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07.08 – 20.08 Wheatland bis Cleone

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Gegen neun Uhr abends trafen wir nach unserer Nord-Süd Durchquerung des Staates Wyoming außerhalb von Wheatland auf eine Ranch, die der Beschreibung nach die sein konnte, auf der John lebt. Zunächst waren wir uns aber nicht sicher, ob wir richtig sind, da der Eingang mit einem Stacheldraht verschlossen war, an dem ein Schild angebracht wurde, welches mit einer Strafe von bis zu 10.000$ drohte, sollte man das Grundstück betreten. Wir haben also einfach mal wild gehupt, um nach dem Weg zu fragen und gehofft, dass sich kein Cowboy zu später Stunde gestört fühlt und versucht uns mit Waffengewalt zu vertreiben. Wir hatten Glück. Aus dem Haus kam John, der sich natürlich sehr freute uns zu sehen und daher herzlich in Empfang nahm. Er erklärte uns, dass der Stacheldraht die Kühe aus dem Umland vom Grundstück fernhalten sollte und das Schild durch den Rancher angebracht wurde, um unliebsame Gäste fernzuhalten. Nachdem wir uns mit einer selbst gemachten Pizza gestärkt und von unserer bisherigen Reise berichtet hatten, planten wir die nächsten Tage und gingen ins Bett. Der nächste Tag begann vergleichsweise früh für mich, da ich eine neue Kette und ein Ritzel auf mein Motorrad bekommen sollte. John brachte mich zur Werkstatt, über die ich die neuen Teile bestellt hatte und zeigte mir danach etwas von seiner Arbeit. Kurz beschrieben ist es in Wyoming so trocken, dass John in den Sommermonaten täglich den Wasserstand bestimmter Reservoirs überwacht und anhand des Pegels entscheiden muss, wie das Wasser unter der Bevölkerung und vor allem den Bauern (zur Bewässerung) aufgeteilt wird. Da diese Reservoirs in den Bergen liegen, besteht ein Großteil seiner Arbeit darin, mit seinem Quad und seinem Truck durch die Natur zu fahren und sich den Weg zu seinem Ziel zu bahnen. Nach mehreren durchquerten Flüssen und einigen Kilometern in die Wildnis, checkten wir den Wasserstand eines Reservoirs und fuhren zurück in die Stadt. Ich ging zu Westwind Motorcycles und wurde durch den Mechaniker empfangen, der mein Motorrad repariert hatte. 370$ für eine Kette und die Arbeitszeit empfand ich als extrem teuer, aber die Waffe, die in seinem Hosenbund steckte, umgab ihn mit einer gewissen Aura, sodass ich mich nicht beschwerte, bezahlte und über meine neue Kette freute, die mich mindestens bis in den Norden Südamerikas bringen sollte.

Als ich zurück zu Johns Wohnung kam, begegnete mir Constantin ein wenig niedergeschlagen. Er hatte die letzten Wochen immer wieder davon gesprochen eine Angel zu kaufen und uns einige Fische zu fangen. Paul, der selbst gerne fischt, war natürlich Feuer und Flamme und kaufte gemeinsam mit Constantin einen Tag zuvor in Buffalo eine Teleskopangel nebst Zubehör. Als er nun von seinem ersten Angelerlebnis im Fluss hinter Johns Haus zurückkehrte, hatte er leider keine Fische, sondern nur diverse Steine und Bäume gefangen, was dazu führte, dass die neue Angel bereits gebrochen war und sich die Haken irgendwo auf dem Grund des Flusses befanden. John versicherte ihm, dass das am Anfang durchaus öfter passiert, wir aber am nächsten Tag eine neue Rute kaufen und einen neuen Versuch wagen könnten. Den Abend ließen wir mit einem entspannten BBQ im Garten ausklingen und beobachteten dabei den Meteoritenschauer, der aufgrund der fehlenden Umgebungsbeleuchtung durch größere Städte super zu sehen war. Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf den Weg zur höchsten Erhebung der Laramie Mountains, dem Laramie Peak (3132 Meter) und in ein nahegelegenes Reservoir, um endlich ein paar Fische zu fangen. Unter Johns Anleitung gelang es Constantin auch tatsächlich einen Fisch zu fangen und ihn aus dem Wasser zu ziehen, allerdings war er zu klein, um ihn zu essen, sodass er wieder ins Wasser entlassen wurde. Da es zum Abendessen somit keinen Fisch gab, zauberte John einen traditionell zubereiteten amerikanischen Hackbraten (Meatloaf). Traditionell amerikanisch ging es auch am nächsten Morgen weiter, als wir ein paar hundert Meter raus gingen, um mit einem Smith and Wesson Revolver .387 und einer Remington 870 Magnum Pumpgun ein paar Büchsen abzuschießen. Nach ein paar Versuchen und der Zeit, die es braucht, um sich an den Rückstoß zu gewöhnen, wird man doch erschreckend schnell sehr treffsicher. Da ist es schon verrückt, dass man einfach in einen Walmart spazieren kann, um sich mit allem einzudecken, was man so für seinen privaten Kleinkrieg braucht. Im ortsansässigen Sportgeschäft hätten wir beispielsweise für 11.000$ ein Scharfschützengewehr kaufen können. Wofür benötigt man so etwas daheim? Nichts desto trotz bringt so ein kurzer Ausflug in die Welt der Schusswaffen auch einen gewissen Reiz und Spaß mit sich. Nachdem wir alle Hülsen und durchlöcherten Dosen eingesammelt und uns wieder abfahrtbereit gemacht hatten, ließen wir John und Wheatland hinter uns, um uns zurück in Richtung Küste zu bewegen. John hatte uns noch empfohlen einen kleinen Schlenker durch den Medicine Bow National Forest zu unternehmen.

Gute Empfehlung! Glücklicherweise verfuhren wir uns ein wenig, was zu Folge hatte, dass wir noch etwas von Colorado sahen und uns mitten in der Steppe begleitet von Coyoten Geheul einen Schlafplatz suchten. Nach endlosen Kilometern auf Schotterwegen fanden wir schließlich einen öffentlichen Campingplatz auf dem wir neben ein paar Kühen die einzigen Anwesenden waren. Die nächsten beiden Tage führten uns entlang der für die USA historisch bedeutsamen Interstate 80 (I-80), welche nahezu identisch mit dem historischen Lincoln Highway verläuft, der bereits 1913 erdacht wurde und beide Küsten miteinander verbinden sollte. Er verlief vom Time Square in New York bis zum Lincoln Park in San Francisco. Uns führte er an diesem Tag lediglich durch Rock Springs und Salt Lake City. Die Stadt am Salt Lake ist die Hauptstadt des Bundesstaat Utah, wurde 1847 von religiösen Flüchtlingen der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (kurz: Mormonen) gegründet und bildet auch heute noch deren Zentrum. Im Stadtkern steht der Salt Lake Tempel, der am 6.April 1893 exakt vierzig Jahre nach Baubeginn eingeweiht wurde und seither der größte Tempel der Mormonen ist. Die ursprünglich geplante Erkundung des namengebenden Salt Lake haben wir aufgrund eines aufziehenden Gewitters ausfallen lassen und sind begleitet von Regen am gleichen Abend noch in Richtung Westen geflüchtet. Zu später Stunde hielten wir am Lottie Dell Campground in Snowville, welcher an einem Golfplatz gelegen für alle Übernachtungsgäste einen Eimer Golfbälle auf der campingplatzeigenen Driving Range bereithält. Am nächsten Tag nutzen wir dies, um uns in dieser Disziplin zu versuchen. Golf ist definitiv nicht unser Sport, deshalb ging es auch kurze Zeit später weiter und wir erreichten am Abend noch die erste Stadt Oregons auf unserer Route, Ontario. Das Touristeninformationscenter am Ortseingang lud zum ausgiebigen Rasten auf dem Gelände ein, was wir als Aufforderung zur Übernachtung verstanden und dankend annahmen. Der nächste Tag war der bisher anstrengendste der gesamten Reise, da wir den gesamten Tag ausschließlich durch einen Mix aus Wüste und Prärie fuhren. Unsere Motorräder wurden immer heißer und die neue Kette, die mir schon seit ihrer Montage sorgen bereitete, fühlte sich zunehmend so an, als würde sie mir gleich vom Motorrad springen. Aus diesem Grund hatten wir bereits die letzten Tage mehrere Stopps einlegen müssen, um sie zu spannen. Ich hoffte lediglich, dass die Kette an diesem Tag noch durchhält und wir bzw. ich nicht hier strande und in der Hitze auf Hilfe warten muss. Es ging zunächst alles gut und wir erreichten Bend. Hier wollten wir tanken, etwas trinken und uns kurz auszuruhen. Der Plan war an diesem Tag noch den Willamette National Forest zu erreichen, um einen Tag später endlich den berühmten Highway 101 entlang der Küste nach Süden zu fahren. Als wir an der Tankstelle standen, sah uns Jay und sprach uns auf unsere deutschen Nummernschilder und die Flaggen an. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte uns von seiner deutschen Verwandtschaft. Kurz danach lud er uns zu sich nach Hause ein und bot seinen Garten an, um unser Zelt dort aufzubauen. Natürlich nahmen wir das Angebot an und fuhren mit zu ihm nach Hause. Auf die Frage, ob in der Nähe ein kleiner See sei, den wir zum Abkühlen nutzen könnten, entgegnete er, dass er sowieso gleich in seinen Pool springen wollte und wir uns gerne dazugesellen könnten. Perfekt! Jay und seine Freundin Heidi hatten an diesem Abend noch weitere Freunde zu Gast und uns wurden verschiedene Biere der ortsansässigen Brauereien gezeigt. Bend hat mit 21 Brauereien eine sehr hohe Dichte, ist daher als Bierhauptstadt des Westens bekannt und man merkt, dass die Leute hier, gerade gegenüber Deutschen, mächtig stolz auf die aufkommende Braukultur sind. Zu Recht! Viele der Weltbierpreise gehen mittlerweile an diese kleinen Brauereien in den USA und auch mir schmeckt das was hier gebraut wird außerordentlich gut. Nach einem tollen Abend mit Bier und gutem Essen fuhren wir am nächsten Morgen weiter, um an diesem Tag die Küste zu erreichen.

