Puh… 806,67 $. Der erste Service war deutlich teurer als gedacht, allerdings ist auch einiges an der BMW erneuert worden. Durch die staubigen Straßen in Alaska war der Luftfilter fällig. Außerdem gab es hinten neue Bremsbeläge, neues Öl, einen neuen Hinterreifen und einen außenliegenden Benzinfilter, den ich schnell austauschen kann und der den Motor vor eventuell verunreinigtem Benzin in Südamerika schützt. Der Mechaniker hat mir zudem nahegelegt, demnächst eine neue Kette montieren zu lassen, da diese durch Staub und Sand der Schotterstraßen ebenfalls ziemlich abgenutzt war. Seattle haben wir sonst weitestgehend zum Relaxen genutzt und das gute Wetter genossen. Da Constantin und ich aus dem IT-Bereich kommen, haben wir natürlich auf unserem Weg nach Osten einen kurzen Schlenker eingelegt und in Redmond bei Microsoft vorbei geschaut. Leider gibt es nicht wirklich viel zu sehen, sodass wir auch nur kurz das WLAN im Visitors Center genutzt und unsere Trinkflaschen aufgefüllt haben, bevor es weiter in Richtung Osten ging. Wieso nach Osten und nicht nach Süden? Vor 12 Jahren war ich über meine Schule im Zuge eines Austauschprogramms das erste Mal in den USA und da ich mit meiner damalige Gastfamilie noch immer in Kontakt stehe, wollte ich sie natürlich, wenn wir eh schon mal in der „Nähe“ sind, besuchen. Glücklicherweise wohnen sie nicht mehr in Lake Mills, Wisconsin, was von Seattle 3.123 km entfernt gewesen wäre, sondern sind alle in den Bundesstaat Wyoming gezogen. Auf dem Weg in die Stadt Buffalo, welche nur noch 1.580 km östlich von Seattle liegt und die neue Heimat der Eltern und der Schwester meines Austauschpartners John ist, wollten wir uns ebenfalls den Yellowstone Nationalpark anschauen. Auf der Fähre von Victoria nach Port Angeles haben wir außerdem das Bikerpaar Rob und Liane kennengelernt, die uns von einer Motorradrally in Sturgis erzählt haben. Ehrlich gesagt hatte ich vorher noch nie etwas davon gehört, aber dort findet wohl jährlich DAS Motorradtreffen statt. Zum diesjährigen 75. Jubiläum wurden über den gesamten Zeitraum 1,7 Millionen Motorräder erwartet und Rob hatte am Eröffnungstag Geburtstag. Kurz bevor wir die Fähre verließen, lud er uns noch zu diesem ein. Am Montag im „Full Throttle Saloon“ stieg also zeitgleich mit der Eröffnung der Rally Robs Geburtstagsparty und da wir noch einige Kilometer bis dorthin vor uns hatten, beschlossen wir einfach so schnell wie möglich nach Buffalo zu Paul und Heidi Mumm zu kommen, um mit ihnen Zeit zu verbringen und rechtzeitig zum Geburtstag in Sturgis zu sein. In der ersten Nacht nachdem wir aus Seattle abfuhren, schliefen wir aus diesem Grund auch einfach in einer Rest Area neben der Interstate 90. Auf diesem Autobahnparkplatz waren kleine abgezäunte Picknickecken und wir legten uns dort einfach neben einen der Tische. Am nächsten Morgen wurden wir gegen 5 Uhr etwas unsanft geweckt, da die Sprinkleranlage aus dem Boden fuhr und uns komplett durchnässte. Sehr gut. Duschen war für diesen Tag also auch schon erledigt und sehr Zeitoptimiert, ging es um 5:30 Uhr wieder auf die Interstate in Richtung Osten. Der gesamte Tag bestand überwiegend daraus Kilometer bzw. Meilen zu machen.
