Monthly Archives: Oktober 2015

09.10 – 26.10 Zentralamerika

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Belize, ein Land von der Größe Hessens, aber leider ohne die Möglichkeit irgendwo Handkäse zu bekommen, stellte unsere erste Station auf der Reise durch Mittelamerika dar. Die Einreise verlief komplett problemlos. Kurzer Tipp für alle, die ähnliches vorhaben: Bei der Einreise nach Mexiko kann man bei der „Banjercito“ bereits eine Gebühr von 332$ (mexikanische Peso) bezahlen, muss dies aber nicht. Alternativ besteht die Möglichkeit diese Gebühr erst bei der Ausreise zu entrichten. Scheinbar ist es so, dass beide Möglichkeiten gleichermaßen oft genutzt werden. Wenn man (wie wir) diese Gebühr schon bei der Einreise zahlt, sollte in jedem Fall die Rechnung aufgehoben werden, da man ansonsten ggf. doppelt zahlt. Der Beamte versucht nämlich in jedem Fall zunächst die Gebühr zu erheben. Zumindest an unserer Grenze wurden wir im nächsten Step, als wir die Versicherung für unsere Motorräder bei „Banjercito“ wieder auflösten darauf hingewiesen, allerdings kann es unter Umständen dann schon zu spät sein und die Gebühr bereits in das private Einkommen des Grenzbeamten übergegangen sein. Wir haben daran gedacht und das Geld gespart. Belize selbst hat mir Landschaftlich nicht so gut gefallen. Es ist schlicht ziemlich langweilig. Man fährt schnurgerade Straßen durch wenig abwechslungsreiche Natur. Die Menschen haben die Fahrt durch das Land aber trotzdem zu einem tollen Erlebnis gemacht. Ich war von Mexiko und der offenen und freundlichen Mentalität der Mexikaner schon sehr angetan und habe daher in meinem Artikel auch so von dem Land geschwärmt. Jetzt wo ich gerade an Bord der Stahlratte auf dem Weg nach Kolumbien bin und sechs weitere Länder kennenlernen konnte, habe ich schon vorher lange überlegt, wie ich die Menschen in Mittelamerika beschreiben soll, ohne dass es zu inflationär wirkt. In Belize zeichnete sich schon ab, was wir im überwiegenden Rest von Mittelamerika zu spüren bekamen: Der Volkssport scheint Lachen, Offenheit und Frohsinn zu sein. Ursprünglich wollten wir in die Hauptstadt Belmopan fahren, entschieden uns kurzfristig um und fuhren an das am karibischen Meer gelegene Belize City. Auch hier hat mir die Stadt selbst nur sehr eingeschränkt gefallen, aber als wir die Hauptstraße entlang liefen, kam uns direkt Harry entgegen und fragte, ob wir etwas suchen bzw. ob er uns irgendwie helfen könne. Wir hätten ziemlich fragend in der Gegend herum geschaut und da wir als Weiße natürlich sofort als Fremde entlarvt waren, wollte er uns helfen. Wir sagten ihm, dass wir etwas zum Abendessen suchten und er war direkt mit vollem Enthusiasmus dabei uns aufzuzählen, was es denn so alles an typischen Gerichten gibt und führte uns anschließend aufgrund unseres Verlangen nach Meeresfrüchten zum nächsten Fischrestaurant. Die Speisen in Belize unterscheiden sich grundsätzlich von dem Essen aus Mexiko. Es wird deutlich mehr mit Reis gegessen und als Beilage nehmen Bohnen einen Hauptbestandteil ein. Für uns gab es an diesem Abend Red Snapper (Roter Schnapper) mit Reis und Bohnen. Absolut lecker war der Reis, da dieser in Belize in Kokoswasser gekocht wird. Während des Essens sprach Harry unaufhörlich über sein Land und uns wurde bewusst, dass er verdammt stolz darauf ist aus Belize zu sein. Er legte besonders großen Wert darauf, dass in Belize alles „real“ (echt) ist. Von dem was wir gerade essen würden, wäre nichts importiert. Alles käme aus Belize und würde unter dieser tollen Sonne wachsen. Kein „prozessierter Mist“, wie in anderen Ländern. Nein, Belize legt SEHR viel Wert darauf „real“ zu sein. Wahrscheinlich liegt dies daran, dass das Land noch ziemlich jung ist und erst vor 34 Jahren seine Unabhängigkeit von England erlangt hat (weshalb auch die Amtssprache Englisch ist). Nachdem wir fertig gegessen hatten, führte uns Harry in eine Bar und stellte uns ein paar seiner Freunde vor, die ebenfalls sofort anfingen von ihrem Land zu schwärmen: Alles ist „real“ und Belize ist das tollste Land der Welt. Dieser Enthusiasmus war wirklich sehr ansteckend, denn obwohl mir das Land von seiner Landschaft und von der Optik der Stadt, wie erwähnt, eher weniger gefiel, hat die Art der Menschen und die Zufriedenheit, die sie überall ausgestrahlt haben, eine Stimmung erzeugt, die sehr mitreisend war und wiedermal den Wahrheitsgehalt der Vorurteile, dass alles super gefährlich sei, minimiert. Nach einer gefühlt ewigen Verabschiedung mit allen Freunden und Leuten, mit denen wir eigentlich den ganzen Abend kaum gesprochen hatten, gingen wir schlafen, um am nächsten Tag bereits ins nächste Land aufzubrechen: Guatemala.

