Monthly Archives: Juli 2015

18.07 – 28.07 Banff bis nach Tacoma

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Wir haben Banff nun hinter uns gelassen und die Fahrt auf dem Transcanada Highway  zurück nach Westen war aufgrund der Rocky Mountains ebenso beeindruckend, wie schon der Weg vorher über den Alaska Highway nach Osten. Durch die Gebirgslandschaft zu fahren macht einfach Spaß und der Highway schlängelt sich verhältnismäßig kurvig durch das Gebirge, sodass es gerade als Motorradfahrer traumhaft ist dort entlang zu fahren. Wir hatten zudem endlich wieder richtig Sonne und es wurde warm. Zum ersten Mal konnte ich meine wärmende zweite Haut länger als nur ein paar Kilometer ausziehen und wir haben unser Tagesziel „Revelstoke“ gut gelaunt erreicht. Im Visitors Center trafen wir noch ein paar andere Deutsche, die uns von sehr schönen kostenlosen Campingplätzen in der Nähe erzählten. Gepackt von der Idee, nicht wieder Geld für einen Campingplatz auszugeben, der sich nur durch gemähtes Gras von der Wildnis unterscheidet, machten wir uns auf die Suche nach einem Platz, um unter freiem Himmel die Nacht zu verbringen. Ca. 15 Kilometer außerhalb von Revelstoke fanden wir auch schließlich den „Begbie Creek Trail“. Dieser dicht bewachsene Wanderweg führte nach ca. 1,5 km durch Gestrüpp auf eine kleine Lichtung, die wir als unseren Schlafplatz auserkoren. Wir wurden im Vorfeld vor der hohen Bärenpopulation gewarnt und hatten daher alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Wir brachten alles was Bären anzieht (Essen, Zahnpasta, Deo etc.) weit genug weg und bauten Bett und Moskitonetz auf. Nach ca. 45 Minuten zwischen angestrengtem Lauschen nach allem was dort im Wald lauern könnte und dem noch anstrengenderem Versuch einfach einzuschlafen, kamen auf einmal Geräusche aus dem Wald. Der Puls bei 200 und das Bärenspray bereits im Anschlag, waren es allerdings nur ein paar Kletterer, die uns sagten, dass wir direkt neben dem Weg zu einem sehr bekannten Kletterpfad liegen und aufgrund der eingetretenen Dunkelheit noch der ein oder andere an uns vorbei kommen wird. Okay… Entwarnung… Dadurch deutlich beruhigt, schlief ich mit Blick auf einen extrem klaren und hellen Sternenhimmel relativ schnell ein. Ca. 1,5 h wurde ich allerdings wieder wach, da der Himmel mittlerweile komplett zugezogen und mal wieder ein Gewitter im Anmarsch war. Gott sei Dank trafen wir rechtzeitig die Entscheidung einfach einzupacken und uns in der Stadt etwas anderes zu suchen, da ca. 10 Minuten später ein mittelschwerer Sturm über das Gebiet um Revelstoke zog. Nachdem wir uns zunächst bei Tim Hortons stärkten und beratschlagten, wie es weitergehen soll, gingen wir zu einer Überdachung hinter dem bereits bekannten Visitors Center und schliefen einfach dort. Gegen 5:30 wurde ich durch unsere „Nachbarin“ geweckt, da der Regen mittlerweile so stark war, dass sie aus dem Haus gestürmt kam, um ihr Werkzeug und diverse Holzarbeiten in Sicherheit zu bringen. Da ich nun sowieso wach war, half ich ihr dabei und begann so meinen Tag total übermüdet. Eigentlich wollten wir an diesem Tag eine Route fahren, die uns bereits vor ein paar Tagen ans Herz gelegt worden ist und auch Teil vieler geführter Motorradtouren durch die Rocky Mountains ist. Von Revelstoke nach Vernon über Nakusp. Trotz des Sonnenscheins der uns seit des Vormittags wieder begleitete, hatte die vorherige Nacht einige Spuren in der Moral hinterlassen und ließ uns die Strecke nicht unbedingt genießen. In Edgewood und auf der Hälfte der Strecke stoppten wir, um eine kurze Rast zu machen und unsere Motorräder wieder aufzutanken. Durch unsere Müdigkeit hielten wir allerdings deutlich länger als geplant und beobachteten das Treiben, welches an dieser Tankstelle/Supermarkt/Schnapsladen stattfand. Da wir aufgrund unserer Nummernschilder, der Flagge und der Beladung natürlich immer mit verschiedenen Leuten ins Gespräch kommen, dauerte es auch dieses Mal nicht lange, bis wir in eine längere Unterhaltung mit einem etwas schrulligeren Rentnerpaar kamen. Sie waren gerade mit ihrem Hund und ihrem sprechenden Papagei unterwegs zum See, um dort ein paar Tage auf dem Hausboot zu verbringen. Wir erzählten, dass wir nach Vernon wollten und bekamen den Tipp doch lieber hier zu bleiben, da der Strand und der See deutlich schöner und vor allem nicht so überlaufen seien. Sie hatten Recht. Super Idee!