Als Tagesziel hatten wir Bozeman auserkoren. Dies hatte sich bereits einen Tag zuvor ergeben, da Constantin aufgrund seines Deutschlandschildes an einer Tankstelle von Dillon angesprochen wurde und wir von ihm und seiner Freundin Tess eingeladen wurden eine Nacht bei Ihnen in Bozeman zu verbringen. Sie wohnen normalerweise in Seattle sind aber wegen einer Hochzeit auf dem Weg zurück in die Heimat. Die Gastfreundschaft, die uns hier entgegenschlägt, ist wirklich überwältigend. Wir haben bereits so viele Einladungen entlang unseres Weges erhalten. Wirklich toll! Als wir in Bozeman ankamen empfing uns Tess und sagte uns, dass Dillon überhaupt nicht da sei, weil er an diesem Abend aufgrund eines Junggesellenabschieds wandern war. Wir sollten einfach zu seinen Eltern fahren, die würden uns unseren Schlafplatz zeigen und wir könnten uns danach wieder mit ihr in der Stadt treffen, um das Nachtleben von Bozeman zu erkunden. Wir fuhren also zu Dillons Eltern und wurden unglaublich herzlich von ihnen empfangen. Nach einer Dusche ging es dann in die Stadt und wir zogen mit Tess durch ein paar Bars. Aufgrund der Sperrstunde war um 2 Uhr Schluss und wir gingen schlafen. Nachdem wir uns am nächsten Morgen mit einem Frühstück gestärkt hatten, ging es wieder auf die Straße und in Richtung des Yellowstone Nationalparks. Der Park ist der älteste Nationalpark der Welt und wurde 1872 gegründet. 62 Prozent aller weltweit existierenden heißen Quellen liegen im Yellowstone Gebiet und somit ist der Park vor allem für seine geothermalen Aktivitäten bekannt. In den Quellen leben verschiedenste Bakterien und Algen, die für die unterschiedlichen Braun- Blau- und Grüntöne verantwortlich sind. Nachdem wir aus dem Park fuhren, überlegten wir, ob wir uns zwischen Yellowstone und Buffalo einen Schlafplatz suchen oder einfach durchfahren sollten. Das letzte Streckenupdate vor dem Nationalpark hatte uns gesagt, dass es noch knapp über drei Stunden nach Buffalo seien. Da wir durch den kompletten Park gefahren und ihn am Ostausgang verlassen hatten, schätzten wir die Strecke als noch machbar für den Abend ein. Als die Dämmerung einsetzte, erreichten wir die Stadt Cody, die bereits einen Vorgeschmack auf Sturgis gab. Harleys und die dazugehörigen Biker soweit das Auge reichte. Wir suchten uns ein offenes WLAN und erschraken ein wenig, da der Weg bis Buffalo immer noch mit drei Stunden angegeben war. Wir waren zwar genau auf der richtigen Höhe, aber leider fehlte eine reine Ost-West Verbindung, was dazu führte, dass wir erst wieder zurück nach Norden auf die Interstate mussten. Wir beschlossen dennoch weiter zu fahren, da wir so gegen Mitternacht in Buffalo ankommen sollten. Nach ein paar Kilometer war es aber bereits so dunkel, dass wir extrem vorsichtig fuhren, um in keinen Unfall mit den oft am Straßenrand oder auf der Straße stehenden Tieren zu geraten. Irgendwann viel dann auch noch Constantins Vorderlicht aus, sodass wir aufgrund der Reparaturzeit und des vorsichtigen Fahrens um vier Uhr endlich bei Heidi und Paul in Buffalo ankamen. Da wir niemanden wecken wollten, schlugen wir unseren Schlafplatz einfach in der Einfahrt auf. Als Paul um 8:30 Uhr morgens seine Garage öffnete und ich dadurch wach wurde, sahen wir uns nach zwölf Jahren das erste Mal in dieser Konstellation wieder.