An der Grenze war extrem viel los und scheinbar absolutes Chaos. Die Tatsache, dass von nun an wieder Spanisch gesprochen wurde, machte die ganze Sache nicht einfacher und auf einmal stand der 15 jährige Alejandro vor uns. Ein Junge, dessen Geschäftssinn mich wirklich begeistert hat. In perfektem Englisch fing er einfach an uns zu erklären welche Dokumente wir bräuchten und wo wir hin müssten. Zunächst wollten wir die Hilfe eigentlich nicht annehmen, aber da er sich einfach dazustellte, nicht weg zu bekommen war und sich ziemlich schnell rausstellte, dass wir mit ihm deutlich schneller mit allem fertig werden, nahmen wir seine Hilfe doch noch an. Deutlich schneller bedeutet, dass uns der gesamte Grenzübergang knapp 45 Minuten kostete. Ich schätze mal, dass wir ohne Alejandro sicherlich das Dreifache gebraucht hätten. Die Zeitersparnis lag hauptsächlich daran, dass jeder Beamte Alejandro kannte, er sowohl perfekt Englisch als auch perfektes Spanisch sprach und in jeder Schlange eine Art VIP Status hatte. Wir mussten also kein einziges Mal warten, sondern kamen überall immer direkt dran. Als wir mit allem fertig waren, gaben wir ihm ein Trinkgeld von 5$ und dann hat Alejandro etwas gesagt, was mich wirklich verblüfft hat. „Danke für die 5$, aber da wir zwei Leute mit Motorrädern sind, müsste er uns jeweils 5$ in Rechnung stellen…“ Selbstverständlich haben wir ihm das Geld gerne gegeben, aber es ist schon erstaunlich, wenn ein 15 Jähriger Junge mit so einer Selbstsicherheit auftritt. Der Junge hat mich echt beeindruckt und sich die 10$ absolut verdient. Guatemala selbst hat uns erstmal mit einer perfekt geteerten Straße und einer tollen Landschaft begrüßt. Außerdem kam hier zu der guten Laune und dem Lachen auch noch das Winken, Pfeifen und Daumen hoch als Volkssport hinzu. Wirklich unglaublich. Ich habe sicher in meinem ganzen Leben in so kurzer Zeit noch nie so vielen Menschen zurückgewinkt. Gefühlt hat uns jeder dem wir begegneten, ob im Auto, auf der Ladefläche eines Pickups, hinten im LKW oder am Straßenrand fast schon übertrieben zugejubelt und typisch für Guatemala dabei immer gepfiffen. Aus Zeitgründen hatten wir entschieden das Land El Salvador komplett auszulassen und direkt auf kürzestem Weg nach Honduras zu fahren. Das hatte allerdings zur Folge, dass wir von der absolut perfekten Straße abfuhren und die nächsten ca. 100 Kilometer auf einer ziemlich holprigen Schotterstraße immer weiter in die Natur Guatemalas eintauchten. Den Plan durch den kürzeren Weg etwas Zeit gut zu machen, schafften wir so leider nicht, aber die Natur, die wir so zu sehen bekamen, war es absolut wert. Das einzige auf das wir immer mal wieder trafen, waren kleinste Dörfer, in denen wir ebenfalls immer wieder jubelnd begrüßt wurden. Langsam aber sicher hatten wir allerdings das Problem, dass es dunkel wurde, und wir keine Ahnung hatten wo wir schlafen sollten. Eine Weisheit, die mir damals von einem 73 jährigen Frankfurter auf dem Jakobsweg mitgegeben wurde, hat sich aber auch hier wiedermal bewahrheitet: „Mer muss sisch logger mache“ (Man muss sich locker machen). In dem Moment als die Sonne unterging, kamen wir in ein kleines Dörfchen, und fragten, ob es irgendwo in der Nähe eine Schlafmöglichkeit gäbe. Tatsächlich hatte in dem Ort gerade vor ein paar Wochen eine Familie eine kleine Pension eröffnet und wir somit einen Schlafplatz für die Nacht. Begleitet von den Geräuschen der Nutztiere (Schweine, Hühner, Ziegen etc.), die überall im Dorf frei herumliefen, schliefen wir ein und konnten unseren Weg entlang der Schotterpiste in Richtung Honduras am nächsten Tag fortsetzen. Eine der schönsten Erlebnisse Guatemalas hatten wir kurz vor der Grenze. Seit Alaska haben wir es geschafft aus jedem Gebiet/Land einen Aufkleber mit der jeweiligen Flagge zu organisieren. Außer in Mexiko ging das bisher auch immer ohne Probleme, aber in Guatemala gab es keine Chance. Wir fragten in so vielen Geschäften nach, aber nirgends war ein Aufkleber zu finden. Bis wir in Chiquimula Carlos trafen. Er war wirklich sehr bemüht uns zu helfen und fuhr auf seinem Roller mit uns in die verschiedensten Geschäfte, bis er schließlich die Idee hatte in einen Copyshop zu fahren, wo wir unseren eigenen Aufkleber angefertigt bekamen. Wir wollten kurz testen, ob die Folie auch auf dem Motorrad hält und verließen daher das Geschäft. Als wir wieder zurück wollten, hatte er bereits bezahlt und verabschiedete sich von uns mit den Worten, dass dies ein Geschenk von Guatemala an uns wäre und er uns weiterhin eine gute Reise wünscht. Wirklich nur eine Kleinigkeit, aber mich hat das in diesem Moment unglaublich gefreut.

Aufgrund einiger Reisebusse, die an der Grenze zu Honduras vor uns angekommen waren, dauerte unsere Einreise deutlich länger als geplant, sodass es bereits dunkel war als wir ins Land fuhren und wir uns in der ersten Stadt etwas zum Übernachten suchten. Copán Ruinas ist aufgrund der Mayaruinen zwar sehr touristisch, aber trotzdem absolut empfehlenswert. Tolle Altstadt, die durch die Ruinen und die Geschichte geprägt ist und viele schöne Restaurants. Der restliche Teil von Honduras hat mir auch sehr gut gefallen und auch hier waren die Menschen alle wieder sehr nett. Leider hat uns aber die fortschreitende Zeit dazu gedrängt weiter in Richtung Nicaragua zu fahren und nicht länger dort zu bleiben.  Schon kilometerweit vor der Grenze standen die ersten parkenden LKW und wir hatten wieder mal Glück mit dem Motorrad unterwegs zu sein, weil wir uns komplett bis vorne durchschlängeln konnten. Trotzdem hat der Grenzübertritt bis in den späten Abend hinein gedauert und so hatten wir eigentlich vor, nichts anderes zu machen, als in der ersten Stadt nach der Grenze in Ocotal einen Schlafplatz zu suchen und noch eine Kleinigkeit zu essen. Schon während des Essens wurden wir von Francisco angesprochen, was wir in der Stadt machen und wer wir seien. Nachdem wir von unserer Tour berichteten war auf einmal die halbe Bar von uns und unserem Vorhaben begeistert und alle fingen an mit uns feiern. Irgendwann als die Bar schloss, wollten uns die Einheimischen noch nicht gehen lassen, weil eben nicht alle Tage Menschen aus Deutschland mit ihrem Motorrad durch das Städtchen kommen und so zogen wir weiter in das örtliche Casino, weil dort der Einzige Ort war, der noch Bier verkaufte. Wie vorher waren auch hier alle total begeistert, dass wir ausgerechnet hier gelandet waren und feierten mit uns bis tief in die Nacht. Außerdem riet man uns nicht nach Managua zu fahren, sondern in die deutlich schönere Stadt Granada. Sie ist die drittgrößte Stadt des Landes und wurde 1524 gegründet.  An diesem Abend wurde uns ein Restaurant mit lokalen Speisen empfohlen und da wir uns nicht entscheiden wollten, nahmen wir einfach die Platte mit allen lokalen Köstlichkeiten. Es war grandios! Wie schon in den vorherigen Ländern ist auch hier die Banane sehr präsent in den verschiedenen Gerichten und hat einen ähnlichen Status wie unsere Kartoffel. Daher wird auch sie in den verschiedensten Formen zur Beilage. Gekocht, gebraten, gegrillt, frittiert, hauchdünn oder etwas dicker und jedes Mal schmeckt sie irgendwie anders aber immer gut. Als wir Granada hinter uns ließen überquerten wir kurze Zeit später die Grenze zu Land Nr. 5 auf unserer Route durch Zentralamerika: Costa Rica.