Da wir an der Tankstelle wahrscheinlich bereits die Hälfte der Einwohner bei ihren Einkäufen beobachtet hatten, viel mir auch direkt ein bekanntes Gesicht in ca. 50 Metern Entfernung am Strand auf. Ich hatte mich mit Paul bereits kurz an der Tankstelle über unsere Tour unterhalten und sah, wie er gerade an seinem Hausboot arbeitete. Ich ging hin und kam wieder mit ihm ins Gespräch. Nachdem er mir eine Privatführung durch sein Hausboot gab, fragte ich Ihn, ob wir uns ggf. sein Kanu ausleihen könnten. Klar! Wir erkundeten im Laufe des Tages noch den umliegenden Wasserfall und genossen das Wetter und die Ruhe. Am nächsten Tag fuhren wir wieder ausgeruht weiter in Richtung Vancouver und kamen dabei durch das kleine Städchen Lumby. Ursprünglich wollten wir in Vernon Mittagessen, aber als wir an der Ampel standen und das „Krazy Llama Bistro“ sahen, war sofort klar, dass wir hier Rast machen. Falls jemand mal nach  Lumby kommen sollte: Auf jeden Fall hier etwas essen!! Die chilenische Besitzerin Judith macht nicht nur unglaublich leckere Gerichte, sondern gab uns auch allerlei kulinarische Tipps, was wir wo in Mittel- und Südamerika unbedingt probieren sollen. Gestärkt ging es den restlichen Tag durch die größte Wein- und Obstanbauregion Kanadas. Gegen Nachmittag fuhren wir eine lange Strecke durch ein Tal, von wo immer mal wieder Schotterpisten abgingen und sich serpentinenartig den Gipfeln entgegen schraubten. Irgendwann kam uns die Idee, die Nacht auf einem dieser Gipfel zu verbringen und so war auch der Schlafplatz für diese Nacht gefunden. Die nächsten beiden Tage standen ganz im Zeichen Vancouvers. Tolle Stadt, auch wenn es sich zu Beginn komisch anfühlte, nach vier Wochen Natur, Zelt und nur kleineren Städten in einer Großstadt zu stehen. Nachdem wir feststellten, dass es keine geeigneten Campingplätze gab, checkten wir also zum ersten Mal auf dieser Reise in ein Hostel ein und begannen die Erkundung der Stadt. Ich habe Vancouver als sehr künstlerisch geprägte Stadt empfunden. Zum einen finden sich überall große Graffiti und klassische Kunst der Ureinwohner (Totems etc.), als auch beispielsweise Klaviere, die in der Stadt verteilt stehen und Straßenmusikern eine Möglichkeit geben dort zu musizieren. Auch die Berge, die sich angrenzend an Vancouver erheben, geben der Stadt ein gewisses Flair.