Constantin bezog sein Schlafzimmer, um noch etwas zu schlafen und ich fuhr mit Heidi zu Kelly, Johns Schwester. Auch sie hatte ich zwölf Jahre nicht gesehen. Mittlerweile hat sie geheiratet und ich lernte Nick und ihren Sohn Benjamin kennen. Sie erzählten uns, dass sie später noch zum Rodeo gehen wollten und fragten, ob wir nicht auch Interesse daran hätten. Klar! Ein Rodeo ist tatsächlich richtig spannend. In verschiedenen Disziplinen versuchen Cowboys auf Bullen, Pferden ohne Sattel oder Pferden mit Sattel zu reiten, während diese kontinuierlich versuchen ihren Reiter abzuwerfen. In weiteren Disziplinen wird versucht Kühe mit dem Lasso zu fangen oder mit Stieren zu ringen. Nach knapp vier Stunden hatten wir dann genug und schauten und noch die Stadt an. Wir machten einen kurzen Stop im Occidental Saloon, welches 1879 eröffnet wurde und zur damaligen Zeit eine Mischung aus Bank, Hotel und Restaurant war. Zu seinen berühmtesten Gästen zählen Tom Horn, Buffalo Bill Cody und Teddy Roosevelt. Außerdem besuchten wir eine der zahlreichen Micro-Brewerys, um dort ein Beer Tasting zu unternehmen. Ich muss sagen, dass diese kleinen Brauereien, wirklich einen ganz eigenen Charme versprühen und richtig gutes Bier brauen. Den Abend ließen wir danach mit einem großen BBQ ausklingen. Nick erzählte uns dabei, dass er bereits vor einigen Jahren die Motorradrallye in Sturgis besucht habe und es ein richtiger Kampf für uns werden würde, überhaupt in die Stadt zu kommen, da die Straßen am ersten Tag kilometerweit vorher schon komplett verstopft seien und wir natürlich weder einen Schlafplatz noch sonst irgendetwas organisiert hatten. Wir standen also nun vor der Frage, ob wir trotzdem am nächsten Tag nach Sturgis fahren sollten, auf die Gefahr hin weder die Stadt zu erreichen noch den Geburtstag bzw. Rob zu finden oder einfach noch einen Tag länger bei Paul und Heide verbringen sollten, um erst am zweiten Tag nach aufzubrechen. Wir entschieden uns für die zweite Option, da wir befürchteten in der größten Biker Bar der Welt sowieso niemanden zu finden und Paul zeigte uns die Gegend um Bufallo. Er führte uns erst zum Clear Creek und später in den Crazy Woman Canyon. Abends schauten wir nochmals im Occidental Saloon vorbei und genehmigten uns einen Buffalo Burger. Hierbei beschlossen wir den Großteil unseres Gepäcks bei Heidi und Paul zu lassen, um uns in Sturgis nicht mit der Unterbringung unserer Habseligkeiten befassen zu müssen. Um in der Nähe um Sturgis einen Schlafplatz zu organisieren, waren wir ohnehin viel zu spät. Rob hatte uns auf der Fähre erzählt, dass er und seine Frau mit 3 anderen Paaren bereits vor Monaten eine Wohnung für knapp 1000 $ die Nacht gebucht hatten. Da das unser Reisebudget absolut sprengen würde, gingen wir einfach optimistisch an die Sache ran und machten uns am nächsten Tag gegen Mittag auf, um uns ins Getümmel zu stürzen.