Das Land zeigte sich zunächst nicht von seiner besten Seite. Aufgrund einer ausgiebigen Pause der Versicherungsmitarbeiterin dauerte der Grenzübergang (wieder mal) deutlich länger als erwartet und als wir endlich ins Land fuhren, fing es ordentlich an zu regnen. Der nächste Tag begann mit Sonnenschein und wir starteten unsere Tour zu unserem Tagesziel Cahuita. Wir hatten hier zwei Ziele für den nächsten Tag. Zum einen der Cahuita Nationalpark und zum anderen das Sloth Sanctuary, welches nicht weit entfernt liegt. Constantin hatte dieser Forschungsstation für Faultiere vor einiger Zeit etwas Geld gespendet und so die Möglichkeit erhalten an einer Privattour teilzunehmen. Faultiere sind einfach super lustige Tiere und es gibt deutlich mehr unterschiedliche Arten, als ich dachte. Zum einen die dreifingerigen, die lediglich in dieser speziellen Gegend in Costa Rica leben und dann die etwas robusteren zweifingerigen, die mit weniger Fell in tieferen Gegenden und mit sehr wuscheligem und viel Fell auch in den Bergen anzutreffen sind. Faultiere sind eigentlich nicht wirklich faul. Sie bewegen sich verhältnismäßig relativ viel und klettern herum, allerdings ist alles was sie machen so unglaublich langsam, dass man den Eindruck erhält, sie seien einfach faul. Der Grund sich so langsam zu bewegen liegt aber darin, dass sie dadurch nicht von Jägern wahrgenommen werden.  Im Anschluss an die Führung durch die komplette Forschungseinrichtung, hatten wir noch die Möglichkeit eine Kanutour durch den Dschungel zu machen. Zunächst war die Vegetation das einzige was wirklich beeindruckend war, bis wir auf einmal wildes, lauter werdendes Gebrüll hörten und sich über unseren Köpfen durch die Baumkronen Brüllaffen schwangen. Vögel, die Geräusche machen als wären sie gerade aus einem Science Fiction Film entsprungen und Krokodile, die neben uns im Gras lagen, schafften ein Flair, das wir bisher auf der gesamten Tour so noch nicht hatten. Vor unserer Abfahrt am nächsten Tag besuchten wir noch kurz den Nationalpark, um weitere Tiere zu entdecken und machten uns gegen zwölf auf in Richtung Panama, welches wir innerhalb von zwei Tagen durchqueren mussten, um rechtzeitig zum Verladen der Motorräder auf die Stahlratte in Carti zu sein.

Bis wir in Panama Stadt ankamen, haben wir von dem Land außer Regen leider nicht viel mitbekommen. Die Natur, entlang der 200 Kilometer zwischen Sixaola und David ist absolut traumhaft, aber ab David, sind wir lediglich entlang der Schnellstraße gefahren, um so viele Kilometer wie möglich zu machen und haben daher kaum noch etwas mitbekommen. In Panama Stadt buchten wir uns im Panamahouse ein, welches durch die Stahlratte empfohlen wurde und lernten zum ersten Mal einen Teil unserer Mitfahrer für die nächsten Tage kennen: Eine Gruppe Neuseeländer, die ebenfalls von Alaska nach Feuerland fahren. Am nächsten Tag war es soweit. Um 8:30 fuhren wir ca. zwei Stunden in den Dschungel von Panama und kamen gegen elf Uhr in Carti an, wo die Stahlratte bereits auf uns wartete. Wir luden unser Gepäck ab, wurden an Bord gebracht und lernten die Crew kennen. Das Video, welches ich von Youtube kannte und zeigte, wie jedes einzelne Motorrad mit einem Kanu zur Stahlratte gebracht und von dort aus aufgeladen wird, ist schon älter und findet heute so nicht mehr statt. Ludwig, der Kapitän, hat vor einigen Jahren beschlossen, dass es besser sei, keinen der Passagiere beim Aufladen der Motorräder an Bord zu haben und so zu vermeiden, dass sich jeder zum Experten in logistischen Angelegenheiten entwickelt. Wir wurden daher bereits nach kurzer Zeit im Boot wieder abgeholt und auf eine der San Blas Inseln gebracht: El Porvenir. Die San Blas Inseln liegen im karibischen Meer und bestehen aus insgesamt 365 Inseln. Auf den Inseln leben etwa 25.000 der indigenen Ethnie „Kuna“, die zudem das gesamte Gebiet selbst verwalten. Mir war vorher überhaupt nicht klar, was mich erwartet, aber man hat das Gefühl im Paradies angekommen zu sein. Überall kleine Inseln, glasklares Wasser und ganz feiner Sand. Am nächsten Tag wurden wir um 8:45 Uhr wieder abgeholt und zurück auf die Stahlratte gebracht. Mangels Wind setzten wir keine Segel sondern fuhren mit Motorantrieb ca. drei Stunden durch die Inseln bis wir mitten im Kuna Gebiet in Coco Bandera ankamen. Auf einer der Inseln gab es am Abend ein Barbecue und eine Strandparty mit den Einheimischen. Den kompletten nächsten Tag ankerten wir in diesem Gebiet und konnten mit Flossen und Schnorchel bepackt, Korallen, Rochen und bunte Fische beobachten oder einfach in der Sonne liegen. Außerdem bestand die Möglichkeit mal ins 20 Meter hohe Krähennest der Stahlratte zu klettern. Extrem wacklig, aber geniale Aussicht und wann man hat man sonst dazu die Möglichkeit. Begleitet vom Sonnenaufgang und einigen Delfinen, wurden am nächsten Tag morgens um halb sechs die Segel gehisst und Kurs auf Cartagena genommen, welches wir innerhalb der nächsten 30 Stunden erreichen sollten. Aufgrund der guten Wetterverhältnisse schafften wir es bereits nach knapp 24h und kamen so in aller Frühe in Cartagena, Kolumbien an. Insgesamt kann ich jedem nur empfehlen mal mit der Stahlratte zu fahren. Es ist wirklich ein Abenteuer und man sieht Orte, die man ohne niemals sehen würde. Als Motorradfahrer hat man zudem kaum eine andere Möglichkeit von Panama nach Kolumbien zu gelangen. Der Fährbetrieb zwischen den beiden Punkten wurde nach nur einem halben Jahr wieder eingestellt, da die Fähre für 1500 Leute und 500 Fahrezugen ausgelegt war und schlicht nicht genügend Passagiere mit Fahrzeugen vorhanden waren. Und so bleibt als einzige Alternative nur zu fliegen. Da dies aber ähnlich viel kostet, man lediglich nach Bogota fliegen kann und somit halb Kolumbien verpasst und letztendlich nicht mal ansatzweise so viel Spaß bringt, kann ich nur die Stahlratte empfehlen. Nochmal danke an den hier mitlesenden Michael, der mich überhaupt erst auf die Idee gebracht hat.