Am Freitag brachen wir morgens in Richtung Horseshoe Bay auf, um mit der Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island überzusetzen. Zunächst durchquerten wir einmal die Insel von Ost nach West, um uns das Surfer-Paradies Tofino anzuschauen. Sehr vom Tourismus geprägt und aufgrund des Wochenendes überlaufen, beschlossen wir allerdings relativ schnell dem Wassersport nicht hier sondern in Mittel- und Südamerika nachzugehen und auch unser Nachtlager außerhalb aufzuschlagen. Wir kamen wieder mit Einheimischen ins Gespräch und uns wurde empfohlen für ein kostenloses Nachtlager außerhalb des Nationalparks eine bestimmte Schotterpiste in den Urwald zu nehmen und nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten. Wir bogen also in diese Straße ein und suchten… Wir suchten 5 Kilometer, wir suchten 10 Kilometer, wir suchten 15 Kilometer und nachdem wir einige nicht vertrauenserweckende Plätze als unzureichend deklariert hatten, wollten wir bereits umdrehen und uns etwas anderes suchen, als wir auf einmal um eine Ecke Bogen und Mitten auf einem Strand standen.  Wahnsinn! Was ein Glück! Zelte aufgebaut, Abendgegessen und die Aussicht genossen. Am nächsten Tag beschlossen wir kurzerhand noch einen Tag am Strand zu bleiben, allerdings brauchten wir neue Lebensmittel und da Constantin sowieso nochmal Skypen wollte, fuhr er wieder in Richtung Zivilisation. Währenddessen kam einer der Nachbarn zu mir und fragte mich nach Tabak. Damit konnte ich leider nicht dienen, aber wir kamen dennoch ins Gespräch und er erzählte mir, dass er oft am Wochenende hier raus kommt, um abzuschalten. Unter der Woche ist er Fischer und er hat zufällig genügend Lachs dabei, um uns zwei Stücke zu schenken. WOW! Als Constantin zurückkommt, hat er von der hiesigen Brauerei Bier mitgebracht und wir genießen den letzten Abend am Strand des Lake Kennedy. Am Sonntag stand als Tagesziel die Hauptstadt British-Columbias: Victoria. Deutlich kleiner als Vancouver und mit ganz eigenem Charme verbrachten wir hier den Sonntagabend und gestern den halben Tag. Uns fiel schon morgens auf, dass sich ein Filmteam in der Stadt aufhielt. Sie drehen in Victoria gerade die Fernsehproduktion „Just in time for Christmas“. Amüsant zu sehen, wie Schauspieler und Statisten im Sommer bei knapp 30°C im Wintermantel vor Weihnachtsdekoration darauf warten, dass jemand „Action!“ schreit. Wir wären ggf. auch noch länger in der Stadt geblieben, allerdings mussten wir weiter, da ich nach einigem hin und her mit verschiedenen Werkstätten endlich einen Termin in Tacoma ausmachen konnte, um einen Service inkl. Reifen, Bremsbeläge und Ölwechsel machen zu lassen. Gestern sind wir deshalb, überraschenderweise sehr unproblematisch und ohne viel Papierkram, mit der Fähre nach Port Angeles übergesetzt und wieder in die USA eingereist. Gerade sitze ich hier in Tacoma bei South Sound Motorcycles und warte darauf, dass mein Motorrad aus der Werkstatt entlassen wird. Constantin hat auch gerade einen neuen Hinterreifen bekommen und fährt gleich nochmal weiter zu Honda, da dort noch ein neuer Ölfilter und ein Ölwechsel auf seine Transalp wartet.

10.07 – 18.07 Durch Mordor bis nach Banff

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Nachdem wir Whitehorse hinter uns gelassen hatten, ging es weiter in Richtung der im Osten liegenden Stadt Banff. Laut einer Karte aus Dawson City liegt Banff direkt auf der Rocky Mountain Route, weshalb wir diese entlang des Alaska Highways einschlugen. Der erste Stop hinter Whitehorse führte uns nach Teslin, welche zur Zeit des Goldrauschs eine Siedlung der Tlingit war. Die Tlingit sind ein nordamerikanisches Indianervolk, deren Malereien und Totems auf der gesamten Route durch den Yukon präsent waren. Eigentlich wollten wir uns in einem Museum eingehender über deren Geschichte und Kultur informieren, aber aus irgendeinem Grund streikten sowohl Constantins als auch meine Kreditkarte. War wahrscheinlich eh nicht so interessant… Kurz darauf führte uns unsere Route durch den Schilderwald in Watson Lake, wo wir uns auch verewigten. Als Tagesziel hatten wir die Liard River Hot Springs auserkoren. Diese heißen Quellen, deren Temperatur zur Zeit des Austritts zwischen 40°C und 50°C schwankt, liegen mitten im Wald und sind weitestgehend natürlich erhalten. Außer ein paar Umkleiden, Sitzmöglichkeiten, Treppen, die in das Wasser führen und einer Barriere, die das extrem heiße Wasser in einem oberen Becken vom etwas kühleren unteren Bereich trennt, gibt es keine Änderungen am ursprünglichen Aufbau der „Pools“.