Nach ca. 3 Kilometern merkte ich allerdings, dass sich meine Kette immer schlimmer anfühlte und wir legten, bevor wir eigentlich richtig los gefahren waren, wieder eine Pause ein, um die Kette erneut zu spannen. Das Problem war nun aber, dass sie nicht mehr zu spannen ging. Ich hatte trotz maximal einzustellender Spannung noch ein Kettenspiel von ca. 7 cm, normal sind 3cm. Ich wollte so nicht weiterfahren und machte einen kurzen Stop bei ProCaliber, um eine professionelle Einschätzung der Lage zu erhalten. Schnell war klar, dass ich in Wheatland 370$ Lehrgeld bezahlt hatte und dafür zukünftig den Unterschied zwischen einer O-Ring Kette und einer Standartkette kenne. Was nämlich in Wheatland auf mein Motorrad aufgezogen wurde, ist laut dem Service Manager "Rex" bei Pro Caliber bestenfalls für Dirtbikes geeignet, die keine längeren Strecken fahren. In unserem Fall wird die Kette durch die Dauerbelastung allerdings so heiß, dass sie sich verformt und relativ schnell nicht mehr zu gebrauchen ist. Für 145$ habe ich innerhalb von einer halben Stunde nach Ankunft eine neue O-Ring Kette erhalten. Für die gute, schnelle und vergleichsweise sehr günstige Arbeit möchte ich nochmal meine Empfehlung für Pro Caliber aussprechen. Sollte jemand also mal in der Nähe um Bend in Oregon unterwegs sein und Probleme mit seinem Motorrad haben, ist das eine sehr gute Adresse. Nachdem die BMW wieder fit war, konnten wir endlich losfahren und erreichten abends schließlich Newport, welches unser Tor zum 101 und den Beginn unserer Küstentour bildete (siehe Brückenbild ganz oben). So viele Menschen hatten mir bereits im Vorfeld in Deutschland vom 101 vorgeschwärmt und auch auf der bisherigen Reise haben wir vielen Leuten ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, wenn wir davon erzählten demnächst den 101 in Richtung Süden zu nehmen. Es war für mich schwer zu verstehen, wieso diese Straße immer diese Reaktion auslöst, aber seitdem ich nun selbst bereits ca. 700 km dieses Highways gefahren bin, weiß ich diese Reaktion zu deuten. Es ist einfach eine traumhafte Straße. Die meiste Zeit hat man auf der einen Seite die Küste und einen grandiosen Blick auf den Pazifik, wenn die Straße nicht gerade durch ein kleines Küstenstädtchen oder die gigantischen Redwoods führt. Anders als viele der Straßen, die wir bisher gefahren sind hat der 101 (und auch später der Highway 1) außerdem sehr viele Kurven, was ihn für Motorradfahrer umso spannender macht. Entlang des 101 machten wir einen kurzen Halt am Sea Lion Cave. Hier kann man mit einem Aufzug in eine Höhle fahren, um sich dort Seelöwen anzuschauen. Wir überlegten kurz, ob wir in die Höhle sollten, entschieden uns aber dagegen, da man auch von der Straße aus einige dieser Tiere sehen konnte und ich bin froh, dass wir uns so entschieden haben, denn nach ein paar Minuten viel mir eine Spur im Wasser auf. Erst dachte ich, dass einer der Seelöwen Grund aufgewirbelt und in einer Linie hinter sich hergezogen hätte, bis diese Spur immer größer wurde, schließlich auftauchte und ich erkannte, dass das was ich dort gesehen hatte keine Spur im Wasser sondern Wale waren. Leider weiß ich nicht um welche Walart es sich handelte, aber trotzdem ist es aufregend so zufällig diese riesigen Tiere in freier Wildbahn zu Gesicht zu bekommen. Nach diesem Erlebnis machten wir uns auf den Weg und trafen am Floras Lake ein. Ich hatte schon länger den Wunsch mal Kitesurfen auszuprobieren und es schien so, als würde sich hier die Gelegenheit ergeben. Der See ist durch eine Düne umschlossen, sodass hier keine großen Wellen sind. Er liegt aber direkt am Pazifik, sodass der Wind ungebremst über die Düne in die Kites dringen kann und so für genügend Vortrieb sorgt. Da wir allerdings leider an einem Wochenende hier angekommen waren, hatte die ansässige Surfschule keinen Slot mehr für einen Lehrgang frei und so genossen wir einfach einen Tag am Pazifikstrand. Bevor wir montags abreisen wollten, lernte ich noch Lynda kennen, die mit ihrer gesamten Familie öfter zum Surfen hier her kommt und ca. 4h südlich wohnt. Nachdem sie mir ein paar Tipps für die Redwoods gegeben hatte, bot sie uns noch einen Schlafplatz und ein Abendessen bei sich an, sollten wir durch Fortuna kommen. Einer der Tipps in den Redwoods war durch den Jedediah Smith Park entlang des Highway 199 zu fahren, welche eine kurze aber tolle Motorradstrecke ist, die auf die Mammutbäume des Redwood Nationalparks einstimmt. Anschließend kehrten wir bei Lynda, Kirk, Amos und Moriah ein. Wir kamen unwissend zu einem besonderen Anlass, da Amos an diesem Tag 20 Jahre alt wurde. Mit einem vorzüglichen Geburtstagsdinner wurden wir empfangen und wieder einmal muss ich über diese enorme Gastfreundschaft staunen. Amos, der momentan in einer Werkstatt arbeitet, erklärte sich noch bereit den defekten Seitenständer von Constantin zu reparieren und so verließen wir gestern Mittag gestärkt Fortuna, um die Avenue oft the Giants zu befahren. Diese Straße gehörte ursprünglich zum 101 und führt durch den Humboldt Redwoods State Park, in dem einige der bekanntesten Bäume der Redwoods stehen. Unter anderem der Immortal Tree, der ca. 950 Jahre alt ist und eine Sturmflut von 1964, einen direkten Blitzeinschlag, der 14 Meter der Spitze abtrennte und einen Abholzungsversuch überlebte. In Leggett sind wir dann vom 101 abgefahren, da dieser hier ins Landesinnere führt und durch den Highway 1 vorübergehend als Küstenstraße abgelöst wird. Das Tagesziel für heute: San Francisco.

28.07 – 07.07 Tacoma bis Wheatland

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Puh… 806,67 $. Der erste Service war deutlich teurer als gedacht, allerdings ist auch einiges an der BMW erneuert worden. Durch die staubigen Straßen in Alaska war der Luftfilter fällig. Außerdem gab es hinten neue Bremsbeläge, neues Öl, einen neuen Hinterreifen und einen außenliegenden Benzinfilter, den ich schnell austauschen kann und der den Motor vor eventuell verunreinigtem Benzin in Südamerika schützt. Der Mechaniker hat mir zudem nahegelegt, demnächst eine neue Kette montieren zu lassen, da diese durch Staub und Sand der Schotterstraßen ebenfalls ziemlich abgenutzt war. Seattle haben wir sonst weitestgehend zum Relaxen genutzt und das gute Wetter genossen. Da Constantin und ich aus dem IT-Bereich kommen, haben wir natürlich auf unserem Weg nach Osten einen kurzen Schlenker eingelegt und in Redmond bei Microsoft vorbei geschaut. Leider gibt es nicht wirklich viel zu sehen, sodass wir auch nur kurz das WLAN im Visitors Center genutzt und unsere Trinkflaschen aufgefüllt haben, bevor es weiter in Richtung Osten ging. Wieso nach Osten und nicht nach Süden? Vor 12 Jahren war ich über meine Schule im Zuge eines Austauschprogramms das erste Mal in den USA und da ich mit meiner damalige Gastfamilie noch immer in Kontakt stehe, wollte ich sie natürlich, wenn wir eh schon mal in der „Nähe“ sind, besuchen. Glücklicherweise wohnen sie nicht mehr in Lake Mills, Wisconsin, was von Seattle 3.123 km entfernt gewesen wäre, sondern sind alle in den Bundesstaat Wyoming gezogen. Auf dem Weg in die Stadt Buffalo, welche nur noch 1.580 km östlich von Seattle liegt und die neue Heimat der Eltern und der Schwester meines Austauschpartners John ist, wollten wir uns ebenfalls den Yellowstone Nationalpark anschauen. Auf der Fähre von Victoria nach Port Angeles haben wir außerdem das Bikerpaar Rob und Liane kennengelernt, die uns von einer Motorradrally in Sturgis erzählt haben. Ehrlich gesagt hatte ich vorher noch nie etwas davon gehört, aber dort findet wohl jährlich DAS Motorradtreffen statt. Zum diesjährigen 75. Jubiläum wurden über den gesamten Zeitraum 1,7 Millionen Motorräder erwartet und Rob hatte am Eröffnungstag Geburtstag. Kurz bevor wir die Fähre verließen, lud er uns noch zu diesem ein. Am Montag im „Full Throttle Saloon“ stieg also zeitgleich mit der Eröffnung der Rally Robs Geburtstagsparty und da wir noch einige Kilometer bis dorthin vor uns hatten, beschlossen wir einfach so schnell wie möglich nach Buffalo zu Paul und Heidi Mumm zu kommen, um mit ihnen Zeit zu verbringen und rechtzeitig zum Geburtstag in Sturgis zu sein. In der ersten Nacht nachdem wir aus Seattle abfuhren, schliefen wir aus diesem Grund auch einfach in einer Rest Area neben der Interstate 90. Auf diesem Autobahnparkplatz waren kleine abgezäunte Picknickecken und wir legten uns dort einfach neben einen der Tische. Am nächsten Morgen wurden wir gegen 5 Uhr etwas unsanft geweckt, da die Sprinkleranlage aus dem Boden fuhr und uns komplett durchnässte. Sehr gut. Duschen war für diesen Tag also auch schon erledigt und sehr Zeitoptimiert, ging es um 5:30 Uhr wieder auf die Interstate in Richtung Osten. Der gesamte Tag bestand überwiegend daraus Kilometer bzw. Meilen zu machen.

Als Tagesziel hatten wir Bozeman auserkoren. Dies hatte sich bereits einen Tag zuvor ergeben, da Constantin aufgrund seines Deutschlandschildes an einer Tankstelle von Dillon angesprochen wurde und wir von ihm und seiner Freundin Tess eingeladen wurden eine Nacht bei Ihnen in Bozeman zu verbringen. Sie wohnen normalerweise in Seattle sind aber wegen einer Hochzeit auf dem Weg zurück in die Heimat. Die Gastfreundschaft, die uns hier entgegenschlägt, ist wirklich überwältigend. Wir haben bereits so viele Einladungen entlang unseres Weges erhalten. Wirklich toll! Als wir in Bozeman ankamen empfing uns Tess und sagte uns, dass Dillon überhaupt nicht da sei, weil er an diesem Abend aufgrund eines Junggesellenabschieds wandern war. Wir sollten einfach zu seinen Eltern fahren, die würden uns unseren Schlafplatz zeigen und wir könnten uns danach wieder mit ihr in der Stadt treffen, um das Nachtleben von Bozeman zu erkunden. Wir fuhren also zu Dillons Eltern und wurden unglaublich herzlich von ihnen empfangen. Nach einer Dusche ging es dann in die Stadt und wir zogen mit Tess durch ein paar Bars. Aufgrund der Sperrstunde war um 2 Uhr Schluss und wir gingen schlafen. Nachdem wir uns am nächsten Morgen mit einem Frühstück gestärkt hatten, ging es wieder auf die Straße und in Richtung des Yellowstone Nationalparks. Der Park ist der älteste Nationalpark der Welt und wurde 1872 gegründet. 62 Prozent aller weltweit existierenden heißen Quellen liegen im Yellowstone Gebiet und somit ist der Park vor allem für seine geothermalen Aktivitäten bekannt. In den Quellen leben verschiedenste Bakterien und Algen, die für die unterschiedlichen Braun- Blau- und Grüntöne verantwortlich sind. Nachdem wir aus dem Park fuhren, überlegten wir, ob wir uns zwischen Yellowstone und Buffalo einen Schlafplatz suchen oder einfach durchfahren sollten. Das letzte Streckenupdate vor dem Nationalpark hatte uns gesagt, dass es noch knapp über drei Stunden nach Buffalo seien. Da wir durch den kompletten Park gefahren und ihn am Ostausgang verlassen hatten, schätzten wir die Strecke als noch machbar für den Abend ein. Als die Dämmerung einsetzte, erreichten wir die Stadt Cody, die bereits einen Vorgeschmack auf Sturgis gab. Harleys und die dazugehörigen Biker soweit das Auge reichte. Wir suchten uns ein offenes WLAN und erschraken ein wenig, da der Weg bis Buffalo immer noch mit drei Stunden angegeben war. Wir waren zwar genau auf der richtigen Höhe, aber leider fehlte eine reine Ost-West Verbindung, was dazu führte, dass wir erst wieder zurück nach Norden auf die Interstate mussten. Wir beschlossen dennoch weiter zu fahren, da wir so gegen Mitternacht in Buffalo ankommen sollten. Nach ein paar Kilometer war es aber bereits so dunkel, dass wir extrem vorsichtig fuhren, um in keinen Unfall mit den oft am Straßenrand oder auf der Straße stehenden Tieren zu geraten. Irgendwann viel dann auch noch Constantins Vorderlicht aus, sodass wir aufgrund der Reparaturzeit und des vorsichtigen Fahrens um vier Uhr endlich bei Heidi und Paul in Buffalo ankamen. Da wir niemanden wecken wollten, schlugen wir unseren Schlafplatz einfach in der Einfahrt auf. Als Paul um 8:30 Uhr morgens seine Garage öffnete und ich dadurch wach wurde, sahen wir uns nach zwölf Jahren das erste Mal in dieser Konstellation wieder.