Schlussendlich war das Essen immer ausgezeichnet, was mich zum letzten Punkt für diesen Eintrag bringt. Ich wurde gebeten mehr Bilder von unserem Essen online zu stellen. Here we go:

11.09 – 08.10 Mexico

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„Ihr seid ja verrückt, dass ihr durch Mexiko wollt.“, „Passt auf, Mexiko ist gefährlich.“, „Tijuana…, umfahrt die Stadt besser, als Weiße werdet ihr da auf jeden Fall ausgeraubt.“ Diese und weitere Warnungen haben wir erhalten, als wir durch die USA gefahren sind und unsere Vorfreude auf die unbekannte Kultur und das Andersartige wurde etwas durch die Sorge um das eigene Wohl gedämpft. Irgendwann kamen wir dann auf die Idee, die Leute nach ihren schrecklichen Erfahrungen zu fragen, die sie in Mexiko gemacht haben. Die meisten Warnungen gründeten sich allerdings lediglich auf Hörensagen, da viele unserer potentiellen Lebensretter noch nie in Mexico waren. Wir sind nach knapp 4 Wochen Mexiko nicht ausgeraubt worden, leben noch und waren davon fast eine Woche in Tijuana. Gerade dort  merkt man, dass das negative Marketing, welches im Norden betrieben wird, seine Spuren hinterlassen hat. Überall stehen ehemalige Nachtclubs, Cafés und Geschäfte leer. Dabei ist die Stadt und das was wir bisher in Mexiko erlebt haben alles andere als gefährlich. Ganz im Gegenteil. Alles fing mit dem wohl leichtesten Grenzübertritt in ein nicht EU-Land an, den ich bisher hatte. Wir hatten gehört, dass ein Grenzübertritt nach Mexiko unter Umständen Stunden dauern kann. Dies liegt unter anderem daran, dass viele Leute im günstigen Tijuana leben, in San Diego arbeiten und daher tagsüber die Grenze sehr stark frequentiert ist. Als wir abends gegen zehn Uhr nach Mexiko einreisen wollten, war daher nichts los und wir konnten direkt zur Kontrolle. Von den drei Motorrädern (Erik unser Gastgeber in Tijuana, Constantin und ich) wollten die Grenzer überhaupt nur Constantins Motorrad inspizieren. Wir hielten natürlich trotzdem alle an, damit wir uns nicht verlieren. Die Kontrolle beschränkte sich aber auf einen oberflächlichen Blick in einen seiner Koffer. Danach konnten wir weiterfahren und tauchten in eine deutlich buntere Welt ein, als wir sie noch von den USA gewohnt waren. Unser Ziel war die Haupt Partystraße in der Altstadt Tijuanas: Die „Avenida Revolución“. Die Straße erholt sich langsam wieder und neben vielen noch immer leerstehenden Gebäuden, kehren Clubs, Cafés und Restaurants langsam zurück. Erik hat die Chance genutzt und sich hier einen leerstehenden zweistöckigen Nachtclub als Wohnung gemietet. Über ihm wohnt Arturo, der in der Straße einen kleinen Burgerladen betreibt.  Absolut empfehlenswert! Aber auch das sonstige Essen was man in der Stadt erhält ist grandios. Arturo und Erik haben uns in den paar Tagen einen guten ersten Einblick in die mexikanische Küche gegeben. Tacos, Buritos, Gorditas und Adobados sind nur einige der deftigen Gerichte, die wir versuchten. Irgendwann zu späterer Stunde unterhielt ich mich mit Arturo über die unterschiedliche Art und Weise, wie in Deutschland und in Mexiko gegessen wird. In Deutschland benutzt man Messer und Gabel, sodass das Essen eine ziemlich saubere Angelegenheit darstellt. In Mexiko ist das nicht möglich, weil die meisten Speisen so zubereitet sind, dass an allen Ecken etwas herunterfällt und es maximal eine Gabel zum Essen gibt. Arturo erklärte mir, dass das gewollt ist, weil man so deutlich stärker mit seiner Nahrung in Kontakt kommt und diese mit mehreren Sinnen wahrnimmt. Da es ihn so amüsierte, dass ich trotzdem weiterhin versuchte „sauber“ zu essen, machte er für uns am Tag vor unserer geplanten Abreise aus Tijuana „Flautas“. Als Basis wird hierbei Kartoffelbrei in Teigtaschen eingerollt, die wie kleine Flöten aussehen und frittiert werden. Auf einem Teller werden drei dieser Flöten verteilt und dann mit Salat, Tomaten, Sour Cream und geriebenem Käse belegt. Sehr lecker und einfach unmöglich „sauber“ zu essen. Da ich natürlich noch weitere unbekannte Gerichte probieren wollte,  gab es in der Zeit in Tijuana zudem eine sehr leckere Stachelrochensuppe und Grillen. Grillen kann man in einem Tacco zu Guacamole essen oder eben einfach als Snack, wie Chips. Ebenfalls empfehlenswert! Durch einen glücklichen Zufall habe ich außerdem schon in Tijuana meinen Favorit in Sachen Süßigkeiten entdeckt. Wer mich kennt, wird wissen, dass ich Marzipan liebe. Unser „kulinarischer Reiseleiter“ Arturo gab uns eine kleine kreisförmige Süßigkeit und erklärte, dass diese total beliebt bei Kindern sei. Es war mexikanisches Marzipan „Mazapán“. Anders als unser Marzipan wird dieses nicht aus Mandeln sondern aus Erdnüssen hergestellt und schmeckt dadurch nicht ganz so süß.