Der Weg in die pure Entspannung sollte uns aber erstmal entlang eines Reiseabschnitts führen, der irgendwo zwischen „Tiersafari“ und der Reise nach „Mordor“ anzusiedeln ist. Dass wir auf diesem Abschnitt viele wilde Tiere sehen werden, hatte man uns bereits im Vorfeld prophezeit, aber was letztendlich kam, hatte ich mir so nicht vorgestellt. Wir waren also von Teslin aus aufgebrochen und der Himmel sah, wie die letzten Tage auch schon, nicht sehr nach gutem Wetter aus. Es regnete hin und wieder mal, was aber natürlich durch den Compañero kein Problem darstellte. Irgendwann wurde der Himmel aber immer dunkler und wir sahen in der Ferne genau auf unserer Route einige Blitze am Himmel und ein Gewitter auf uns zukommen. Das Problem in einer Gegend wie dieser ist, dass man in solch einer Situation nur wenige Optionen hat. Entweder man bleibt an Ort und Stelle im Regen stehen bzw. sucht sich einen Unterstand, wobei man Bäume natürlich meiden sollte (schwierig in einem Wald) oder man fährt weiter. Aufgrund eines aufziehenden Gewitter hätte ich wahrscheinlich unter normalen Umständen davon Abstand genommen, genau in dieses hinein zu fahren, aber zum einen sahen wir genau in dem Moment, als wir über unser Vorgehen diskutierten einen Schwarzbären am Waldrand stehen, was keine Auswahl mehr zwischen Gewitter und kein Gewitter, sondern zwischen Bär oder Gewitter zuließ und zum anderen waren wir kilometerweit von allem entfernt, was man als Zivilisation beschreiben konnte. Daher entschieden wir uns für: Gewitter. Ich kann eigentlich überhaupt nicht beschreiben, wie abgefahren das war und selbst die Bilder geben (leider) nur annähernd wieder, wie die Natur um uns herum aussah. Ich glaube aber, dass ich noch nie so eine intensive Erfahrung mit einer Naturgewalt machen durfte. Normalerweise sitzt man bei solch einem Wetter (verständlicherweise) irgendwo geschützt in einem Haus oder einem Auto, aber wir hatten nun mal keine andere Wahl, als auf dem Motorrad weiter zu fahren. Aufgrund des relativ dämmrigen Lichtes sind wahrscheinlich auch die ganzen Tiere an den Rand oder auf die Straße gelockt worden. So hatten wir Begegnungen mit Karibus, Elchen, mehreren Schwarzbären und einer ganzen Herde Bisons. Die einzelnen, die wir zuvor schon gesichtet hatten, habe ich fotografiert, als wir durch die Herde fuhren, lies mein Puls eine Fotopause aber einfach nicht zu. Action Cam sei Dank, ist aber auch dieser Abschnitt festgehalten. (Wenn wir mal viel Zeit haben, wird auch der erste Clip zusammen geschnitten). Total vernebelt von den ganzen Eindrücken der Tagestour kamen wir dann relativ spät auf dem Campingplatz der Liard Hot Springs an, wo wir zwei Nächte verbrachten und sogar den einzigen vollen Sonnentag der Woche erwischten. Constantin hatte in der zweiten Nacht allerdings kein Glück mit seinem Zelt. Der Regen war so stark, dass es irgendwann anfing durch das Zelt hindurch zu regnen und seine komplette Ausrüstung durchnässte. Nachdem das Material am nächsten Morgen so gut es ging getrocknet wurde, brachen wir wieder auf. Als hätte der „Erfinder“ der Rocky Mountain Route unsere Erfahrung eingeplant, wurden die darauffolgenden zwei Tage, außer einem tollen Strand, den wir zum Übernachten wählten, zu einem relativ langweiligen „Kilometermachen“, bis wir (wieder mal) in strömendem Regen die Ausläufer des extrem beeindruckenden Jasper Nationalparks erreichten. Da wir uns mittlerweile schon deutlich weiter vom Polarkreis entfernt hatten, wurde es auf einmal deutlich dunkler als noch die Tage zuvor. Zudem hatten wir, ohne es zu wissen, bei der Einfahrt nach Alberta wieder eine neue Zeitzone erreicht. Da Jasper bereits auf 1.062 Metern innerhalb des Gebirges liegt, sanken die Temperarturen auf knapp 8°C. Das erste Mal, dass wir (aufgrund der Dunkelheit, der Kälte und des Regens) darüber nachdachten uns in Jasper in einem Hostel einzuquartieren, wurde durch das Wochenende, die Ferienzeit, die fortgeschrittene Tageszeit und die damit einhergehende Vollbelegung verhindert. Wir betrachteten dies als Zeichen, dass wir uns während einer Abenteuerreise sicher nicht vom Wetter diktieren lassen sollten, wo wir zu übernachten haben und bauten auf einem schlammigen Campingplatz, während es in Strömen regnete unsere Zelte auf und schliefen danach sofort ein. Der nächste Tag begann, wie sollte es auch anders sein, mit einer ordentlichen Portion Regen. Da die Wettervorhersage für Banff deutlich besser aussah, brachen wir so früh wie vorher noch nie auf, um unseren Weg durch die Rockies fortzusetzen, kurz beim Lake Louise anzuhalten und schließlich bei angenehmen Temperaturen in Banff anzukommen und bei Sonnenschein einen Entspannungstag zu genießen.

