Zeit planten wir den nächsten Tag. Wir wussten, dass unsere Väter einen Tagesausflug im Programm hatten, bei dem wir nicht eingeplant waren. Wir entschieden uns dafür mit den Motorrädern den Camino de la Muerte (Straße des Todes) zu fahren. Der eigentliche Name der Straße lautet Yungas- Straße, da sie von La Paz aus in das knapp 60 Kilometer entfernte Yungas Gebiet führt. Den Beinahmen Camino de la Muerte bekam sie, da aufgrund der Straßenverhältnisse dort jedes Jahr ca. 200 – 300 Menschen starben. Ein Grund dafür ist die geringe Sichtweite bei häufig auftretendem Nebel oder durch Erosion auftretende Erdrutsche. Größtes Problem war allerdings das hohe Verkehrsaufkommen auf der selten mehr als 3,5 Meter breiten Straße. Durch überbreiten Schwerlast- und Buslinienverkehr, der ebenfalls über diese Straße fuhr, blieb kaum Platz, um aneinander vorbei zu kommen. Um hier den Fahrern mehr Sicherheit geben zu können, wurde entlang der Straße der Linksverkehr eingeführt. Die links sitzenden Fahrer sollten so eine bessere Einschätzung des Abstands zum Abgrund erhalten. 2006 wurde eine gut ausgebaute Umgehungsstraße eröffnet, die dazu führte, dass der Kraftverkehr nahezu nicht mehr existiert und die Straße meist nur noch von Downhill-Fahrradfahrern, Motorradfahrern oder den wenigen Bewohnern der angrenzenden Dörfer genutzt wird. Unser Plan sollte sich allerdings leicht ändern, als wir erfuhren, dass unsere Väter nun angekommen waren und uns für den Tagesausflug am nächsten Tag noch nachgebucht hatten. Erfreut darüber, dass wir nun auch tagsüber Zeit mit unseren Vätern verbringen können, schoben wir den Plan entlang des Caminos zu fahren erstmal beiseite und trafen uns noch auf ein Bier mit Ihnen.

Am nächsten Tag wurden wir morgens abgeholt und fuhren zu unserer ersten Station dem La-Cumbre Pass auf 4.650 Metern. Dieser Pass bietet nicht nur einen tollen Ausblick sondern ist auch gleichzeitig Ausgangspunkt für die Downhill Fahrradtouren entlang der Yungas-Straße. Da wir an unserem Plan festhielten, die Straße ebenfalls fahren zu wollen interviewten wir unseren Reiseführer über alle möglichen Details die Straße betreffend, bis er vorschlug die Straße einfach mit dem Auto zu fahren, da unser Ziel sowieso in der Nähe der am Ende gelegenen Stadt Coroico läge. Unsere Väter waren ebenfalls angetan von der Idee und so bogen wir ca. 10 Kilometer hinter dem Pass mit unserem Van auf die Todesstraße ein. Zu Beginn lässt der Anblick der Straße tatsächlich ein wenig Adrenalin aufkommen, da nur teilweise Leitplanken angebracht sind und es daneben fast rechtwinklig in den Abgrund geht. Deutlich beeindruckender ist aber die Veränderung der Landschaft entlang der kompletten Straße. Innerhalb der knapp 60 Kilometer fährt man 3.450 Höhenmeter nach unten. Hierdurch unternimmt man einen Schnelldurchlauf durch viele Klimazonen des Landes. Anfangs befindet man sich noch in der kargen Berglandschaft des Altiplanos (Name der Hochebene) und gegen Ende im Amazonas Regenwald.