Wir haben in Tijuana aber natürlich nicht nur gegessen. Auch das Nachtleben ist vielseitig. Viele coole Bars und Clubs mit sehr guten DJs. Auch tagsüber zeigt sich Tijuana als sehr abwechslungsreich. In der Zeit in der wir zu Besuch waren, fand auf der Avenia Revolucion beispielsweise eine Lowrider-/Autoshow und eine Parade anlässlich des Unabhängigkeitstages statt. Nicht nur zu besonderen Anlässen sondern auch abseits dieser, findet man auf den Straßen überall eine Tierart, die nur in Tijuana anzutreffen ist: „Der Zonky“. Hinter dem Namen verbirgt sich nichts anderes als ein Esel (Donkey), der angemalt ist, wie ein Zebra. Die Idee entstand um 1930 herum, da ein Fotograf einen Weg suchte, die meist hellen Tiere in den Schwarz-Weiß Aufnahmen hervorzuheben. Seitdem hat sich diese „Tradition“ weiter etabliert und der Zonky ist fester Bestandteil Tijuanas.

Neben all dem Vergnügen und Geschlemme hatten wir allerdings auch noch auf offizieller Seite einiges zu tun, da wir aufgrund unserer schnelle Einreise nach Mexiko eigentlich illegal im Land waren. Die Mexikaner sind insgesamt deutlich lockerer drauf, als man das von Deutschland gewohnt ist, allerdings kann ein fehlendes Visum oder eine fehlende Versicherung für unser Motorrad bei einer Kontrolle auch darin enden, dass entweder ein horrendes Schmiergeld fällig wird oder man wahlweise eine Nacht im mexikanischen Knast verbringen kann. Da wir auf beides keine Lust hatten, erkundigten wir uns, wie wir nun am einfachsten an die benötigten Papiere kommen. Glücklicherweise hatte Constantin sich länger mit dem benachbarten Kunsthändler Jorge unterhalten und ihm natürlich ebenfalls von unserem Vorhaben erzählt. Er bot uns an einen Freund von der Touristeninformation anzurufen, um von ihm eine detaillierte Aufstellung aller Dokumente zu erhalten und die Adressen der zuständigen Ämter und Firmen. Allerdings bekamen wir Hilfe von oberster Stelle: „El Director De Calidad, Facilitación Y Cultura Turística“ Carlos Valenzuela, empfing uns im Touristen Center und wir wurden hochoffiziell zu Touristen der Baja California erklärt. Hochoffiziell bedeutet, dass auf unsere Namen jeweils ein Dokument mit Wappen ausgestellt wurde, welches unser Vorhaben beschreibt und uns helfen sollte an den Militärposten entlang der Baja ohne Probleme passieren zu können (Wir wurden nicht ein einziges Mal kontrolliert, sondern immer nur durchgewunken). Nachdem Carlos uns noch dabei half eine Versicherung für unsere Motorräder abzuschließen machte er ein paar Telefonate und organisierte einen „Termin“ an der Grenze, damit wir nun mit einigen Tagen Verspätung offiziell einreisen konnten. Ein formaler Akt, der normalerweise zur Mittagszeit aufgrund der Wartezeit mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann, wurde von uns in 15 Minuten abgehandelt und wir hatten endlich alle Dokumente zusammen, die wir für die Weiterreise benötigen… Dachten wir… Da Deutschland in der Welt für sein Bier berühmt ist, werden auch in Mexiko ähnliche Fragen zu unserer Trinkkultur gestellt, wie bereits in den USA. Da auch Tijuana über einige an kleinen Brauereien verfügt, wollte Carlos es sich nicht nehmen lassen noch zwei von diesen zu besichtigen und jeweils ein Bier mit uns zu probieren. So lernten wir ein Weizenbier der Brauerei Mamut und ein Kokosnussbier der Azteca Brauerei. Erfreulicherweise lernten wir auch den Geschäftsführer der Brauerei kennen, der perfekt Deutsch gesprochen hat, weil er dort mehrere Jahre gelebt und das Brauhandwerk erlernt hat. Zum Bier selbst: Das Weizenbier war gut, kann aber wie fast alle der „traditionellen“ Biere, die wir bisher getrunken haben, meiner Meinung nach nicht mit unserem Bier mithalten. Was mich aber immer wieder begeistert ist die enorme Vielfalt an Bier, die man sowohl hier als auch in den USA vorfindet. Ich hätte mir vorher nie vorstellen können, dass ein Schwarzbier mit einer leichten Kokosnote gut schmecken kann. Aber gerade in der Hitze Tijuanas schmeckt der Kontrast zwischen der Schwere des Schwarzbiers und dem tropischen Charakter durch die Kokosnuss wirklich hervorragend.  Auch wenn wir locker noch ein paar Tage länger hätten bleiben können, erinnerte uns ein Blick auf unseren Zeitplan daran, dass wir nun keinen weiteren Tag in dieser interessanten und tollen Stadt bleiben dürfen. An dieser Stelle, will ich mich noch mal bei Arturo und Erik bedanken, die direkt zu Beginn unsere mitgebrachten Bedenken bzgl. des Landes im Keim erstickten.