Constantin bezog sein Schlafzimmer, um noch etwas zu schlafen und ich fuhr mit Heidi zu Kelly, Johns Schwester. Auch sie hatte ich zwölf Jahre nicht gesehen. Mittlerweile hat sie geheiratet und ich lernte Nick und ihren Sohn Benjamin kennen. Sie erzählten uns, dass sie später noch zum Rodeo gehen wollten und fragten, ob wir nicht auch Interesse daran hätten. Klar! Ein Rodeo ist tatsächlich richtig spannend. In verschiedenen Disziplinen versuchen Cowboys auf Bullen, Pferden ohne Sattel oder Pferden mit Sattel zu reiten, während diese kontinuierlich versuchen ihren Reiter abzuwerfen. In weiteren Disziplinen wird versucht Kühe mit dem Lasso zu fangen oder mit Stieren zu ringen. Nach knapp vier Stunden hatten wir dann genug und schauten und noch die Stadt an. Wir machten einen kurzen Stop im Occidental Saloon, welches 1879 eröffnet wurde und zur damaligen Zeit eine Mischung aus Bank, Hotel und Restaurant war. Zu seinen berühmtesten Gästen zählen Tom Horn, Buffalo Bill Cody und Teddy Roosevelt.  Außerdem besuchten wir eine der zahlreichen Micro-Brewerys, um dort ein Beer Tasting zu unternehmen. Ich muss sagen, dass diese kleinen Brauereien, wirklich einen ganz eigenen Charme versprühen und richtig gutes Bier brauen. Den Abend ließen wir danach mit einem großen BBQ ausklingen. Nick erzählte uns dabei, dass er bereits vor einigen Jahren die Motorradrallye in Sturgis besucht habe und es ein richtiger Kampf für uns werden würde, überhaupt in die Stadt zu kommen, da die Straßen am ersten Tag kilometerweit vorher schon komplett verstopft seien und wir natürlich weder einen Schlafplatz noch sonst irgendetwas organisiert hatten. Wir standen also nun vor der Frage, ob wir trotzdem am nächsten Tag nach Sturgis fahren sollten, auf die Gefahr hin weder die Stadt zu erreichen noch den Geburtstag bzw. Rob zu finden oder einfach noch einen Tag länger bei Paul und Heide verbringen sollten, um erst am zweiten Tag nach aufzubrechen. Wir entschieden uns für die zweite Option, da wir befürchteten in der größten Biker Bar der Welt sowieso niemanden zu finden und Paul zeigte uns die Gegend um Bufallo. Er führte uns erst zum Clear Creek und später in den Crazy Woman Canyon. Abends schauten wir nochmals im Occidental Saloon vorbei und genehmigten uns einen Buffalo Burger. Hierbei beschlossen wir den Großteil unseres Gepäcks bei Heidi und Paul zu lassen, um uns in Sturgis nicht mit der Unterbringung unserer Habseligkeiten befassen zu müssen. Um in der Nähe um Sturgis einen Schlafplatz zu organisieren, waren wir ohnehin viel zu spät. Rob hatte uns auf der Fähre erzählt, dass er und seine Frau mit 3 anderen Paaren bereits vor Monaten eine Wohnung für knapp 1000 $ die Nacht gebucht hatten. Da das unser Reisebudget absolut sprengen würde, gingen wir einfach optimistisch an die Sache ran und machten uns am nächsten Tag gegen Mittag auf, um uns ins Getümmel zu stürzen.

Nach ca. 1h kamen wir in einen Hagelsturm, der sich wie ein Ring um Sturgis gelegt hatte. Es machte auf uns fast den Eindruck, als sollten es nur die „harten Jungs“ bis nach Sturgis schaffen. Wir hatten hier einen immensen Vorteil, da wir uns im Gegensatz zu den Harley Fahrern in GoreTex gekleidet durch den Sturm kämpfen konnten. Die meisten der restlichen Biker hatten lediglich eine Art Poncho übergeworfen, der aber sicher nicht viel half und auch keinen Helm an. Auch Constantins Anzug schützte ihn leider nicht komplett und so kam bei ihm einiges an Regen durch. Ich hatte lediglich oben am Kragen ab und zu einen Tropfen, der sich in den Anzug verirrte. Ein Hoch auf den Compañero. Nachdem wir diesen Wetterring verlassen hatten, wurde es immer klarer und als wir schließlich in Sturgis ankamen, war es knapp 40°C und nahezu wolkenlos. Sehr guter Start, um sich auf dieses Spektakel einzulassen. Da wir rein gar nichts geplant hatten, schlossen wir uns einfach den Scharen an Motorrädern an und krochen einmal in einer Blechlawinen begleitet von kernigem Motorsound durch Sturgis. Mit unseren 583cm³ (Honda) bzw. 650cm³ (BMW) hörten wir uns ein wenig so an, als würden wir mit einem Fön neben diesen Donnermaschinen entlang fahren und auf einmal waren wir per Zufall an dem einzigen Ort, von dem wir bereits etwas gehört hatten: Dem „Full Throttle Saloon“. Wie soll ich diesen Saloon beschreiben? Ich hatte vorher schon gelesen, dass sich der Saloon auf 30acres erstreckt, hatte aber schlichtweg keine Ahnung was das umgerechnet in m² bedeutet. Es sind 121.405m². Definitiv deutlich größer als das was ich erwartet hatte. Der Saloon ist eigentlich eine Art Freizeitpark für Biker. Wer den Film „From Dusk Till Dawn“ gesehen hat, kann sich ein ungefähres Bild davon machen, was einen in diesem Saloon erwartet. Natürlich ohne Vampire und Schießerei. Auf mehreren Bühnen spielten an dem Abend verschiedenste Bands und ich kann wirklich jedem, der sich mal mit dem Motorrad nach South Dakota verirren sollte, empfehlen das Full Throttle Saloon zu besuchen. Gegen zwei Uhr sind wir dann mit dem Rest der Partymeute zur Sperrstunde raus gekehrt worden und haben uns auf die Suche nach einem Schlafplatz gemacht. Wir hatten bereits mittags eine Art Aussichtsplattform auf einer kleinen Anhöhe direkt neben dem Parkplatz ausgemacht, die sich als guter Schlafplatz zu eignen schien und tatsächlich: Wir haben perfekt geschlafen, sind morgens sanft von erneut aufkommendem Motorensound geweckt worden und haben 1000$ gespart. Den Tag haben wir genutzt, um die angrenzenden Black Hills zu erkunden, in denen auch der Mount Rushmore liegt. Oft ist es so, dass man auf Fotos etwas schon gesehen hat, was in der Realität aber direkt neben einer großen Stadt liegt oder deutlich kleiner ist, als es auf dem Bild erscheint. Mount Rushmore ist anders. Die in den Berg gesprengte und gehauene Steinskulptur, die die jeweils 18 Meter hohen Köpfe der Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln zeigt, wurde im Jahr 1941 nach 14 Jahren fertiggestellt und liegt tatsächlich mitten in den Black Hills. Da wir Abends wieder in Buffalo bei Heidi und Paul sein wollten, um am nächsten Tag endlich zu John nach Wheatland zu fahren und keine Lust hatten wieder in der Dunkelheit unterwegs zu sein, machten wir danach kehrt und fuhren zurück. Ich glaube, dass ich an den beiden Tagen mehr Motorräder gesehen habe, als in meinem bisherigen Leben zusammen. Es war wirklich aufregend so ungeplant und zufällig bei solch einem riesigen Event dabei gewesen zu sein. Gestern der Tag bestand lediglich daraus auszuschlafen und Wyoming einmal in der Nord-Südachse zu durchqueren, um zu John zu fahren. Schönes Wochenende euch.