Dort befindet sich auch La Senda Verde eine ähnlich aufgebaute Auffangstation, wie wir sie bereits in Peru besucht hatten. Ursprünglich wurde La Senda Verde 2003 mit der Idee gegründet Touristen am Ende der Straße des Todes inmitten des Regenwaldes durch Ökotourismus eine Alternative zu bieten. Ein Jahr später wurde ein als Haustier gehaltener Affe aufgenommen, wodurch sich der Fokus von einem Anbieter für Ökotourismus dahingehend änderte, geschmuggelten oder falsch gehaltenen Tieren eine neue artgerechte Heimat zu bieten. Leider lässt die Gesetzeslage in Bolivien nicht zu, dass einmal in Gefangenschaft lebende Tiere wieder frei gelassen werden, weshalb darauf geachtet wird, dass sich die Tiere nicht mehr fortpflanzen können. Highlight der Tour war ein 2007 aufgenommener damals vier Monate alter Andenbär, der trotz der Tatsache, dass die Art als gefährdet gilt und die Jagd auf ihn verboten ist, in einem benachbarten Dorf gehalten wurde und gegessen werden sollte.

Anschließend ging es wieder zurück nach La Paz wo die letzte Station unseres Tagesausflugs wartete: Der Hexenmarkt in der Altstadt. Ich glaube nicht an die Wirkung von Glück in Flaschen, Liebestropfen oder Erfolgstabletten, aber es scheint durchaus einige Menschen zu geben, die da anders ticken. Eine komplette Straße mit kleinen Läden, die lediglich Zutaten verkaufen, um beispielsweise Kinder schneller einschlafen zu lassen, Frauen gefügig zu machen oder Männern die Lust auf Alkohol zu rauben, würde ansonsten wirtschaftlich nicht überleben können. Am abgefahrensten empfand ich aber die Möglichkeit, sich in den Läden sogenannte K'oas zusammenstellen zu lassen. Hierunter versteht man ein Brandopfer, dass meist vor einem Hausbau auf dem Hexenmarkt erworben wird. Als Hauptzutat werden hier kleine aus Zucker bestehende Steine verwendet, auf denen bestimmte okkulte Symbole zu sehen sind. Zusätzlich können auch gemalte Bilder mit dazu gepackt werden, die in Kombination dem erhofften Ergebnis des Kunden durch den Zauber entsprechen. Hierzu zählen meist Klassiker wie Geld oder Gesundheit. Das Paket wird mit Gold- und Silberfolie dekoriert und abschließend wird für Glück und Segen noch ein getrockneter Lama Fötus hinzu gepackt. Das Ganze wird dann für ein besonders gutes Ergebnis an einem Freitag verbrannt, da an diesem Tag die Mutter Erde „Pachamama“ besonders empfänglich für Zauber sein soll. Die Asche wird anschließend in das Fundament eingegraben, um seine Wirkung zu entfalten. Nach so viel Zauber und obskuren Waren machten wir eine kurze Pause und trafen uns abends wieder mit unseren Vätern in der Stadt, um bei einer traditionell bolivianischen Show zu Essen und in den Geburtstag von Constantins Vater Wolfgang rein zu feiern.

Am nächsten Tag trafen wir uns morgens nochmal zu viert, um mit der Seilbahn über die Stadt zu fahren und den Blick von oben zu genießen, bevor wir wieder zurück ins Hotel gingen, von wo aus die Beiden wieder die Heimreise antraten. Im Gespräch mit dem deutschen Mitarbeiter der Reiseagentur, der sie abholte, erfuhren wir, dass es in der Nähe ein sehr gutes deutsches Restaurant geben soll und so führte uns der Weg abends zum Restaurant „Reinecke Fuchs“. Als hätten wir die Anstrengungen der kommenden Tage geahnt ließen wir es uns mit Weißwurst und Grünkohl gut gehen und konnten feststellen, dass deutsche Kost und natürlich das Bier im entfernten Ausland sehr gut ankommt.