Nach ca. 1h kamen wir in einen Hagelsturm, der sich wie ein Ring um Sturgis gelegt hatte. Es machte auf uns fast den Eindruck, als sollten es nur die „harten Jungs“ bis nach Sturgis schaffen. Wir hatten hier einen immensen Vorteil, da wir uns im Gegensatz zu den Harley Fahrern in GoreTex gekleidet durch den Sturm kämpfen konnten. Die meisten der restlichen Biker hatten lediglich eine Art Poncho übergeworfen, der aber sicher nicht viel half und auch keinen Helm an. Auch Constantins Anzug schützte ihn leider nicht komplett und so kam bei ihm einiges an Regen durch. Ich hatte lediglich oben am Kragen ab und zu einen Tropfen, der sich in den Anzug verirrte. Ein Hoch auf den Compañero. Nachdem wir diesen Wetterring verlassen hatten, wurde es immer klarer und als wir schließlich in Sturgis ankamen, war es knapp 40°C und nahezu wolkenlos. Sehr guter Start, um sich auf dieses Spektakel einzulassen. Da wir rein gar nichts geplant hatten, schlossen wir uns einfach den Scharen an Motorrädern an und krochen einmal in einer Blechlawinen begleitet von kernigem Motorsound durch Sturgis. Mit unseren 583cm³ (Honda) bzw. 650cm³ (BMW) hörten wir uns ein wenig so an, als würden wir mit einem Fön neben diesen Donnermaschinen entlang fahren und auf einmal waren wir per Zufall an dem einzigen Ort, von dem wir bereits etwas gehört hatten: Dem „Full Throttle Saloon“. Wie soll ich diesen Saloon beschreiben? Ich hatte vorher schon gelesen, dass sich der Saloon auf 30acres erstreckt, hatte aber schlichtweg keine Ahnung was das umgerechnet in m² bedeutet. Es sind 121.405m². Definitiv deutlich größer als das was ich erwartet hatte. Der Saloon ist eigentlich eine Art Freizeitpark für Biker. Wer den Film „From Dusk Till Dawn“ gesehen hat, kann sich ein ungefähres Bild davon machen, was einen in diesem Saloon erwartet. Natürlich ohne Vampire und Schießerei. Auf mehreren Bühnen spielten an dem Abend verschiedenste Bands und ich kann wirklich jedem, der sich mal mit dem Motorrad nach South Dakota verirren sollte, empfehlen das Full Throttle Saloon zu besuchen. Gegen zwei Uhr sind wir dann mit dem Rest der Partymeute zur Sperrstunde raus gekehrt worden und haben uns auf die Suche nach einem Schlafplatz gemacht. Wir hatten bereits mittags eine Art Aussichtsplattform auf einer kleinen Anhöhe direkt neben dem Parkplatz ausgemacht, die sich als guter Schlafplatz zu eignen schien und tatsächlich: Wir haben perfekt geschlafen, sind morgens sanft von erneut aufkommendem Motorensound geweckt worden und haben 1000$ gespart. Den Tag haben wir genutzt, um die angrenzenden Black Hills zu erkunden, in denen auch der Mount Rushmore liegt. Oft ist es so, dass man auf Fotos etwas schon gesehen hat, was in der Realität aber direkt neben einer großen Stadt liegt oder deutlich kleiner ist, als es auf dem Bild erscheint. Mount Rushmore ist anders. Die in den Berg gesprengte und gehauene Steinskulptur, die die jeweils 18 Meter hohen Köpfe der Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln zeigt, wurde im Jahr 1941 nach 14 Jahren fertiggestellt und liegt tatsächlich mitten in den Black Hills. Da wir Abends wieder in Buffalo bei Heidi und Paul sein wollten, um am nächsten Tag endlich zu John nach Wheatland zu fahren und keine Lust hatten wieder in der Dunkelheit unterwegs zu sein, machten wir danach kehrt und fuhren zurück. Ich glaube, dass ich an den beiden Tagen mehr Motorräder gesehen habe, als in meinem bisherigen Leben zusammen. Es war wirklich aufregend so ungeplant und zufällig bei solch einem riesigen Event dabei gewesen zu sein. Gestern der Tag bestand lediglich daraus auszuschlafen und Wyoming einmal in der Nord-Südachse zu durchqueren, um zu John zu fahren. Schönes Wochenende euch.
I can’t read a word..wish I could…but love the pics you took. .they speak a thousand words..Thanks so much for coming and staying with us..we learned so much from the both of you. Safe travels and we pray you get to your destination safely. .love you a bunch!!#
Deine Zeilen sind angekommen, Danke ! 🙂 Bleibt gesund. Wir verfolgen gespannt weiter Eure Reise. Liebe Grüße, Mama, Patrick und Detlef (PS: Oma und Opa sind auch immer aktuell informiert)