18.07 – 28.07 Banff bis nach Tacoma

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Wir haben Banff nun hinter uns gelassen und die Fahrt auf dem Transcanada Highway  zurück nach Westen war aufgrund der Rocky Mountains ebenso beeindruckend, wie schon der Weg vorher über den Alaska Highway nach Osten. Durch die Gebirgslandschaft zu fahren macht einfach Spaß und der Highway schlängelt sich verhältnismäßig kurvig durch das Gebirge, sodass es gerade als Motorradfahrer traumhaft ist dort entlang zu fahren. Wir hatten zudem endlich wieder richtig Sonne und es wurde warm. Zum ersten Mal konnte ich meine wärmende zweite Haut länger als nur ein paar Kilometer ausziehen und wir haben unser Tagesziel „Revelstoke“ gut gelaunt erreicht. Im Visitors Center trafen wir noch ein paar andere Deutsche, die uns von sehr schönen kostenlosen Campingplätzen in der Nähe erzählten. Gepackt von der Idee, nicht wieder Geld für einen Campingplatz auszugeben, der sich nur durch gemähtes Gras von der Wildnis unterscheidet, machten wir uns auf die Suche nach einem Platz, um unter freiem Himmel die Nacht zu verbringen. Ca. 15 Kilometer außerhalb von Revelstoke fanden wir auch schließlich den „Begbie Creek Trail“. Dieser dicht bewachsene Wanderweg führte nach ca. 1,5 km durch Gestrüpp auf eine kleine Lichtung, die wir als unseren Schlafplatz auserkoren. Wir wurden im Vorfeld vor der hohen Bärenpopulation gewarnt und hatten daher alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Wir brachten alles was Bären anzieht (Essen, Zahnpasta, Deo etc.) weit genug weg und bauten Bett und Moskitonetz auf. Nach ca. 45 Minuten zwischen angestrengtem Lauschen nach allem was dort im Wald lauern könnte und dem noch anstrengenderem Versuch einfach einzuschlafen, kamen auf einmal Geräusche aus dem Wald. Der Puls bei 200 und das Bärenspray bereits im Anschlag, waren es allerdings nur ein paar Kletterer, die uns sagten, dass wir direkt neben dem Weg zu einem sehr bekannten Kletterpfad liegen und aufgrund der eingetretenen Dunkelheit noch der ein oder andere an uns vorbei kommen wird. Okay… Entwarnung… Dadurch deutlich beruhigt, schlief ich mit Blick auf einen extrem klaren und hellen Sternenhimmel relativ schnell ein. Ca. 1,5 h wurde ich allerdings wieder wach, da der Himmel mittlerweile komplett zugezogen und mal wieder ein Gewitter im Anmarsch war. Gott sei Dank trafen wir rechtzeitig die Entscheidung einfach einzupacken und uns in der Stadt etwas anderes zu suchen, da ca. 10 Minuten später ein mittelschwerer Sturm über das Gebiet um Revelstoke zog. Nachdem wir uns zunächst bei Tim Hortons stärkten und beratschlagten, wie es weitergehen soll, gingen wir zu einer Überdachung hinter dem bereits bekannten Visitors Center und schliefen einfach dort. Gegen 5:30 wurde ich durch unsere „Nachbarin“ geweckt, da der Regen mittlerweile so stark war, dass sie aus dem Haus gestürmt kam, um ihr Werkzeug und diverse Holzarbeiten in Sicherheit zu bringen. Da ich nun sowieso wach war, half ich ihr dabei und begann so meinen Tag total übermüdet. Eigentlich wollten wir an diesem Tag eine Route fahren, die uns bereits vor ein paar Tagen ans Herz gelegt worden ist und auch Teil vieler geführter Motorradtouren durch die Rocky Mountains ist. Von Revelstoke nach Vernon über Nakusp. Trotz des Sonnenscheins der uns seit des Vormittags wieder begleitete, hatte die vorherige Nacht einige Spuren in der Moral hinterlassen und ließ uns die Strecke nicht unbedingt genießen. In Edgewood und auf der Hälfte der Strecke stoppten wir, um eine kurze Rast zu machen und unsere Motorräder wieder aufzutanken. Durch unsere Müdigkeit hielten wir allerdings deutlich länger als geplant und beobachteten das Treiben, welches an dieser Tankstelle/Supermarkt/Schnapsladen stattfand. Da wir aufgrund unserer Nummernschilder, der Flagge und der Beladung natürlich immer mit verschiedenen Leuten ins Gespräch kommen, dauerte es auch dieses Mal nicht lange, bis wir in eine längere Unterhaltung mit einem etwas schrulligeren Rentnerpaar kamen. Sie waren gerade mit ihrem Hund und ihrem sprechenden Papagei unterwegs zum See, um dort ein paar Tage auf dem Hausboot zu verbringen. Wir erzählten, dass wir nach Vernon wollten und bekamen den Tipp doch lieber hier zu bleiben, da der Strand und der See deutlich schöner und vor allem nicht so überlaufen seien. Sie hatten Recht. Super Idee!

Da wir an der Tankstelle wahrscheinlich bereits die Hälfte der Einwohner bei ihren Einkäufen beobachtet hatten, viel mir auch direkt ein bekanntes Gesicht in ca. 50 Metern Entfernung am Strand auf. Ich hatte mich mit Paul bereits kurz an der Tankstelle über unsere Tour unterhalten und sah, wie er gerade an seinem Hausboot arbeitete. Ich ging hin und kam wieder mit ihm ins Gespräch. Nachdem er mir eine Privatführung durch sein Hausboot gab, fragte ich Ihn, ob wir uns ggf. sein Kanu ausleihen könnten. Klar! Wir erkundeten im Laufe des Tages noch den umliegenden Wasserfall und genossen das Wetter und die Ruhe. Am nächsten Tag fuhren wir wieder ausgeruht weiter in Richtung Vancouver und kamen dabei durch das kleine Städchen Lumby. Ursprünglich wollten wir in Vernon Mittagessen, aber als wir an der Ampel standen und das „Krazy Llama Bistro“ sahen, war sofort klar, dass wir hier Rast machen. Falls jemand mal nach  Lumby kommen sollte: Auf jeden Fall hier etwas essen!! Die chilenische Besitzerin Judith macht nicht nur unglaublich leckere Gerichte, sondern gab uns auch allerlei kulinarische Tipps, was wir wo in Mittel- und Südamerika unbedingt probieren sollen. Gestärkt ging es den restlichen Tag durch die größte Wein- und Obstanbauregion Kanadas. Gegen Nachmittag fuhren wir eine lange Strecke durch ein Tal, von wo immer mal wieder Schotterpisten abgingen und sich serpentinenartig den Gipfeln entgegen schraubten. Irgendwann kam uns die Idee, die Nacht auf einem dieser Gipfel zu verbringen und so war auch der Schlafplatz für diese Nacht gefunden. Die nächsten beiden Tage standen ganz im Zeichen Vancouvers. Tolle Stadt, auch wenn es sich zu Beginn komisch anfühlte, nach vier Wochen Natur, Zelt und nur kleineren Städten in einer Großstadt zu stehen. Nachdem wir feststellten, dass es keine geeigneten Campingplätze gab, checkten wir also zum ersten Mal auf dieser Reise in ein Hostel ein und begannen die Erkundung der Stadt. Ich habe Vancouver als sehr künstlerisch geprägte Stadt empfunden. Zum einen finden sich überall große Graffiti und klassische Kunst der Ureinwohner (Totems etc.), als auch beispielsweise Klaviere, die in der Stadt verteilt stehen und Straßenmusikern eine Möglichkeit geben dort zu musizieren. Auch die Berge, die sich angrenzend an Vancouver erheben, geben der Stadt ein gewisses Flair.

Am Freitag brachen wir morgens in Richtung Horseshoe Bay auf, um mit der Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island überzusetzen. Zunächst durchquerten wir einmal die Insel von Ost nach West, um uns das Surfer-Paradies Tofino anzuschauen. Sehr vom Tourismus geprägt und aufgrund des Wochenendes überlaufen, beschlossen wir allerdings relativ schnell dem Wassersport nicht hier sondern in Mittel- und Südamerika nachzugehen und auch unser Nachtlager außerhalb aufzuschlagen. Wir kamen wieder mit Einheimischen ins Gespräch und uns wurde empfohlen für ein kostenloses Nachtlager außerhalb des Nationalparks eine bestimmte Schotterpiste in den Urwald zu nehmen und nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten. Wir bogen also in diese Straße ein und suchten… Wir suchten 5 Kilometer, wir suchten 10 Kilometer, wir suchten 15 Kilometer und nachdem wir einige nicht vertrauenserweckende Plätze als unzureichend deklariert hatten, wollten wir bereits umdrehen und uns etwas anderes suchen, als wir auf einmal um eine Ecke Bogen und Mitten auf einem Strand standen.  Wahnsinn! Was ein Glück! Zelte aufgebaut, Abendgegessen und die Aussicht genossen. Am nächsten Tag beschlossen wir kurzerhand noch einen Tag am Strand zu bleiben, allerdings brauchten wir neue Lebensmittel und da Constantin sowieso nochmal Skypen wollte, fuhr er wieder in Richtung Zivilisation. Währenddessen kam einer der Nachbarn zu mir und fragte mich nach Tabak. Damit konnte ich leider nicht dienen, aber wir kamen dennoch ins Gespräch und er erzählte mir, dass er oft am Wochenende hier raus kommt, um abzuschalten. Unter der Woche ist er Fischer und er hat zufällig genügend Lachs dabei, um uns zwei Stücke zu schenken. WOW! Als Constantin zurückkommt, hat er von der hiesigen Brauerei Bier mitgebracht und wir genießen den letzten Abend am Strand des Lake Kennedy. Am Sonntag stand als Tagesziel die Hauptstadt British-Columbias: Victoria. Deutlich kleiner als Vancouver und mit ganz eigenem Charme verbrachten wir hier den Sonntagabend und gestern den halben Tag. Uns fiel schon morgens auf, dass sich ein Filmteam in der Stadt aufhielt. Sie drehen in Victoria gerade die Fernsehproduktion „Just in time for Christmas“. Amüsant zu sehen, wie Schauspieler und Statisten im Sommer bei knapp 30°C im Wintermantel vor Weihnachtsdekoration darauf warten, dass jemand „Action!“ schreit. Wir wären ggf. auch noch länger in der Stadt geblieben, allerdings mussten wir weiter, da ich nach einigem hin und her mit verschiedenen Werkstätten endlich einen Termin in Tacoma ausmachen konnte, um einen Service inkl. Reifen, Bremsbeläge und Ölwechsel machen zu lassen. Gestern sind wir deshalb, überraschenderweise sehr unproblematisch und ohne viel Papierkram, mit der Fähre nach Port Angeles übergesetzt und wieder in die USA eingereist. Gerade sitze ich hier in Tacoma bei South Sound Motorcycles und warte darauf, dass mein Motorrad aus der Werkstatt entlassen wird. Constantin hat auch gerade einen neuen Hinterreifen bekommen und fährt gleich nochmal weiter zu Honda, da dort noch ein neuer Ölfilter und ein Ölwechsel auf seine Transalp wartet.

10.07 – 18.07 Durch Mordor bis nach Banff

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Nachdem wir Whitehorse hinter uns gelassen hatten, ging es weiter in Richtung der im Osten liegenden Stadt Banff. Laut einer Karte aus Dawson City liegt Banff direkt auf der Rocky Mountain Route, weshalb wir diese entlang des Alaska Highways einschlugen. Der erste Stop hinter Whitehorse führte uns nach Teslin, welche zur Zeit des Goldrauschs eine Siedlung der Tlingit war. Die Tlingit sind ein nordamerikanisches Indianervolk, deren Malereien und Totems auf der gesamten Route durch den Yukon präsent waren. Eigentlich wollten wir uns in einem Museum eingehender über deren Geschichte und Kultur informieren, aber aus irgendeinem Grund streikten sowohl Constantins als auch meine Kreditkarte. War wahrscheinlich eh nicht so interessant… Kurz darauf führte uns unsere Route durch den Schilderwald in Watson Lake, wo wir uns auch verewigten. Als Tagesziel hatten wir die Liard River Hot Springs auserkoren. Diese heißen Quellen, deren Temperatur zur Zeit des Austritts zwischen 40°C und 50°C schwankt, liegen mitten im Wald und sind weitestgehend natürlich erhalten. Außer ein paar Umkleiden, Sitzmöglichkeiten, Treppen, die in das Wasser führen und einer Barriere, die das extrem heiße Wasser in einem oberen Becken vom etwas kühleren unteren Bereich trennt, gibt es keine Änderungen am ursprünglichen Aufbau der „Pools“.