Zunächst begann der nächste Tag ziemlich normal. Wir holten unsere Motorräder aus dem Parkhaus und tankten, da wir natürlich nach wie vor auf absoluter Reserve fuhren, packten danach unsere Sachen zusammen und starteten unseren Weg in Richtung des südlichen Uyuni. Auf dem Weg raus aus der Stadt kämpften wir uns den Berg hoch in Richtung El Alto und mit jedem Höhenmeter wurden die altbekannten Probleme der dünnen Luft wieder größer. Rauf auf die Schnellstraße und die Fahrt in Richtung Süden begann. Der Weg führte uns durch eine bunte Landschaft aus Sand und Felsen und ich sah das erste Mal wilde Flamingos. Sie standen nicht weit entfernt von der Straße an einem Wasserloch, liefen jedoch weg, als ich versuchte mich etwas zu nähern. Je weiter wir uns allerdings von La Paz entfernten, desto schlechter wurde die Straße. Eigentlich war es eine Abwechslung aus perfektem neuen Straßenbelag und Abschnitten in denen nichts als rutschiger Sand vorhanden war. Das Fahren auf Sand ist sicherlich kein großes Problem, man kommt aber deutlich langsamer voran und erheblich anstrengender als eine Fahrt auf Asphalt ist es auch. Glücklicherweise überwogen die asphaltierten Stellen zunächst noch und so kamen wir nach zwei Tagen an unserem Ziel Uyuni an. Etwas außerhalb befindet sich ein Highlight der Stadt: Ein Zugfriedhof. Hier liegen mitten im Sand dutzende ausrangierte Locks und Wagons, die ihrem vollständigen Verfall entgegengehen und dadurch eine gespenstische Atmosphäre erzeugen. Das eigentliche Highlight befindet sich aber noch etwas weiter vor den Toren der Stadt: Der größte Salzsee der Welt „Salar de Uyuni“. In der Stadt selbst werden zahlreiche Touren angeboten, in denen man mit Jeep und Führer diese Salzwüste erkunden kann. Da die jeweiligen Enden der Wüste mit einer maximalen Ausdehnung von 140 Kilometern mit einem Motorrad locker zu erreichen sind, wollten wir uns auf eigene Faust in die Leere wagen.