04.07 – 10.07 Denali bis Whitehorse

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Nach nun insgesamt 2638 gefahrenen Kilometern sind wir seit gestern in Whitehorse, Kanada angekommen. Hier haben wir uns dazu entschlossen einen fahrfreien Tag einzurichten und sowohl uns als auch unsere Kleidung wieder auf Vordermann zu bringen. Die letzten Kilometer haben uns eine hübsche Schlammpatina verpasst. Am Morgen nach meinem letzten Eintrag ging es, wie geplant, von der Sheep Mountain Lodge in Richtung Denali Nationalpark. Eigentlich wollten wir diesen an dem Tag auch erreichen, aber wir hatten die Straßenverhältnisse total unterschätzt. Anstatt aus einer Teer- oder Betonstraße besteht der 218 km lange Denali Highway, der die Städte Paxson und  Cantwell miteinander verbindet und uns wieder nach Westen zum Nationalpark führen sollte, zu 99% aus Schotter. Für uns und unserer Enduros kein Problem sondern ein riesen Spaß, es dauert aber deutlich länger, als über glatten Teer zu fahren. Dementsprechend haben wir uns dazu entschieden einfach auf einer kleinen Anhöhe mitten im Nirgendwo unser Nachtlager aufzuschlagen. Belohnt wurden wir mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Berge und den Sonnenuntergang bzw. –aufgang. Wobei man beides kaum auseinanderhalten kann, da in Alaska, wie überall in der Nähe des Polarkreises die Sonne eigentlich nicht wirklich untergeht. Der dunkelste Moment ist eher eine Art Dämmerlicht, welchem sehr schnell wieder der Sonnenaufgang folgt. In dieser Zeit wird man aber mit einem tollen Ausblick belohnt. Weniger Eindrucksvoll sondern einfach nur unglaublich nervig sind die Heerscharen von Moskitos, die es überall in Alaska gab.  An einem Platz an dem wir wie ein Festessen für ausgehungerte Bewohner aussehen, kommt natürlich auch jeder vorbei, um einen Happen zu probieren. Zunächst eingepackt in Schutzkleidung und später eingesprüht mit DEET  hielten sich die Stiche aber in Grenzen.