Der Weg in die pure Entspannung sollte uns aber erstmal entlang eines Reiseabschnitts führen, der irgendwo zwischen „Tiersafari“ und der Reise nach „Mordor“ anzusiedeln ist. Dass wir auf diesem Abschnitt viele wilde Tiere sehen werden, hatte man uns bereits im Vorfeld prophezeit, aber was letztendlich kam, hatte ich mir so nicht vorgestellt. Wir waren also von Teslin aus aufgebrochen und der Himmel sah, wie die letzten Tage auch schon, nicht sehr nach gutem Wetter aus. Es regnete hin und wieder mal, was aber natürlich durch den Compañero kein Problem darstellte. Irgendwann wurde der Himmel aber immer dunkler und wir sahen in der Ferne genau auf unserer Route einige Blitze am Himmel und ein Gewitter auf uns zukommen. Das Problem in einer Gegend wie dieser ist, dass man in solch einer Situation nur wenige Optionen hat. Entweder man bleibt an Ort und Stelle im Regen stehen bzw. sucht sich einen Unterstand, wobei man Bäume natürlich meiden sollte (schwierig in einem Wald) oder man fährt weiter. Aufgrund eines aufziehenden Gewitter hätte ich wahrscheinlich unter normalen Umständen davon Abstand genommen, genau in dieses hinein zu fahren, aber zum einen sahen wir genau in dem Moment, als wir über unser Vorgehen diskutierten einen Schwarzbären am Waldrand stehen, was keine Auswahl mehr zwischen Gewitter und kein Gewitter, sondern zwischen Bär oder Gewitter zuließ und zum anderen waren wir kilometerweit von allem entfernt, was man als Zivilisation beschreiben konnte. Daher entschieden wir uns für: Gewitter. Ich kann eigentlich überhaupt nicht beschreiben, wie abgefahren das war und selbst die Bilder geben (leider) nur annähernd wieder, wie die Natur um uns herum aussah. Ich glaube aber, dass ich noch nie so eine intensive Erfahrung mit einer Naturgewalt machen durfte. Normalerweise sitzt man bei solch einem Wetter (verständlicherweise) irgendwo geschützt in einem Haus oder einem Auto, aber wir hatten nun mal keine andere Wahl, als auf dem Motorrad weiter zu fahren. Aufgrund des relativ dämmrigen Lichtes sind wahrscheinlich auch die ganzen Tiere an den Rand oder auf die Straße gelockt worden. So hatten wir Begegnungen mit Karibus, Elchen, mehreren Schwarzbären und einer ganzen Herde Bisons. Die einzelnen, die wir zuvor schon gesichtet hatten, habe ich fotografiert, als wir durch die Herde fuhren, lies mein Puls eine Fotopause aber einfach nicht zu. Action Cam sei Dank, ist aber auch dieser Abschnitt festgehalten. (Wenn wir mal viel Zeit haben, wird auch der erste Clip zusammen geschnitten). Total vernebelt von den ganzen Eindrücken der Tagestour kamen wir dann relativ spät auf dem Campingplatz der Liard Hot Springs an, wo wir zwei Nächte verbrachten und sogar den einzigen vollen Sonnentag der Woche erwischten. Constantin hatte in der zweiten Nacht allerdings kein Glück mit seinem Zelt. Der Regen war so stark, dass es irgendwann anfing durch das Zelt hindurch zu regnen und seine komplette Ausrüstung durchnässte. Nachdem das Material am nächsten Morgen so gut es ging getrocknet wurde, brachen wir wieder auf. Als hätte der „Erfinder“ der Rocky Mountain Route unsere Erfahrung eingeplant, wurden die darauffolgenden zwei Tage, außer einem tollen Strand, den wir zum Übernachten wählten, zu einem relativ langweiligen „Kilometermachen“, bis wir (wieder mal) in strömendem Regen die Ausläufer des extrem beeindruckenden Jasper Nationalparks erreichten. Da wir uns mittlerweile schon deutlich weiter vom Polarkreis entfernt hatten, wurde es auf einmal deutlich dunkler als noch die Tage zuvor. Zudem hatten wir, ohne es zu wissen, bei der Einfahrt nach Alberta wieder eine neue Zeitzone erreicht. Da Jasper bereits auf 1.062 Metern innerhalb des Gebirges liegt, sanken die Temperarturen auf knapp 8°C. Das erste Mal, dass wir (aufgrund der Dunkelheit, der Kälte und des Regens) darüber nachdachten uns in Jasper in einem Hostel einzuquartieren, wurde durch das Wochenende, die Ferienzeit, die fortgeschrittene Tageszeit und die damit einhergehende Vollbelegung verhindert. Wir betrachteten dies als Zeichen, dass wir uns während einer Abenteuerreise sicher nicht vom Wetter diktieren lassen sollten, wo wir zu übernachten haben und bauten auf einem schlammigen Campingplatz, während es in Strömen regnete unsere Zelte auf und schliefen danach sofort ein. Der nächste Tag begann, wie sollte es auch anders sein, mit einer ordentlichen Portion Regen. Da die Wettervorhersage für Banff deutlich besser aussah, brachen wir so früh wie vorher noch nie auf, um unseren Weg durch die Rockies fortzusetzen, kurz beim Lake Louise anzuhalten und schließlich bei angenehmen Temperaturen in Banff anzukommen und bei Sonnenschein einen Entspannungstag zu genießen.

04.07 – 10.07 Denali bis Whitehorse

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Nach nun insgesamt 2638 gefahrenen Kilometern sind wir seit gestern in Whitehorse, Kanada angekommen. Hier haben wir uns dazu entschlossen einen fahrfreien Tag einzurichten und sowohl uns als auch unsere Kleidung wieder auf Vordermann zu bringen. Die letzten Kilometer haben uns eine hübsche Schlammpatina verpasst. Am Morgen nach meinem letzten Eintrag ging es, wie geplant, von der Sheep Mountain Lodge in Richtung Denali Nationalpark. Eigentlich wollten wir diesen an dem Tag auch erreichen, aber wir hatten die Straßenverhältnisse total unterschätzt. Anstatt aus einer Teer- oder Betonstraße besteht der 218 km lange Denali Highway, der die Städte Paxson und  Cantwell miteinander verbindet und uns wieder nach Westen zum Nationalpark führen sollte, zu 99% aus Schotter. Für uns und unserer Enduros kein Problem sondern ein riesen Spaß, es dauert aber deutlich länger, als über glatten Teer zu fahren. Dementsprechend haben wir uns dazu entschieden einfach auf einer kleinen Anhöhe mitten im Nirgendwo unser Nachtlager aufzuschlagen. Belohnt wurden wir mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Berge und den Sonnenuntergang bzw. –aufgang. Wobei man beides kaum auseinanderhalten kann, da in Alaska, wie überall in der Nähe des Polarkreises die Sonne eigentlich nicht wirklich untergeht. Der dunkelste Moment ist eher eine Art Dämmerlicht, welchem sehr schnell wieder der Sonnenaufgang folgt. In dieser Zeit wird man aber mit einem tollen Ausblick belohnt. Weniger Eindrucksvoll sondern einfach nur unglaublich nervig sind die Heerscharen von Moskitos, die es überall in Alaska gab.  An einem Platz an dem wir wie ein Festessen für ausgehungerte Bewohner aussehen, kommt natürlich auch jeder vorbei, um einen Happen zu probieren. Zunächst eingepackt in Schutzkleidung und später eingesprüht mit DEET  hielten sich die Stiche aber in Grenzen.

Am nächsten Tag ging es dann weiter zum Denali Nationalpark, wo wir anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages auch ein wenig feierten und Würstchen grillten. Den nächsten Tag nutzten wir, um in dieser tollen Umgebung auszuspannen, Sport zu machen und unser Packsystem weiter zu optimieren. So beeindruckend die Wege waren, die wir bisher schon hinter uns gebracht hatten, so schmerzlich wurde uns bewusst, dass wir langsam weiter müssen, weil wir schon deutlich hinter unserem Zeitplan lagen. Ursprünglich wollten wir direkt von Anchorage nach Fairbanks, um Freunde meines damaligen Austauschschülers John zu besuchen und bei ihnen zu übernachten. Die Empfehlung, die uns aber von allen Seiten ausgesprochen wurde, nicht den direkten Weg sondern den Glenn und den Denali Highway zu nehmen, waren überaus gut, haben uns aber deutlich Zeit gekostet. Also machten wir uns nun mit dem Plan wieder etwas Zeit rein zu fahren auf nach Fairbanks und besuchten Joe, Josh und Derrick, die uns herzlich willkommen hießen und gerade dabei waren Hühner zu schlachten und für den Winter einzufrieren. Wir bekamen ein bereits geräuchertes Huhn und kochten damit eine Art Couscouscurry aus allem was wir für passend erachteten. Nachdem wir noch kurz bei 35°C am See waren läuteten wir einen entspannten Abend ein, der unseren Plan wieder änderte, da uns Josh vorschlug am nächsten Tag mit ihm Kanu fahren zu gehen. Am nächsten Tag sah allerdings alles komplett anders aus. Ich wurde gegen sieben wach, weil es fürchterlich nach Rauch stank. Der Wind hatte sich gedreht und eines der vielen riesigen Waldbrände, welches in der Nähe von Fairbanks wütete (ca. 100 km entfernt) tauchte die Stadt in dichten Smog. Es war so schlimm, dass man kaum atmen konnte. Daraufhin brachen wir alle Pläne ab, Fairbanks noch weiter zu besichtigen und machten uns auf den Weg in Richtung Tok, welches 325 km weiter östlich liegt. Bisher unser erster schlechter Tag auf der Tour. Das Wetter wechselte sich zwischen Regen und Rauch ab, bis wir schließlich in Tok ankamen und endlich wieder klare Luft atmen konnten.

Dort rasteten wir kurz, um uns anschließend nach einem geeigneten Platz zum Übernachten umzuschauen, als uns Carroll und Jackie aufgrund unserer deutschen Nummernschilder und meiner Deutschlandflagge ansprachen. Carroll könnte man am ehesten als motorradbegeisterten Lebemann beschreiben, der absolut hilfsbereit ist. Jackie ist aus Taiwan und fährt momentan mit seinem Fahrrad um die Welt. Er wohnt für ein paar Tage als Couchsurfer bei Carroll. Nachdem Constantin ihm von seinem eiernden Vorderrad erzählt hat, lud er uns zu sich ein und wir arbeiteten bis Nachts um 1 Uhr an unseren Motorrädern. Wir zogen Constantins Vorderrad neu auf, da die deutsche Werkstatt hier eher mäßige arbeitet geleistet hatte und spannten seine Kette nach. Mein Schalter am Abblendlicht hatte sich leider verabschiedet, sodass ich nur noch mit Fernlicht oder ohne fahren konnte. Kurz das Kabel des Abblendlichtes neu verlötet und schon brannte es wieder. Nachdem wir noch original gegrillten Lachs aus Alaska verspeisen durften, ging es in unser Nachtquartier: Ein alter Bus aus dem Denali Nationalpark, den Carroll für 400$ gekauft hatte. Vorgestern starteten wir dann auf dem Top of the World Highway in Richtung Kanada. Diese Route führt entlang der alten Goldgräberroute. Die letzte Stadt auf unserem Weg durch Alaska, die durch die Goldgräberzeit geprägt wurde heißt Chicken. Mittlerweile besteht sie weitestgehend aus für Touristen betriebenen Gebäuden und hat lediglich 7 Einwohner. Nach knapp 70 weiteren Kilometern überquerten wir die Landesgrenze nach Kanada und befinden uns seitdem auch in einer neuen Zeitzone. Wir sind nicht mehr 10h sondern nur noch 9h hinterher. Gleich hinter der Landesgrenze, am Ende des Top of the World Highway, liegt Dawson City, welche während des Klondike Goldrausches 1896 gegründet wurde und heute immer noch den Charme einer alten Westernstadt versprüht. Tatsächlich haben wir auf unserem Weg nach Whitehorse an einer Tankstelle einige junge Leute getroffen, die das Wochenende in Dawson verbringen wollen, um dort nach ein paar Nuggets zu graben. Gestern auf dem Weg nach Whitehorse hatten wir dann unser bisheriges Tierhighlight. Nachdem wir bereits mehrere Elche und Füchse gesehen haben, lief gestern in ca. 5 Metern Abstand ein Grizzlybär an der Straße vorbei. Mit laufendem Motor und jederzeit bereit einfach wieder Gas zu geben, bin ich nochmal zurück, um ihn ein wenig zu beobachten. Ziemlich unbeeindruckt von mir schnupperte er an etwas Müll, der im Graben lag und verschwand dann wieder im Wald. Morgen wollen wir ohne bisheriges Tagesziel auf die Rocky Mountain Route in Richtung Banff aufbrechen. Schönes Wochenende und bis dann.