Zur Sicherheit mit einer 1,5 Literflaschen voll mit Benzin als Reserve bepackt und einer Touristenkarte, die leider einiges an Detailreichtum vermissen ließ, fuhren wir kurz nach Sonnenaufgang wieder ein wenig in Richtung Norden, wo sich der „Eingang“ zum Salar befindet. Da es seit einiger Zeit nicht geregnet hatte, war der Boden nicht komplett weiß und trotzdem waren dies einer der hellsten Orte an dem ich je war. Selbst mit Sonnenbrille waren die Sonne selbst und ihre Reflektion am Boden kaum auszuhalten. Dass die Sonne hier eine enorme Kraft hat merkte man vor allem an den kurzen Momenten, in denen wir mal für ein Foto, zum Auffüllen des Tanks oder um etwas zu trinken stehenblieben. Innerhalb weniger Minuten wurde es in unseren Anzügen und im Helm trotz der kühlen Luft extrem heiß. Nachdem wir schon eine Weile durch das Nichts fuhren, sahen wir in einiger Entfernung einige Autos und Menschen. Auch wenn wir natürlich in keiner gefährlichen Situation waren, strahlte dieses Bild eine gewisse Beruhigung aus. Leider hielt dieses Gefühl nicht wirklich lange, denn als wir näher kamen stellten wir fest, dass wir einer ersten Täuschung aufgesessen waren. Was wir für ein Auto und Menschen gehalten hatten, waren lediglich Steine… Ein Grund zur Sorge bestand natürlich nach wie vor nicht, machte aber trotzdem klar, wie gefährlich eine Fata Morgana sein kann, wenn wir tatsächlich ein Problem hätten. Ein kurzer Blick auf den Kompass und auf und den Kilometerstand machte klar: Wir müssen noch weiter, um ins Zentrum zu kommen, wo unser Ziel die Insel „Incahuasi“ liegt. Nach ein paar weiteren Kilometern tauchte sie südlich von uns inmitten der Wüste auf und aus der Ferne sah es aufgrund des Flimmerns über dem Salzboden so aus als würden die klar erkennbaren Jeeps, die auf dasselbe Ziel wie wir zusteuerten, fliegen. Wir änderten unseren Kurs und waren kurze Zeit später ebenfalls an der Insel, die durch ihre meterhohen  und teilweise über 1.000 Jahre alten Säulenkakteen charakterisiert wird. Aufgrund der Sonne haben wir uns hier allerdings nicht lange aufgehalten und sind weiter in Richtung Süden gefahren, um sowohl die Salzwüste als auch das Land zu verlassen. Je weiter wir an den Rand des Sees kamen desto brüchiger wurde der Untergrund und wir beschlossen aufgrund der Unfallgefahr nicht am Rand entlang den südlichen Ausgang zu suchen, sondern uns aus etwas größerer Entfernung anhand der umringenden Berge zu orientieren. Nach einigen Kilometern des Suchens fanden wir einen durch LKW für die Salzgewinnung genutzten Pfad in Richtung des Dorfs Chuvica, das am Rand des Sees liegt. Als wir herausfuhren, erwarteten uns allerdings die mit großem Abstand schlechtesten Straßen der bisherigen Reise. Die Sandwege hatten teilweise eine wellenartige Beschaffenheit, die so aussah als wären dort Kettenfahrzeuge entlang gefahren. Die Stoßdämpfer der Motorräder wurden dadurch aufs härteste gefordert. Jeden Meter gab es unzählige Stöße aufs Fahrwerk und ich dachte schon, dass mein Laptop und alle fragilen Dinge, die ich dabei hatte, nach dieser Fahrt reif für den Müll wären. Nach einiger Zeit hörte die wellenartige Straße auf und wurde durch noch feineren Sand ersetz als wir ihn zuvor schon hatten. Dies hatte zur Folge, dass wir zwar nicht mehr so extreme Schläge wegstecken mussten, aber eher über den Sand „schwammen“. Bei einem der diversen Stürze, die wir aufgrund des Untergrunds erlitten, riss auch einer von Constantins Koffern ab. Kurz mit Kabelbindern wieder befestigt und weiter ging die Tour. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir endlich an unserem Ziel angekommen: San Juan. Leider hatte sich weder etwas an den Straßenbedingungen noch an der Dichte des Tankstellennetzes geändert. Glücklicherweise sind die Einwohner aber immer sehr hilfsbereit und verkaufen gerne etwas Benzin. Auch wenn sie dafür einen sehr hohen Preis verlangen, ist man hier immer noch deutlich günstiger, als an den offiziellen Tankstellen aufgrund der Regelung für ausländische Fahrzeuge. Laut der Aussage einiger Bewohner sollte Chile nun auch nicht mehr weit sein und unsere Karte zeigte ebenfalls einen Weg, der direkt über die Grenze führen sollte. Wir fuhren also einer etwas offizieller aussehenden Straße, die wieder einem Waschbrett glich, gegen Nachmittag in Richtung Chile. Vorbei an Lamas führte uns unser Weg immer höher und weiter in die Anden, was wieder zum bekannten Sauerstoffproblem führte und uns gepaart mit der Fahrbahnbeschaffenheit kaum noch vorankommen ließ. Kurz vor Sonnenuntergang beschlossen wir uns einen Platz zum Zelten zu suchen und die Nacht dort zu verbringen. Begleitet von eisiger Kälte und einem grandiosen Sternenhimmel merkten wir zu einer eigentlich recht frühen Uhrzeit, wie die Erschöpfung uns übermannte und wir gingen schlafen.