Und so ging es dann am nächsten Tag nach Süden. Für frische Meeresfrüchte zum Mittagessen hielten wir kurz in der Küstenstadt El Rosario, um danach weiter in die Wüstenlandschaft der Baja California einzutauchen. Vor dieser Reise war Wüste für mich einfach immer nur karges Land, aber die unterschiedlichen Wüsten, die wir bisher schon gesehen haben, unterscheiden sich wirklich enorm. Die Wüste der Baja finde ich bisher am beeindruckendsten. Der Grund dafür liegt in der großen Vielfalt an Kakteen, die immer wieder punktuell anzutreffen sind. Unter anderem finden sich Carnegiea gigantea Kakteen, die bis zu 20 Meter wachsen können. Obwohl ich die Landschaft wirklich genoss, war ich nach 500 km trotzdem froh, als ab San Ignacio endlich wieder mehr zu sehen war, als nur Steine, Sand und Kakteen. Etwas  weiter im Süden liegt die Stadt Santa Rosalia. Die ihre Existenz der Kupfervorkommen zu verdanken hat, die bis heute noch abgebaut werden. Unser Tagesziel Mulegé erreichten wir gegen Abend und verbrachten diesen damit den kleinen Ort zu erkunden. Mitten in der Nacht wurde ich durch lauten Regen kurz wach, dachte mir aber nicht wirklich etwas dabei. Als wir allerdings am nächsten Morgen aufstanden, wurde uns das Ausmaß des Regens klar. Durch seltenen Regen, gibt es hier nicht das Abwassersystem, welches man aus Deutschland kennt. Daher mussten wir uns den ganzen Tag durch überschwemmte Straßen kämpfen, bis es gegen Nachmittag wieder anfing zu regnen, was in einer Überschwemmung mündete und zur Folge hatte, dass wir an einer Stelle nicht mehr weiter kamen, weil die Straße schlicht nicht mehr da war. Im Stau lernten wir einen weiteren Weltreisenden kenn: Niv, momentan ebenfalls mit dem Motorrad unterwegs schloss sich uns an und zu dritt überlegten wir, ob es nicht doch einen Weg gibt das gemeinsame Tagesziel La Paz zu erreichen. Keine Chance. Überall waren reißende Flüsse entstanden, die neben der einsetzenden Dunkelheit eine Weiterfahrt viel zu gefährlich gemacht hätten. Wir beschlossen daher zurück zu fahren und uns eine Bleibe für die Nacht zu suchen. Am nächsten Tag beobachteten wir den vorbeifahrenden Verkehr und hatten die Befürchtung, dass wir noch immer nicht weiter nach Süden fahren könnten, da so gut wie kein Auto aus Süden an uns vorbei kam. Wir versuchten es trotzdem und sahen das Ausmaß der Verwüstung. Der Regen war so stark, dass er die Straße komplett unterspülte und ein ca. 5 Meter langes und 3 Meter tiefes Loch hinterließ. Über die Straße war also definitiv kein Vorankommen möglich, aber wir haben Enduros nicht dabei, um nur abenteuerlich auszusehen und so waren wir an dem Morgen wohl die einzigen, die es schafften sich abseits der Straße durch den zurückgelassenen Schlamm auf die andere Seite zu kämpfen, um am Nachmittag endlich La Paz zu erreichen. Wir mieteten uns gemeinsam mit Niv in ein Hostel ein und sprachen am Abend über unsere weitere Planung. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie die Fährverbindung zum  Festland aussieht und wollten daran festmachen, wann wir nach Mazatlán aufbrechen und ob wir uns noch die angeblich sehr schöne Südspitze der Halbinsel anschauen, wo unter anderem auch das durch die Eagles besungene „Hotel California“ zu finden ist. Während des Gesprächs fragte uns Niv nach den Papieren und wir erzählten stolz von unserer Begegnung in Tijuana. Als er aber die für die Fährfahrt angeblich benötigten Einfuhrdokumente für unsere Motorräder ansprach und uns erzählte, dass er zwei Amerikaner getroffen hatte, die aufgrund fehlender Dokumente wieder den kompletten Weg zurück nach Tijuana fahren mussten, war es mit unserer guten Laune kurzzeitig vorbei. Unser Puffer, den wir bis zur gebuchten Überfahrt von Panama nach Kolumbien eingeplant hatten, war aufgebraucht und eine Rückfahrt konnten wir zeitlich in keinem Fall bewältigen. Wir erkundigten uns im Internet nach den Einfuhrdokumenten und fanden heraus, dass man diese angeblich in jeder Filiale der Bank Banjercito erhalten kann. Wir wussten außerdem bereits, dass zwei verschiedene Fähren von La Paz aus in Richtung Mazatlan fahren und sahen, dass die günstigere scheinbar am nächsten Tag ablegen sollte. Wir planten daher, am nächsten Tag nichts zu besichtigen, sondern zunächst den Papierkram zu erledigen und je nach Verfügbarkeit der Tickets unsere Überfahrt zu beginnen. Unser Plan wurde allerdings am nächsten Morgen durch die lokalen Gegebenheiten über den Haufen geworfen, da keiner der Hostelbetreiber anwesend war und wir somit unseren Schlüsselpfand von 500$ (mexikanische Pesos werden ebenfalls mit $ gekennzeichnet) was in etwa 25€ entspricht nicht zurück erhalten konnten. Um 12 Uhr, also genau zur maximalen Chek-Out Zeit, kam endlich jemand, der den Schlüssel entgegen nahm und uns unser Pfand aushändigte. Etwas frustriert starteten wir unseren Weg durch La Paz auf der Suche nach den benötigten Dokumenten. Als wir endlich eine Filiale der Banjercito fanden und mit immer noch spärlichem Spanisch erklärten was wir wollten, erklärte man uns, dass wir hier falsch seien. Ohne großes hin und her, nahm die Bankangestellte den Telefonhörer, wählte eine Nummer und bedeutete uns zu warten. Nach kurzer Zeit drückte sie uns den Hörer in die Hand und wir hatten eine englisch sprechende Kollegin auf der anderen Seite, die uns erklärte, dass es die Genehmigung nur noch in Pichilingue gebe und  sie direkt im Hafengebiet sitze. Sollten wir es also trotz der fortgeschrittenen Zeit doch noch schaffen, heute alles zu