30.06-03.07 Alaska

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Wir haben es geschafft. Wir sind endlich in Alaska angekommen. Leider hatte unser Flug eine Verspätung, sodass wir erst zwei Stunden nach der geplanten Zeit in Anchorage gelandet sind. Dadurch hat unser Plan nicht mehr hingehauen, die Motorräder direkt nach der Landung abzuholen, da das Departement of Homeland Security gerade zu gemacht hatte. Uns wurde am Flughafen gesagt, dass wir bis zum nächsten Tag warten müssen. Da keine Taxen in Sicht waren, um uns in ein Hostel zu fahren und auch der nächste Bus erst eine dreiviertel Stunde später gekommen wäre, haben wir uns aufgrund der Müdigkeit kurzerhand entschlossen am Flughafen zu schlafen. Wo? Natürlich vor der Eingangstür von Homeland Security. Glücklicherweise kam direkt nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben Homeland Security Officer Wagner und hat uns gefragt, was wir denn dort vorhätten. Wir haben ihm erklärt, dass der Großteil unserer Sachen in der Kiste bei den Motorrädern verstaut ist, wir aber erst die Zoll- und Einfuhrdokumente von Homeland Security benötigen. Er fragte uns, ob uns bewusst wäre, dass das Büro erst wieder in 14h aufmachen würde. Ja, aber was sollen wir machen…? Nachdem er kurz darauf verschwunden war, klapperte es hinter der Tür von Homeland Security, die Tür öffnete sich und da stand er, um uns doch heute noch die Dokumente auszustellen. Da er selbst bereits Feierabend hatte wurden wir im Anschluss von ihm noch zur Spedition gefahren, um kurz vor deren Feierabend tatsächlich noch alles zu erledigen und die Motorräder doch noch in Empfang nehmen zu können. Welcome to Alaska!

Fix und fertig aber glücklich, dass alles noch so gut geklappt hat und auch die Motorräder mitsamt Gepäck die Reise unbeschadet überstanden haben, ging es auf die Suche nach einem Schlafplatz. Wer ebenfalls mal mit dem Motorrad nach Anchorage will, dem kann ich das House of Harley Davidson empfehlen (4334 Spenard Rd, Anchorage, AK 99517). Hier kann man als Motorradfahrer auf einem abgesperrten Gelände kostenlos zelten. Es gibt sogar sanitäre Anlagen. Nach einer verhältnismäßig kurzen Nacht und der ersten Bekanntschaft mit dem polaren Sommer (es wird nicht dunkel) nutzten wir den ersten Teil des nächsten Tages überwiegend, um unsere Motorräder nochmal zu checken, das Gepäck nochmal neu zusammen zu stellen und Gegenstände wie Gaskartuschen, die wir nicht im Flugzeug transportieren durften, zu besorgen. In einem der Läden empfahl uns ein Motorradfahrer zu Beginn in den Süden Anchorages in Richtung Portage zu fahren und als Vorgeschmack auf die Landschaft Alaskas war das ein wirklich guter Tipp. Nachdem wir dort angekommen waren, drehten wir um und fuhren wieder ein paar Kilometer in nördliche Richtung und suchten uns einen Campingplatz, um dann gestern Kurs auf den Matanuska Glacier und die Stadt Glenallen zu nehmen. Je weiter wir in die Alaska Range (Gebirge) vordringen, desto beeindruckender wird die Aussicht. Momentan befinden wir uns auf dem Campingplatz der Sheep Mountain Lodge. Toll morgens mit so einem Blick aufzuwachen. Für heute ist geplant zum Denali National Park zu kommen. Hier steht der höchste Berg Nord-Amerikas Mt. McKinley.

Abfahrt!

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Unglaublich! Nach nun fast 7 Jahren des Träumens und ca. einem Jahr der konkreten Planung geht es heute endlich nach Anchorage, von wo aus die Tour entlang der Panamericana beginnt. Wahnsinn!! Knapp 36.000 geplante Kilometer liegen vor uns und so aufgeregt und voller Vorfreude ich in die Zukunft blicke und mich auf das bevorstehende Abenteuer freue, so emotional waren die letzten Wochen des Abschieds. Der Moment meine Arbeitsmittel abzugeben, mich nach vier Jahren von meinen Arbeitskollegen und bewusst in die Arbeitslosigkeit zu verabschieden, hat schon eine gewisse Wehmut aufkommen lassen, aber wirklich überwältigt war ich vom Abschied meiner Freunde und Familie. Die herzlichen Abschiedsgrüße hätte ich so gar nicht erwartet (ich bin ja in ca. 6 Monaten wieder da) und daher möchte ich von hier aus nochmal allen meinen Freunden und meiner Familie DANKE sagen. Die Unterstützung, die ich in den verschiedensten Formen die letzten Wochen und Monate erhalten habe, war einfach grandios. Angefangen von kleinen Abschiedsgeschenken, die mir die Reise erleichtern können, über die organisatorische Hilfe im Vorfeld, bis hin zur moralischen Unterstützung und dem Verständnis über meine 6 monatige Abwesenheit ist einfach toll und lässt mich zum einen sehr unbeschwert auf die Reise aufbrechen und zum anderen jetzt schon wieder eine Gewisse Vorfreude über das Wiedersehen aufkeimen… Aber jetzt geht es erstmal mit der Hoffnung, dass mein Motorrad nicht vom LKW gefallen ist, in Richtung Flughafen und zu den Bären nach Alaska.

Alles erledigt!

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Die letzte Tasche ist gepackt und es kann losgehen. Noch ein Tag in Deutschland und es könnte eigentlich nicht besser sein. Knapp 30°C, Sonnenschein, der Grill ist an, ich habe nichts mehr zu tun und genieße den ersten Tag meines „Urlaubs“ bzw. den letzten Tag in der Heimat. Letzte Woche habe ich mein Motorrad mitsamt Gepäck verpackt und die Kiste zur Spedition gebracht. Wenn alles gut gegangen ist, dann müsste sie ungefähr jetzt in Anchorage gelandet sein und sich auf dem Weg ins Zwischenlager befinden, bis ich dort morgen alles abhole. Auch Constantins Motorrad geht es wieder gut. Für alle die nicht im Bilde sind: Vorletzten Sonntag war Constantin auf dem Rückweg von Köln in Richtung München nochmal bei mir, um das Gepäck abzugleichen. Auch wenn man auf dem Motorrad nicht alles selbst tragen muss, bietet es sich trotzdem an, so leicht wie möglich unterwegs zu sein. Ich nehme dabei immer (auch beim Wandern) lieber etwas mehr mit, wenn es mir einen deutlichen Zuwachs an Komfort verspricht. Wir konnten aber einige Posten finden, die völlig unnötigerweise doppelt eingepackt wurden und daher in Deutschland bleiben. Auf dem Rückweg und knappe 12 Stunden vor der geplanten Verpackung des Motorrads ist Constantin dann das unvorhersehbare passiert. Auf der A3 kurz hinter Würzburg ist ihm der Motor geplatzt… Im ersten Moment konnte ich überhaupt nicht glauben, was er mir dort erzählte und die Stimmung wurde durch die überaus unerfreuliche Entwicklung kurzzeitig beiderseitig getrübt. Aber hey. Besser hier in Deutschland als mitten im Yukon. Wir haben also beide unsere Fühler ausgestreckt und versucht Möglichkeiten zu finden, wie wir die Sache wieder gerade biegen können. Letztendlich gab es mehrere Optionen, von denen der Ausbau eines intakten Motors aus einer Unfallmaschine in München am einfachsten erschien und zudem Constantin die Möglichkeit gegeben hat, sein Motorrad mitsamt den ganzen Umbauten zu nutzen und keine komplett neue Maschine mit auf die Tour nehmen zu müssen. Er hat mittlerweile ebenfalls alles der Spedition übergeben und auch seine Maschine sollte sich bereits in den USA befinden. Durch einen glücklichen Zufall haben sich meine Flugdaten etwas geändert und wir haben festgestellt, dass Constantin und ich nun ab Frankfurt im gleichen Flugzeug sitzen und uns nicht erst in Alaska suchen müssen. Ich genieße jetzt noch die letzten Stunden im Westerwald und wünsche euch einen guten Start in die Woche.

Reifendruck nochmal prüfen

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Ich habe kein “U”

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Der internationale Führerschein

In weniger als einem Monat geht es los und ich kann sagen, dass ich mittlerweile echt aufgeregt bin. Den Großteil der Vorbereitungen habe ich mittlerweile abgeschlossen und dabei gelernt, dass ich meinen Führerschein seit acht Jahren hätte umschreiben lassen müssen. Daher eine Info für alle Motorradfahrer: Solltet ihr damals zwischen 18 und 25 den Führerschein „A beschränkt“ also bis max. 34 PS gemacht haben, hat sich dieser nach 2 Jahren automatisch in die unbeschränkte Klasse „A“ gewandelt. In Deutschland ist somit alles klar. Allerdings hat man mir bei der Führerscheinstelle gesagt, dass es empfehlenswert sei, den Führerschein darauf anzupassen und „A“ auch wirklich in den Führerschein eintragen zu lassen, da es ansonsten ggf. selbst im europäischen Ausland bei Motorrädern mit mehr als 34 PS zu einer Strafe wegen „Fahrens ohne Führerschein“ kommen kann. Da nur die Klassen, die im Führerschein eingetragen sind, auch in den internationalen Führerschein übernommen werden können, musste ich nun tatsächlich nochmal einen neuen EU Führerschein beantragen. Zwischenzeitlich musste ich aber leider lernen, dass es wohl auf den zuständigen Sachbearbeiter vor Ort ankommt, ob das ein Problem darstellt oder nicht. Nachdem man mich nämlich auf der Limburger Verkehrsbehörde so freundlich auf diesen Umstand hingewiesen hatte, rief ich natürlich sofort Constantin an und fragte ihn, ob er seinen Führerschein auch umtragen lassen musste bzw. ob er darauf geachtet hat, dass auch Klasse „A“ im internationalen Führerschien eingetragen ist. Kurzum: Er hat nichts im EU Führerschein eintragen lassen, der internationale Führerschein hat trotzdem ein Kreuz bei „A“… Glück gehabt oder Willkür des Sachbearbeiters? Egal. Ich bekomme zumindest bald mal wieder einen neuen Führerschein.