Am nächsten Tag ging es dann weiter zum Denali Nationalpark, wo wir anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages auch ein wenig feierten und Würstchen grillten. Den nächsten Tag nutzten wir, um in dieser tollen Umgebung auszuspannen, Sport zu machen und unser Packsystem weiter zu optimieren. So beeindruckend die Wege waren, die wir bisher schon hinter uns gebracht hatten, so schmerzlich wurde uns bewusst, dass wir langsam weiter müssen, weil wir schon deutlich hinter unserem Zeitplan lagen. Ursprünglich wollten wir direkt von Anchorage nach Fairbanks, um Freunde meines damaligen Austauschschülers John zu besuchen und bei ihnen zu übernachten. Die Empfehlung, die uns aber von allen Seiten ausgesprochen wurde, nicht den direkten Weg sondern den Glenn und den Denali Highway zu nehmen, waren überaus gut, haben uns aber deutlich Zeit gekostet. Also machten wir uns nun mit dem Plan wieder etwas Zeit rein zu fahren auf nach Fairbanks und besuchten Joe, Josh und Derrick, die uns herzlich willkommen hießen und gerade dabei waren Hühner zu schlachten und für den Winter einzufrieren. Wir bekamen ein bereits geräuchertes Huhn und kochten damit eine Art Couscouscurry aus allem was wir für passend erachteten. Nachdem wir noch kurz bei 35°C am See waren läuteten wir einen entspannten Abend ein, der unseren Plan wieder änderte, da uns Josh vorschlug am nächsten Tag mit ihm Kanu fahren zu gehen. Am nächsten Tag sah allerdings alles komplett anders aus. Ich wurde gegen sieben wach, weil es fürchterlich nach Rauch stank. Der Wind hatte sich gedreht und eines der vielen riesigen Waldbrände, welches in der Nähe von Fairbanks wütete (ca. 100 km entfernt) tauchte die Stadt in dichten Smog. Es war so schlimm, dass man kaum atmen konnte. Daraufhin brachen wir alle Pläne ab, Fairbanks noch weiter zu besichtigen und machten uns auf den Weg in Richtung Tok, welches 325 km weiter östlich liegt. Bisher unser erster schlechter Tag auf der Tour. Das Wetter wechselte sich zwischen Regen und Rauch ab, bis wir schließlich in Tok ankamen und endlich wieder klare Luft atmen konnten.

Dort rasteten wir kurz, um uns anschließend nach einem geeigneten Platz zum Übernachten umzuschauen, als uns Carroll und Jackie aufgrund unserer deutschen Nummernschilder und meiner Deutschlandflagge ansprachen. Carroll könnte man am ehesten als motorradbegeisterten Lebemann beschreiben, der absolut hilfsbereit ist. Jackie ist aus Taiwan und fährt momentan mit seinem Fahrrad um die Welt. Er wohnt für ein paar Tage als Couchsurfer bei Carroll. Nachdem Constantin ihm von seinem eiernden Vorderrad erzählt hat, lud er uns zu sich ein und wir arbeiteten bis Nachts um 1 Uhr an unseren Motorrädern. Wir zogen Constantins Vorderrad neu auf, da die deutsche Werkstatt hier eher mäßige arbeitet geleistet hatte und spannten seine Kette nach. Mein Schalter am Abblendlicht hatte sich leider verabschiedet, sodass ich nur noch mit Fernlicht oder ohne fahren konnte. Kurz das Kabel des Abblendlichtes neu verlötet und schon brannte es wieder. Nachdem wir noch original gegrillten Lachs aus Alaska verspeisen durften, ging es in unser Nachtquartier: Ein alter Bus aus dem Denali Nationalpark, den Carroll für 400$ gekauft hatte. Vorgestern starteten wir dann auf dem Top of the World Highway in Richtung Kanada. Diese Route führt entlang der alten Goldgräberroute. Die letzte Stadt auf unserem Weg durch Alaska, die durch die Goldgräberzeit geprägt wurde heißt Chicken. Mittlerweile besteht sie weitestgehend aus für Touristen betriebenen Gebäuden und hat lediglich 7 Einwohner. Nach knapp 70 weiteren Kilometern überquerten wir die Landesgrenze nach Kanada und befinden uns seitdem auch in einer neuen Zeitzone. Wir sind nicht mehr 10h sondern nur noch 9h hinterher. Gleich hinter der Landesgrenze, am Ende des Top of the World Highway, liegt Dawson City, welche während des Klondike Goldrausches 1896 gegründet wurde und heute immer noch den Charme einer alten Westernstadt versprüht. Tatsächlich haben wir auf unserem Weg nach Whitehorse an einer Tankstelle einige junge Leute getroffen, die das Wochenende in Dawson verbringen wollen, um dort nach ein paar Nuggets zu graben. Gestern auf dem Weg nach Whitehorse hatten wir dann unser bisheriges Tierhighlight. Nachdem wir bereits mehrere Elche und Füchse gesehen haben, lief gestern in ca. 5 Metern Abstand ein Grizzlybär an der Straße vorbei. Mit laufendem Motor und jederzeit bereit einfach wieder Gas zu geben, bin ich nochmal zurück, um ihn ein wenig zu beobachten. Ziemlich unbeeindruckt von mir schnupperte er an etwas Müll, der im Graben lag und verschwand dann wieder im Wald. Morgen wollen wir ohne bisheriges Tagesziel auf die Rocky Mountain Route in Richtung Banff aufbrechen. Schönes Wochenende und bis dann.