erledigen? Wir begannen also unsere Tour in Richtung Hafengebiet und fragten uns so lange durch, bis wir endlich vor dem Schalter der Bank standen. Nach zehn Minuten war alles erledigt und wir hatten unsere Genehmigung gekauft. Glücklicherweise waren direkt nebenan sowohl ein schicker Schalter der Baja Ferries und ein weiterer etwas chaotischer Schalter der TMC-Transportación Marítima de California. Da an diesem Tag nur die TMC ablegte und diese auch noch knapp über 1000$ günstiger p.P. ist, ließen wir unsere Motorräder wiegen, kauften das Ticket und gingen genau 10 Minuten bevor das Schiff ablegte an Bord. Was ein Timing. Da die TMC hauptsächlich zum Transport von Frachtgütern genutzt wird, kann man hier auch keinen Luxus erwarten. Jeder der also mit dem Gedanken spielt, ebenfalls von La Paz nach Mazatlán mit der Fähre zu reisen, sollte sich überlegen, ob es für ihn okay ist, neben Kampfhähnen und laufenden LKW zu schlafen. Ich fand die Überfahrt extrem amüsant. Das inkludierte Abendessen war wirklich top und das Abendprogramm, welches daraus bestand ohne Auswahlmöglichkeit spanische Filme zu schauen, erreichte seinen Höhepunkt, als zu späterer Stunde der Film „Jackass 3D“ begann. Es war einfach stark zu sehen, wie sich Männer zwischen 20 und 60 Jahren alle über die gleichen „sinnfreien Aktionen“ kaputt lachen können. Am nächsten Morgen um 6 Uhr gab es Frühstück und kurz danach fuhren wir begleitet vom Sonnenaufgang in Mazatlán ein. Für den Tag hatten wir unsere Route entlang der Küste in Richtung des südlich gelegenen Puerto Vallarta geplant und zum ersten Mal auf unserer Tour fuhren wir in den Dschungel. Riesige Schmetterlinge und Grün wo auch immer man hinschaut. Toller Kontrast zur kargen Landschaft, die uns bis einen Tag zuvor noch entlang der Baja begleitet hat und so stoppten wir nicht wie geplant in Puerto Vallarte, sondern in dem kleinen Dorf an der Küste namens Bucerias. Den Abend verbrachten wir im Zentrum mit Taccos, Corona und beobachteten das bunte Treiben der vielen Händler. Nachdem wir am nächsten Tag dem Golf von Kalifornien noch einen kurzen Besuch abstatteten, fuhren wir weiter in Richtung unseres Tagesziels Guadalajara. Unser Weg führte uns durch die Stadt „Tequila“. Und was gibt es in Tequila? Massig Schnaps! Wir hatten noch ein paar Kilometer vor uns und so beschlossen wir uns in einem gut sortierten Laden, lediglich eine Flasche des empfohlenen Agavendestillates zu kaufen und diesen aufzusparen, bis sich die Zeit ergibt. Fünf  Stunden später in Guadalajara war es soweit 😉 Allerdings kamen wir vorher zum ersten Mal mit einer kulturellen Veränderung in Kontakt, die uns vorher verborgen geblieben war. Wir fuhren in das sehr belebte Zentrum der Stadt, welches zu Feierei und guter Laune einlud und suchten nach einer Bleibe für die Nacht. Das erste Hotel war uns entschieden zu teuer, ebenso das nächste. Ein paar hundert Meter weiter, fiel uns ein Motel auf, welches die Preise an einer Tafel außerhalb angebracht hatte. 280$ für eine Nacht im „Habitación Torre“  was so viel wie Turmzimmer heißt und die günstigste auf der Tafel beschriebene Möglichkeiten war. Top, 7€ für ein Hotel im Zentrum der Stadt pro Person. Da kann man nicht meckern. Da sich bisher aber ausgezahlt hat, die Zimmer erstmal zu inspizieren, fragte ich eine der Hausdamen, ob ich mir das Zimmer denn mal anschauen könnte. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon ein wenig verwundert, dass nirgends eine Rezeption zu sehen war, aber mein Spanisch war zu diesem Zeitpunkt gerade gut genug, um nach einem Zimmer und der Ausstattung zu fragen. Hinter ihr, ging eine Tür auf, wo mehrere ihrer Kolleginnen arbeiteten und auf einmal alle leicht anfingen zu kichern, als sie uns sahen und ihnen etwas von ihrer Kollegin gesagt wurde. Ich machte mir zu diesem Zeitpunkt noch keine großen Gedanken darüber, weil wir scheinbar auf unseren Motorrädern immer eine besondere Ausstrahlung auf die Bevölkerung haben. Von heimlichen Fotos bis hin zu Kindern, die von ihren Eltern einfach auf unsere Motorräder gesetzt werden und so tat ich dieses gekichere erstmal als weitere Reaktion auf unsere Erscheinung ab. Ich wiederholte, dass ich mir gerne eines der Zimmer anschauen würde und wurde von zwei der Damen in ein Zimmer begleitet. Super Ausstattung, aber leider nur ein Doppelbett. Ich präzisierte und teilte ihnen mit, dass ich zwei Betten suche. Sie diskutierten kurz und wir setzten uns in Bewegung, um mir das nächste Zimmer zu zeigen. Allerdings zeigte man mir kein Zimmer mit zwei Betten, sondern zwei Zimmer mit Durchgang. Ich präzisierte also nochmals und sagte, dass ich nach einem Zimmer mit zwei Betten suche. „No, tenemos.