Sein Alphabet hat kein "U"

Der Besuch bei der KFZ Zulassungsbehörde war ebenfalls ein kleines Abenteuer. Ich hatte mein Motorrad letztes Jahr nur auf die Saison (03-10) zugelassen, da ich im Winter eher selten Motorrad fahre. Die Tour ist nun aber etwas länger als Oktober, weshalb ich die Saison aufheben lies. Durch die neue Gesetzeslage kann man die Nummernschilder ganz grundsätzlich auch bei einem Wechsel des Landkreises behalten, womit sich der Gang zum Amt tatsächlich auf die Neuausstellung des Fahrzeugscheins mit der aktuellen Adresse beschränkt und damit auch deutlich weniger als eine komplette Ummeldung mit neuen Schildern und neuer Nummer gekostet hätte. In meinem Fall hätte ich mir natürlich neue Schilder machen müssen, da ich kein Saisonkennzeichen mehr benötigte, aber der Kostenpunkt des neuen Kennzeichens (LM xxxxx) wäre eigentlich weggefallen. Eigentlich… Ich war nun also auf der KFZ Zulassung in Limburg, hatte auf Amtsseite soweit alles erledigt und wollte mir mein neues Schild ohne die Saisonangabe machen lassen, als ich die wohl amüsanteste Aussage des Tages hörte: „Sorry, aber ich habe kein U…“. Zur Erinnerung: Ich habe vorher in Hanau gewohnt und hatte dementsprechend als Regionsbezeichnung HU. Da ich kein Wunschkennzeichen brauche und daher mein Kennzeichen behalten wollte, hätte ich daher auch wieder ein Schild mit HU gebraucht, aber der Schildermacher hatte nun leider kein „U“. Was ich tatsächlich erst nicht glauben konnte, war leider kein Scherz und so musste ich das komplette Prozedere erneut über mich ergehen lassen und habe jetzt ein LM Kennzeichen… Wahlweise hätte ich natürlich auch einen Schildermacher aufsuchen können, der ein „U“ zur Hand gehabt hätte, aber dafür war mir schlicht die Zeit zu schade, die ich noch zusätzlich hätte opfern müssen. Amtsgänge gehören ja leider nicht zur Kategorie „schnell erledigt“.

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Letzte Reparaturarbeiten am Motorrad

In meinem letzten Beitrag schrieb ich von einer Wochenendtour, die ich mit der BMW unternehmen wollte. Glücklicherweise habe ich das gemacht, um sie nochmal auf Herz und Nieren testen zu können. Dabei fiel mir nämlich auf, dass das Federbein leider einen kleinen Schlag hatte und nicht mehr so funktionstüchtig war, wie es hätte sein sollen. Mit voller Beladung schlug der hintere Dämpfer bei jeder kleineren Bodenwelle voll durch. Auch eine Anpassung der Federvorspannung hat nichts mehr gebracht. Das Ding war durch und hätte mir sicher auf der Tour einen Bandscheibenvorfall beschert. Da ein Freund von mir aber ebenfalls ein neues Federbein brauchte, konnten wir einen guten Rabatt rausschlagen und sind nun jeweils stolze Besitzer eines Wilbers Federbeins. Ich muss sagen, dass ich bisher wirklich absolut begeistert bin. Auch mit voller Beladung fährt sich das Motorrad wirklich super und dämpfte auch in Feldwegen optimal. Den Umbau habe ich dazu genutzt nochmal einen neuen Kettensatz einbauen und einen Ölwechsel machen zu lassen. Außerdem habe ich mich noch für eine neue Batterie entschieden, da diese leider nicht mehr hundert prozentig zuverlässig funktionierte. Damit sollte die BMW nun voll einsatzbereit und fit für die Tour sein.

Luftfracht

Für den Transport habe ich mittlerweile auch weitestgehend alles beisammen. Letzte Woche habe ich zusammen mit meinem Vater die Transportkiste fertig gestellt Die Kiste muss nun nur noch dahingehend erweitert werden, dass ich auch noch etwas von meinem Gepäck darin sichern kann. Eine Idee war am Deckel im Inneren ein Netz zu befestigen, sodass man darin die Koffer unterbringen kann und sie nicht raus fallen. Ich denke aber, dass ich im nächsten Beitrag mehr dazu sagen kann.
Der Papierkram ist auch soweit erledigt. Um (temporär) ein Fahrzeug in die USA einführen zu dürfen, bedarf es der Autorisierung durch die US Environment Protection Agency (EPA). Die EPA bescheinigt, dass das einzuführende Fahrzeug nicht den US Abgasvorschriften entsprechen muss. Dafür werden im Vorfeld die technischen Daten, Grund und Dauer des Aufenthaltes abgefragt. Sobald man das freigegebene „Letter of Exemption“ erhält, ist auch durch die Umweltschutzbehörde die Reise mit dem Motorrad freigegeben und es kann losgehen.

Impfungen

Ich hatte aufgrund meiner Reise nach Nepal schon das meiste der benötigten Impfungen. Aufgefrischt wurde nun noch einmal der Schutz gegen Tollwut, da man bei einer weiter zurückliegenden Impfung nach einem Biss und der möglichen Übertragung von Tollwutviren innerhalb von 1-3 Tagen einen Arzt aufsuchen muss, um sich erneut impfen zu lassen, bevor die Krankheit ausbrechen kann. Mein Arzt riet daher dazu, mir im Vorfeld nochmals eine Auffrischung verabreichen zu lassen, da nach einer Grundimmunisierung in der Regel zunächst ausreichend Antikörper gebildet werden, die Konzentration aber mit der Zeit abnimmt. Da ein Tollwutausbruch hundertprozentig tödlich verläuft, sollte man hier kein Risiko eingehen. Die Auffrischung verschafft mir ein deutlich längeres Zeitfenster nach einem Biss einen Arzt zu finden, der den Tollwutimpfstoff zur Verfügung hat, da meine Antikörperkonzentration nun wieder auf einem ausreichenden Niveau ist.
Ebenso wurde ich noch gegen Gelbfieber geimpft. Abgesehen vom gesundheitlichen Aspekt, der natürlich absolut für eine Gelbfieberimpfung spricht, bekommt man ohne den Nachweis dieser Impfung in vielen Ländern gar keinen Zutritt. Eine vollständige Liste der Länder erhaltet ihr hier.
 Auf unserer Route sind es die Länder Argentinien, Ecuador, Kolumbien, Panama, und Peru, die solch einen Nachweis verlangen.

Stahlratte

Panama und Kolumbien halten neben der Gelbfiebermücke noch ein weiteres interessantes „Feature“ bereit: Das „Darién Gap“. Das Darién bezeichnet ein Regenwaldgebiet im Südosten Panamas und im Nordwesten Kolumbiens. Es gibt auf diesem Teil der Panamericana keine Straßen und daher keine Möglichkeit weiter gen Süden zu fahren. Der südlichste mit dem KFZ erreichbare Punkt ist die Kleinstadt Yaviza in Panama. Sich alternativ ohne Straßen durch den Urwald zu kämpfen, könnte im wahrsten Sinne zu einem Kampf werden, da sich in diesem Gebiet einige kolumbianische Guerillagruppen aufhalten (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia kurz FARC und Ejército de Liberación Nacional kurz ELN). Abgesehen vom Sicherheitsaspekt wird dieses Gebiet zudem durch zahlreiche Wasserläufe und Sumpfgebiete durchzogen, was eine Durchquerung mit dem Motorrad nahezu unmöglich macht. Es muss also einen anderen Weg geben, um von Panama nach Kolumbien zu kommen. Eine schnelle aber relativ langweilige Möglichkeit geht durch die Luft. Motorräder und wir ins Flugzeug und nach ca. einem halben Tag kann die Tour in Kolumbien weitergehen. Mir erschien diese Möglichkeit aber von Beginn an zu langweilig, da ich vor Jahren schon von der Möglichkeit gehört habe, mit einem Boot dieses Gebiet zu umschiffen. Ich hatte mich noch nicht wirklich weiter mit dem Thema auseinander gesetzt und zunächst geplant vor Ort nach einem Schiff zu suchen, als mir ein Freund von der „Stahlratte“ erzählte. Die Stahlratte ist ein 112 Jahre alter (03.02.1903), 40 Meter langer Zweimaster, der heute dem Verein zur Förderung der Segelschifffahrt in Bremerhaven gehört und sowohl Segeltörns durch die Karibik unternimmt, als auch Backpacker und Motorradreisende inklusive Motorrad von Panama nach Kolumbien und vice versa bringt. Wir fahren nun mit der Stahlratte vom 23.10 – 26.10 von San Blas in Panama nach Cartagena in Kolumbien. Das Bild verlinkt zur Seite der Stahlratte, wo ihr weitere generelle Informationen über das Schiff und das dahinterstehende Projekt findet.

Gepäck

Abschließend habe ich nun auch endlich mal Zeit gefunden, meine nun über Monate gewachsene Packliste zusammen zu tragen und auf mein Motorrad zu packen. Nach meinem ersten Versuch dachte ich: „Es wird verdammt eng.“ Das Gepäck ließ mir so wenig Platz zum Sitzen, dass ich nach ca. einer halben Stunde Schmerzen im unteren Rücken bekam. Ich dachte zwischenzeitlich, dass ich vielleicht doch einfach ein paar Sachen zu Hause lassen muss, um mir mehr Platz zu schaffen. Ich hatte aber glücklicherweise noch eine mittelgroße Version der Sea to Summit „Big River Dry Bag“ Packsäcke zur Hand. Ich benutze solche Packsäcke auch immer auf Trekkingtouren, da sie zum einen Ordnung im Rucksack schaffe, da man Equipment farblich trennen kann und zum anderen auch bei starkem Regen den Inhalt vor Nässe schützt. Der Vorteil bei dem genannten Modell ist, dass diese Säcke nicht rund sondern oval geschnitten sind. Ein komplett runder Sack hat bei gleichem Volumen logischerweise nach oben die gleiche Ausdehnung wie nach vorne, wenn er auf der Sitzbank liegt. Durch den Ovalen Schnitt kann man die STS Säcke einfach so drehen, dass sie weiter in die Höhe reichen und man daher deutlich mehr Platz auf der Sitzbank zur Verfügung hat. Ich habe mir nun die größte Variante dieser Säcke gekauft und alles so verstauen können, dass ich auch noch bequem Platz auf der Maschine hatte. Was ich dabei habe findet ihr auf meiner Packliste.

Es geht vorwärts!

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Es wird mal Zeit, die Ereignisse der letzten Wochen zusammenzufassen. Es ist viel passiert. Der aktuelle Bericht hat übrigens etwas auf sich warten lassen, weil ich die Fotos mit meiner für die Tour auserkorenen Kamera (DSC RX 100 III) schießen wollte und auf einen leider nicht eingetretenen Preisverfall nach Ostern gewartet habe.