30.06-03.07 Alaska

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Wir haben es geschafft. Wir sind endlich in Alaska angekommen. Leider hatte unser Flug eine Verspätung, sodass wir erst zwei Stunden nach der geplanten Zeit in Anchorage gelandet sind. Dadurch hat unser Plan nicht mehr hingehauen, die Motorräder direkt nach der Landung abzuholen, da das Departement of Homeland Security gerade zu gemacht hatte. Uns wurde am Flughafen gesagt, dass wir bis zum nächsten Tag warten müssen. Da keine Taxen in Sicht waren, um uns in ein Hostel zu fahren und auch der nächste Bus erst eine dreiviertel Stunde später gekommen wäre, haben wir uns aufgrund der Müdigkeit kurzerhand entschlossen am Flughafen zu schlafen. Wo? Natürlich vor der Eingangstür von Homeland Security. Glücklicherweise kam direkt nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben Homeland Security Officer Wagner und hat uns gefragt, was wir denn dort vorhätten. Wir haben ihm erklärt, dass der Großteil unserer Sachen in der Kiste bei den Motorrädern verstaut ist, wir aber erst die Zoll- und Einfuhrdokumente von Homeland Security benötigen. Er fragte uns, ob uns bewusst wäre, dass das Büro erst wieder in 14h aufmachen würde. Ja, aber was sollen wir machen…? Nachdem er kurz darauf verschwunden war, klapperte es hinter der Tür von Homeland Security, die Tür öffnete sich und da stand er, um uns doch heute noch die Dokumente auszustellen. Da er selbst bereits Feierabend hatte wurden wir im Anschluss von ihm noch zur Spedition gefahren, um kurz vor deren Feierabend tatsächlich noch alles zu erledigen und die Motorräder doch noch in Empfang nehmen zu können. Welcome to Alaska!

Fix und fertig aber glücklich, dass alles noch so gut geklappt hat und auch die Motorräder mitsamt Gepäck die Reise unbeschadet überstanden haben, ging es auf die Suche nach einem Schlafplatz. Wer ebenfalls mal mit dem Motorrad nach Anchorage will, dem kann ich das House of Harley Davidson empfehlen (4334 Spenard Rd, Anchorage, AK 99517). Hier kann man als Motorradfahrer auf einem abgesperrten Gelände kostenlos zelten. Es gibt sogar sanitäre Anlagen. Nach einer verhältnismäßig kurzen Nacht und der ersten Bekanntschaft mit dem polaren Sommer (es wird nicht dunkel) nutzten wir den ersten Teil des nächsten Tages überwiegend, um unsere Motorräder nochmal zu checken, das Gepäck nochmal neu zusammen zu stellen und Gegenstände wie Gaskartuschen, die wir nicht im Flugzeug transportieren durften, zu besorgen. In einem der Läden empfahl uns ein Motorradfahrer zu Beginn in den Süden Anchorages in Richtung Portage zu fahren und als Vorgeschmack auf die Landschaft Alaskas war das ein wirklich guter Tipp. Nachdem wir dort angekommen waren, drehten wir um und fuhren wieder ein paar Kilometer in nördliche Richtung und suchten uns einen Campingplatz, um dann gestern Kurs auf den Matanuska Glacier und die Stadt Glenallen zu nehmen. Je weiter wir in die Alaska Range (Gebirge) vordringen, desto beeindruckender wird die Aussicht. Momentan befinden wir uns auf dem Campingplatz der Sheep Mountain Lodge. Toll morgens mit so einem Blick aufzuwachen. Für heute ist geplant zum Denali National Park zu kommen. Hier steht der höchste Berg Nord-Amerikas Mt. McKinley.