“ Hmmm. Na gut. Es geht auch so. Dann nehmen wir eben ein Zimmer mit einem großen Bett. Wir fuhren wieder runter und wurden gefragt, ob wir auch eine Garage benötigen oder ob uns die offene Tiefgarage reicht. Logisch reicht uns das, solange diese überwacht wird. Wir fingen also an unser Gepäck abzuladen und freuten uns, dass wir solch ein günstiges Hotel gefunden hatten. Als wir oben waren, fiel uns auf, dass keiner von uns einen Schlüssel erhalten hatte. Ich ging also nochmal runter, während Constantin oben wartete und wollte abklären, wann wir denn den Schlüssel erhalten. Zufällig war nun auch eine Rezeption erkennbar. Hinter verspiegeltem Glas und mit einer kleinen durchreiche. Davor stand eine ganze Schaar der Hausdamen, die alle wieder anfingen zu kichern, als sie mich sahen. Ich fragte wann ich denn nun den Schlüssel für das Zimmer erhalte und mir wurde ein Code aufgeschrieben, der eher an ein WLAN Passwort erinnerte. Ich fragte nochmals nach dem Schlüssel für unser Zimmer und stieß lediglich auf Unverständnis. Mir kam dann die Idee mal nach der Check-Out Zeit zu fragen. Immer 8h! Immer 8h? Okay, irgendwas läuft hier falsch. Ich glaube wir suchen uns etwas anderes. Ich ging also wieder hoch zu Constantin, der zur gleichen Zeit einen ähnlichen Entschluss gefasst hat, da er in der Karte des Zimmerservice neben normalen Speisen auch Vibratoren, Gleitgel und ähnliches Zubehör entdeckt hat. Kurz zur Erklärung für alle Mexiko-Reisenden: In einigen Südamerikanischen Ländern, sind Motels nichts anderes als Stundenhotels. Dies kommt daher, dass viele Menschen auf kleinstem Raum gemeinsam mit ihrer Familie leben und daher kein Platz vorhanden ist, um Zeit mit seinem Partner zu verbringen. Diese Motels, werden daher hauptsächlich von jungen Paaren, für Affären oder von Prostituierten frequentiert und eher selten von Motorradreisenden. Als wir zu fortgeschrittener Stunde dann endlich ein normales Hotel gefunden hatten, war aufgrund der gesamten Suchaktion die Zeit des Tequilas gekommen. Deutlich leckerer als Sierra und Co. Nach einem Glas gingen wir dann später nochmal in die Stadt zum Platz der „Mariachis“, wo Tag und Nacht von den typisch mexikanischen Musikern gespielt wird. Als nächsten Punkt auf unserem Weg nach Osten, kamen wir in die bisher wohl schönste Stadt der Reise: „San Miguel de Allende“. Die Stadt wurde 1542 gegründet und zählt seit 2008 zum Weltkulturerbe.  Zentrale Anlaufstelle ist hier der Platz vor der Kathedrale „Parroquia de San Miguel Arcángel“. Auch sonst ist in der Stadt aber überall etwas los und so haben, wir trotz des Zeitmangels die Stadt und deren Nachtleben so ausgiebig erkundet, dass wir am nächsten Tag beschlossen noch einen Tag länger zu bleiben.  Mit Sonnenschein und guter Laune ging es am nächsten Tag in Richtung Mexiko Stadt. Die Stadt selbst ist riesig und man könnte für die Erkundung wahrscheinlich einen ganzen Urlaub darauf verwenden. Wir haben uns hier einen Tag Zeit genommen, um auf unseren Motorrädern die Stadt erkundet und sind in den als Weltkulturerbe aufgenommenen Stadtteil Xochimilco gefahren, der vor allem für seine schwimmenden Gärten und die vielen Blumen bekannt ist. Was mir in der Stadt aber am meisten gefallen hat, war die Tatsache, dass wir immer wieder aus den Autos oder von Rollerfahrern gefragt wurden, was wir hier machen. Mit zunehmend besser werdendem Spanisch, haben wir dann jedes Mal erzählt, was wir machen und begeisterte Blicke erhalten und einen „Daumen-hoch“. Immer wieder, wenn wir dann darauf zu sprechen kamen, dass wir aus Deutschland seit ca. 3 Wochen Mexiko von der West- bis an die Ostküste bereisen, waren alle sichtlich erfreut, dass wir ihr Land erkunden.

Der nächste Tag hielt die erste Ruinenstadt für uns bereit: „El Tajin“, im 1. Jahrhundert v. Chr. gegründet und vor ca. 800 Jahren verlassen, ist diese Aztekenstadt nach dem Gott des Blitzes, Tajin, benannt. Sehr beeindruckend ist die 25 Meter hohe und 1225m² große Nischenpyramide mit ihren 365 Nischen. Die Pyramide stelle einen Jahreszyklus dar, der mit der Einbringung der Ernte endete und mit einem großen Fest gefeiert wurde. Über eine 240 km lange perfekte Motorradstrecke durch den Dschungel ging es von dort aus nach Oaxaca de Juárez. Die Stadt stand eigentlich nicht auf unserem Plan, aber nachdem uns mehrere Leute rieten dort vorbeizuschauen, folgten wir dem Ratschlag und wurden nicht enttäuscht. Die Stadt wurde 1486 gegründet und hat eine gut erhaltene und tolle Altstadt, die man ohne Probleme auch mehrere Tage entdecken kann. Wir fuhren allerdings am nächsten Tag weiter in Richtung Osten. Ein kurzer Stop in der weniger interessanten Stadt „Ciudad del Carmen“, um am nächsten Tag gegen frühen Nachmittag Mérida zu erreichen. Die Stadt sollte uns eigentlich lediglich als Ausgangspunkt dienen, um eine weitere Ruinenstadt, „Chichen Itza“, zu besuchen, entpuppte sich aber ebenfalls als sehr sehenswert, weshalb wir hier einen ganzen Tag blieben und die Besichtigung der Ruinenstadt auf den nächsten Tag schoben, wenn wir sowieso in Richtung Osten fahren würden. Die Ruinenstadt selbst empfand ich leider als viel zu überlaufen und touristisch gestaltet. In El Tajin, waren kaum Leute und man konnte sich eher auf die Szenerie einlassen. In Chichen Itza steht an jeder Ecke ein Verkäufer, der versucht eine Maske oder sonstige Souvenirs zu verkaufen, was dem ansonsten wirklich interessanten Ort ein wenig von seinem Charme nimmt. Daher waren wir auch deutlich schneller mit der Besichtigung fertig und fuhren weiter nach Cancún. Die Stadt ist für ihr Partyleben und ihre Traumstrände bekannt und so haben wir hier drei Nächte verbracht und nichts anderes unternommen, als das Nachtleben erkundet und den Strand der Isla de Mujers besucht. Heute verlassen wir Mexiko und ich kann jedem nur empfehlen dieses tolle Land zu beuschen. Wir hatten nie ein unsicheres Gefühl, ganz im Gegenteil. Jedes Mal wenn wieder eine Horde Kinder ein Foto von uns machen wollte oder sich freuten, wenn sie sich mal kurz auf die Motorräder setzen durften oder wir wieder einen begeisterten Gesichtsausdruck erhielten, dass wir diese Reise machen, habe ich mich fast dafür geschämt, dass im Vorfeld so viele Menschen schlecht über das Land geredet haben. Mein Fazit von Mexiko: Nette Menschen, tolle Natur und einfach grandioses Essen.