Die Auswahl des Logistikers

Das Thema des Motorradtransports hat etwas unerfreulicher angefangen, als ich es ursprünglich erwartet hatte. Die Spedition Yusen Logistics hat in der Kategorie „Inkompetenz“ innerhalb der Rangliste der bisherigen Ansprechpartner während der Vorbereitung schon mal den 1. Platz erreicht. Herzlichen Glückwunsch dazu! Ehrlich gesagt, hat es mich selbst sehr verwundert und ich bin wohl auch mit einer zu großen Erwartungshaltung an dieses Unternehmen herangetreten, weil der Autor des Buches „Ende Gelände“, (Mathias Heerwagen) mit dieser Spedition mehr oder weniger ohne Probleme zusammen gearbeitet hat. Die Aufgabe: Ein Motorrad von Frankfurt nach Anchorage transportieren. Da ich mich natürlich erst einmal über die Rahmenparameter erkundigen wollte, fragte ich bei dem genannten Unternehmen an, was ein One-Way-Transport nach Anchorage kosten würde und übermittelte meine groben Daten (Abmessung des Motorrads, gewünschtes Datum des Transports etc.), mit dem Zusatz, dass ich zunächst aufgrund der ungefähren Angaben auch nur einen ungefähren Preis möchte. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage eine genaue Angabe zu machen, da ich noch keine Transportkiste besorgt hatte. Das Unternehmen teilte mir mit, dass ich außerdem das Gewicht durchgeben müsste und dass sie mir kein Angebot schicken könnten, da ich nur eine ungefähre Angabe gemacht habe… Ich dachte mir, dass man am Telefon einfach mehr Informationen transportieren kann und habe dort angerufen, um dem Herren am Telefon verständlich zu machen, dass ich ihn nicht auf einen Preis festnageln werde und ich der Planung halber nur ungefähr wissen wolle, auf welche Größenordnung ich mich einstellen muss. Die Antwortmail enthielt dann einen freundlichen Hinweis darüber, dass sich beim Transport des Motorrads keine Flüssigkeiten innerhalb dessen befinden dürfen. Danke. Nachdem ich dann nochmal nachgefragt habe, was denn nun mit dem Preis sei, kam eine Rückantwort, die mir lediglich sagte, dass sich ein Rücktransport aus Anchorage nicht ohne weiteres realisieren lässt und in Alaska keine Kollegen für den privaten Sektor zur Verfügung stünden. Ich hatte nach dieser Konversation keine Lust mehr, mich und mein Geld weiter anzubiedern und habe auch nichts mehr von Yusen Logistics gehört. Ich kann nicht verstehen, wieso man einem Interessenten nicht einfach in der ersten Mail/Telefonat mitteilt, dass man nicht (mehr) in diesem Geschäftsfeld aktiv, bzw. dieser Auftrag nicht lukrativ ist oder was auch sonst immer gegen einen Vertragsschluss steht und stattdessen die Zeit von beiden Seiten sinnlos verschwendet. Wie kam er gleich nochmal darauf, dass ich das Motorrad von Ushuaia wieder nach Alaska bringe, um es von dort nach Deutschland fliegen zu lassen? Das es auch komplett anders geht, zeigte mir die Spedition In Time aus Hamburg. Schon der Internetauftritt hat mir für mein Vorhaben ein positives Gefühl vermittelt, da man den Eindruck gewinnt, dass diese Spedition nicht zum ersten Mal ein Motorrad transportiert. Herr Kleinknecht war am Telefon sehr auskunftsfreudig, erklärte mir, dass für den Transport lediglich das Volumen der Kiste entscheidend ist und dementsprechend das Gewicht keine Rolle spielt. Außerdem gab er mir Tipps, um eine Kiste entweder selbst zu bauen oder wo man solch eine ergattern könne. Noch ist natürlich nichts transportiert, aber bisher kann ich diesem Unternehmen eine klare Empfehlung aussprechen.

Das Thema Transport hält natürlich nebst der Suche nach einem kompetenten Logistiker, auch die Herausforderung der Verpackungsbeschaffung bereit. Ich hatte bereits bei BMW nachgefragt, ob diese vielleicht alte Paletten loswerden wollen, auf denen sie ihre Motorräder angeliefert bekommen. Leider hat BMW mittlerweile von Einwegholzkonstruktionen auf Mehrwegmetallständer gewechselt, sodass mir hier keiner weiterhelfen konnte. Herr Kleinknecht hatte mich, wie bereits erwähnt, auf eine Anleitung zum selber bauen verwiesen, sodass ich schon drauf und dran war meine Suche abzubrechen und mich auf den Weg in den nächsten Baumarkt zu machen. Allerdings wollte ich mich so schnell nicht geschlagen geben und telefonierte die umliegenden Motorradhändler ab. Bingo! Der erste Versuch bei der Firma Meuer traf bereits ins Schwarze. Man sagte mir, dass die großen Motorräder zwar mittlerweile ebenfalls auf Metall geliefert werden, die 125er von Aprillia aber nach wie vor auf Holzgestellen. Nachdem ich vor Ort die Kiste vermessen hatte und lediglich in der Höhe (die Spiegel können leicht abgebaut werden) ein kleines Problem bekommen könnte, sagte ich zu, dass ich die gesamte Kiste am Wochenende abholen würde. Als ich am Wochenende dann mit Anhänger auf deren Parkplatz stand und alles einladen wollte, musste ich allerdings feststellen, dass wohl zu dieser Jahreszeit (Mitte März) ab und zu Leute kommen und sich nachts das Holz mitnehmen, um es daheim zu verfeuern. Außer der Pappe und den Spanngurten war alles weg… Nachdem ich Herr Meuer dann erklärte was ich vorhabe und ob er mir nicht Bescheid geben könne, sobald er wieder eine neue Lieferung erhalten sollte, sagte er kurz entschlossen, dass er mir vielleicht doch jetzt schon helfen könne. Er hatte tatsächlich noch ein Gestell aus Metall, welches zu 100% auf mein Motorrad passt und ich durfte mir Gestell, Pappkarton und die Spanngurte mitnehmen. Von hier aus nochmals vielen Dank dafür!

Kooperationspartner

Auch in Sachen der Partner hat sich einiges getan, wie ihr auf meiner Partnerseite sehen könnt.

Zum einen habe ich Kontakt zur Firma Sena aufgenommen, um sie um eine Unterstützung im Bereich der Kommunikation zu bitten. Nach ein paar Mails hin und her und einer unschönen Szene auf dem Zollamt, da die Ware aus Amerika geschickt wurde, sind wir (Constantin und ich) nun stolze Besitzer von jeweils einem Sena 20S Headset und ich von einer Sena Prism Action Cam. Das Tolle an dem 20S Headset ist, dass es eine enorme Reichweite besitzen. Im Intercom Modus kann man laut der Beschreibung bis zu 2,4 km miteinander kommunizieren. Ich glaube zwar erstmal nicht, dass wir über solch eine Distanz miteinander sprechen müssen, aber natürlich kann es durchaus passieren, dass man sich in einer Stadt verliert, ein Anhalten nicht möglich ist und man sich dann über ein paar Meter Reichweite mehr freuen kann. Was mich außerdem an diesem Produkt gereizt hat, ist die Möglichkeit es mit Headsets anderer Hersteller zu verbinden. Da das Headset bis zu neun Verbindungen auch im Konferenzmodus zulässt und ich öfter auch in größeren Gruppen unterwegs bin, ist es in einer heterogenen Gruppe schlicht ausgeschlossen, ausschließlich Sena Produkte vorzufinden. Außerdem kann man über das Headset Radio, bzw. wenn es mit einem MP3 Player verbunden ist, eigene Musik hören. Am interessantesten ist aber die Funktionalität zwischen den beiden Produkten 20S und Prism. Da sich das Headset mit der Kamera per Bluetooth koppeln lässt, kann die Audiospur des Helmmikros automatisch über das Videomaterial gelegt werden. Das 20S hat außerdem die Möglichkeit die Action Cam fernzusteuern. Unterm Strich machen diese beiden Produkte gerade in der Kombination einen sehr durchdachten Eindruck. Die ersten Berichte und Fotos findet ihr demnächst hier.

Ein weiterer Punkt auf meiner Liste war die Beschaffung eines neuen Motorradanzugs. Nachdem ich vor zwei Jahren meine alte Textilkombi aufgrund des störenden Flatterns bei höheren Geschwindigkeiten durch eine sportlicher geschnittenere Variante aus Leder ersetzte und erstmalig merkte, wie schlecht doch die alten Protektoren an den sturzgefährdeten Stellen gesessen hatten, wollte ich etwas wetterbeständigeres als die dünne Ledermontur für die Reise, was aber natürlich mindestens vergleichbare Sicherheit bietet. Auf meiner Suche und der neu aufgeflammten Überzeugung bzgl. Leder suchte ich nach Tourenanzügen aus diesem Material und stieß schnell auf den Atlantis von BMW. Durch sein hydrophobiertes Leder, und die sehr gute Verarbeitungsqualität war ich auf den ersten Blick ziemlich begeistert. Bei Gesprächen mit BMW, kamen mir allerdings Zweifel, ob dieser Anzug wirklich für eine Tour durch quasi alle Klimazonen das Richtige ist. Für Touren innerhalb Europas halte ich den Anzug nach wie vor für einer der Besten, aber für mich war er raus und ich weitete meine Such auch auf Vergleichbare Produkte aus dem Textilbereich aus. Zunächst hatte ich aufgrund meines Besuchs beim BMW Händler deren Rallye Anzug im Auge. Ich hatte schon mal gelesen, dass dieser gerade im Sommer aufgrund seiner diversen Belüftungsmöglichkeiten punkten sollte. Da ich, wenn man so will, aber aus dem Outdoorbereich komme, stachen mir sofort die Lüftungslaschen der Jacke ins Auge. Wie soll ein reiner Druckknopf an der Front frontalen Regen während der Fahrt abhalten? Nach etwas Recherche stellte sich heraus, dass es wohl gängige Praxis bei Textilkombinationen für mehrere Wetterlagen ist, lediglich ein Innenteil aus wasserabweisender Membran einzuhängen. Aus Sicht des Outdoorers, der jahrelang gut mit dem Zwiebelprinzip durch Wind und Wetter gewandert ist, störte mich der Gedanke, die schützende Schicht nicht an der Außenseite sondern innen zu haben. Auch nach mehrmaliger Überlegung ergibt das für mich keinerlei Sinn. Wenn es regnet und sich die Außenseite mit Wasser vollsaugt, wird der Anzug deutlich schwerer. Deutlich schlimmer ist aber, dass der Anzug zum Kühlschrank wird. Die Energie, die verbraucht wird, um den Anzug zu trocknen und das Wasser zu verdunsten, kommt in erster Linie aus dem eigenen Körper. Da dieser Prozess auch während der Fahrt stattfindet und nicht erst, wenn es nicht mehr regnet, besteht die Gefahr, dass man nach und nach auskühlt. Daher war ein Großteil, der zur Verfügung stehenden Modelle auch raus, bis ich auf den von Touratech und Stadler gemeinsam entwickelten Anzug „Compañero Worldwide“ stieß (da ich echt lange danach suchen musste, wie man die Tilde über das n setzen kann: STRG + ALT + ~ und anschließend n). Wie der Name schon vermuten lässt, ist dieser wirklich für den weltweiten Einsatz konzipiert. Die äußere Schicht besteht aus einer wetterfesten GoreTex Pro Shell, welche nicht wie eine Beschichtung nach einiger Zeit die Wasserdichtigkeit verlieren kann. Das Innenteil verfügt hierbei über integrierte Protektoren und besteht außer an den gefährdeten Stellen aus einer grobmaschigen abriebfesten Kunstfaser (Cordura AFT), die sich anfühlt, als würde man im T-Shirt fahren. Die Außenseite besteht, wie bereits geschildert, aus einer Pro Shell Membran aus abriebfestem Cordura, die im Grunde auch als eigene Regenjacke/-hose genutzt werden kann, wenn sie nicht mit der Innenseite verbunden ist. Es gibt noch weitere Punkte, die mich von diesem Modell überzeugt haben, die ihr demnächst hier nachlesen könnt.

Heute werde ich für drei Tage das komplette Equipment zum ersten Mal testen können. Ich hoffe, dass ich dann nächste Woche auch dazu komme, die ersten Videos der Sena Prism online zu stellen.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.

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