Der nächste Tag begann mit einem mageren Frühstück, da wir kaum noch Wasser und nur noch wenig zum Essen hatten. Wir stärkten uns mit ein paar Schokocookies die Constantin noch hatte und den Panzerkeksen aus meinem Survival Kit, was mir mein Kumpel Rüdiger zur Abreise geschenkt hatte und waren fit, um nach Chile einzureisen. Nach ca. 20 Kilometern sahen wir in einiger Entfernung eine Stadt und freuten uns, da wir hier zumindest Wasser und Benzin auffüllen konnten. Als wir jedoch in das Dorf herein fuhren, merkten wir, dass hier schon lange keiner mehr wohnte und wir in dieser Geisterstadt keine Hilfe erwarten konnten. Nach ein paar weiteren Kilometern hielten wir an, da wir uns in die falsche Richtung bewegten. Wir fuhren in Richtung der aufgehenden Sonne, Chile liegt aber westlich von Bolivien also genau in der anderen Richtung. Nach einer kurzen Lagebesprechung entschieden wir wieder ein paar Kilometer zurück zu fahren, da wir dort an einer Kreuzung vorbei gekommen waren, an der es einen Weg gab, der nach Westen führte, aber leider wieder komplett aus Sand bestand. An der Kreuzung angekommen schauten wir auf unseren Tacho und setzten uns das Maximum auf weitere zehn Kilometer. Sollte sich abzeichnen, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind, würden wir weiterfahren, ansonsten mit dieser Tankfüllung wieder zurück zum Ausgangspunkt fahren können. Wir kämpften uns den neuen Weg entlang in Richtung Westen und standen nach weiteren anstrengenden sechs Kilometern wieder vor einer Gabelung. Es hatte keinen Sinn. Luftlinie war Chile zwar nicht mehr weit entfernt, aber die Gefahr irgendwo abseits von allem und jedem in den Anden zu stranden, war einfach zu groß. Wir drehten um und kämpften uns den gesamten Weg zurück bis nach San Juan, wo wir Benzin und neues Wasser kaufen konnten. Von dort aus fuhren wir in Richtung Süden zu einer Bahntrasse, die begleitet von einer Straße zur Grenze führen sollte. Die Bahnstrecke fanden wir, die Straße war nicht vorhanden. Lediglich eine große Weite aus Sand breitete sich vor uns aus, die am Ende von den Anden begrenzt wurde. Wir wurden auf diesem Weg immer wieder von kleineren Sandteufeln erfasst, die eine neue Komponente in den Schwierigkeitsgrad der Etappe brachten und die Moral immer weiter drückten. Als Sandteufel bezeichnet man kleinere Wirbelstürme, die nicht die Ausmaße eines Tornados haben aber durchaus Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreichen können und aus Sand bestehen. Am Ende der Bahnlinie, die wir als Wegweiser betrachteten, erreichten wir am Ende erneut völlig erschöpft endlich die Grenze zu unserem vorletzten Land: Chile.

5 Comments

  • Patrick sagt:

    Lieber Bruder,

    schön zu hören, dass es dir gut geht – trotz des ganzen Stresses, den du hast.
    Ich freue mich schon drauf, wenn wir uns wieder hier in Deutschland gemeinsam an einen Tisch setzen, gemeinsam mit der Familie bei guter deutscher Küche essen und du uns die Erlebnisse aus erster Hand noch einmal erzählen kannst. Diese Reise hat dich mit sicherheit stark geprägt.

    Liebe Grüße von mir aus Deutschland und ich wünsche dir einen guten Rest der (Heim-)Reise.

  • Christina Lang sagt:

    Hi Markus,

    Hi Markus,
    habe noch nie solch eine tollen Blog gelesen.
    Wow!
    Freue mich auf ein Wiedersehen und persönliche Berichte!

    Komm gut ins neue Jahr!

    Christina

  • Mons R sagt:

    Markus, wenn eine weitere harte Prüfung den Weg deines Schicksals kreuzen sollte, dann sei wahrhaftig und vergess das Angesicht deines Vaters nicht.

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